Schattenreich Nr. 6
 
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Schattenreich Nr. 6

Rezension von Ramona Schroller

 

Band 6 des „Schattenreich Pulp Magazines“ ist erschienen. Ein Grund zum Jubeln, ein Grund, ein wenig traurig zu sein. Denn mit diesem Heft endet Charlotte Engmanns Zyklus um den Vampir Lukas und seine Bluttochter Perdita. In „ein Schnitter namens Tod“ gibt es wieder eine überraschende Wendung, aber auch Tragik. Ein gelungenes Gesamtwerk, das auch verstanden wird, wenn man ein Heft verpaßt hat.

 

Eines allerdings läßt mich doch ein wenig zweifeln. Nichts gegen die Reiter der Apokalypse oder den Vampir Lukas. Auch habe ich eigentlich keine Einwände gegen die vielen Spieluhren und ihre Geheimnisse. Allerdings zweifle ich doch daran, ob die teilweise doch recht vergessenen Weisen, die diese Spieluhren zum besten geben, tatsächlich verstanden werden als das, was sie sind. Dem einen oder anderen Leser könnten die Hinweise zu sehr mit dem Holzhammer versetzt zu sein scheinen, dabei hat es mit den Liedern andere Bewandnis - zumindest gehe ich davon aus.

 

Aber lassen wir diese unnütze Diskussion. Als Rezensentin kann ich nur sagen, mir hat der Zyklus gefallen, auch wenn er teilweise ein paar Längen hatte. Engmann hat im großen und ganzen gute Arbeit abgeliefert. Sie schreibt unterhaltsam und spannend. Und schon allein das ist ein Grund, ihre Geschichten hochzuhalten.

 

Luc Bahl ist der zweite im Bunde und steuert die erste reine Fantasy-Geschichte im „Schattenreich“ bei. „Die goldene Ziege“ berichtet über das ungleiche Paar Bär und Werrend dem Blinden, einem Barbar (?) und einem Dieb. Sie werden von einem Magier angeheuert, das Wahrzeichen einer Stadt zu stehlen, mit überraschendem Ausgang ...

 

Was soll ich hier schreiben? Die erste Geschichte von Bahl hat mir sehr gut gefallen, sie erhielt mein Prädikat „sehr gut“. Das kann ich von der „goldenen Ziege“ leider nicht behaupten. Selbst wenn ich jetzt wieder die vielzitierte „Heftromanqualität“ herbeizaubere, bleibt von dieser Geschichte in meinen Augen nicht viel übrig. Klischee trifft Klischee, der Witz des ganzen wirkt schal und abgestanden - kurzum, der deutsche Fantasy-Teufel hat wieder zugeschlagen und eine gute Idee zu nichte gemacht. Als Leser bleibe ich enttäuscht zurück und frage mich, warum es einfach nicht funktionieren will.

 

Die Antwort könnte ich den großen Verlagen schon geben (hier sei nur die Stichworte „Alter des Lesers“ und „Erfahrung des Lesers“ erwähnt). Denn vor allem bei denen kränkelt es gewaltig, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen und fleißig weiter ein und die gleiche Geschichte zum x-ten Mal wiederkäuen lassen von ihren „innovativen jungen, neuen“ Autoren. Was in der Phantastik und dem Horror größtenteils klappt, nicht immer, aber immerhin doch wesentlich öfter als gerade in der Fantasy, scheint gerade im fantasiereichsten Untergenre absolut verpönnt zu sein.

 

Aber lassen wir diese Diskussion, sie führt sowieso zu nichts. Zurück zur „goldenen Ziege“, die dieses Mal ein eindeutiges Minus von mir erhält. Meine inständige Bitte an den Autoren lautet hier: Kehr zurück zu deinen hervorragenden Phantastik-Geschichten und laß die Fantasy einfach links liegen, ja? Zumindest Horror kannst du wirklich super klasse schreiben, also bleib dabei.

 

Als letzter im Bunde hat sich Marc Tannous ins „Schattenreich“ gewagt. Laut Vita wieder ein Bastei-Zinne-Autor, Jerry Cotton und die SF-Serie „Bad Earth“ stehen auf seiner Liste. Mit „der Vampir von Mailand“ tritt er jetzt in Engmanns Fußstapfen und beginnt den nächsten Sechsteiler im „Schattenreich“.

 

Walker ist ein Ex-CIA-Mann und jetzt für den Vatikan als Ermittler und „Mädchen fürs Grobe“ tätig. Kurz gesagt, er ist ein Dämonenjäger. Aufmerksam geworden durch einige grausame Morde ist Walker nach Mailand gekommen, um nähere Untersuchungen durchzuführen. Und, bingo, er ist plötzlich auf der Spur von wenigstem einem Vampir. Aber wie kann das sein? Vampire sind Einzelgänger.

 

Routiniert und actionreich gibt sich der Anfang dieses neuen Zyklus, wenn auch zum Höhepunkt hin etwas durchsichtig. Das ändert sich jedoch, als man näheres über die Hintergründe der Vampire erfährt. Wenn diese Wendung nicht wäre, würde ich dieser Geschichte den Stempel „durchwachsen“ verpassen, so aber hat sie noch die Kurve gekriegt und verdient doch noch „Gut“ *zwinker*. Vor allem gefiel mir der offene Schluß, der mich schon auf das möglichst schneller Rumgehen der nächsten 14 Tage ersehnen läßt. Guter Anfang, bin gespannt, wie es weitergeht.

 

Und wieder einmal - Mimikri! Die junge Dame hat sich dieses Mal für das neue Jahr viel vorgenommen. Ob sie es halten kann? *hüstel* Also ich wage das zu bezweifeln. Aber wieder herrlich skurril! Dieses Mädchen ist jedes Mal der erste Blick, den ich ins Heft werfe, einfach weil ich sie so herrlich schräg finde und mich über ihre Kurzcomics jedes Mal halbtot lache. Super Fang!

 

Im Mittelteil des Heftes erklärt Medusa den Sinn des Weihnachtsfestes - oder versucht ihn zu ergründen. Tja, was soll ich dazu sagen? Wenn Weihnachten nicht wäre, hätte ich eine gehörige Lücke in meinem Geldbeutel, aber gut.

 

Ein Club in Berlin wird vorgestellt, für alle Interessierten, wieder die Cd-Besprechungen sowie ein kurzes Interview mit der Band „Saltatio Mortis“, die mir leider unbekannt sind. Es bleibt dabei, ich kenne mich in der Szene nicht aus, wundere mich nur darüber, daß offensichtliche Mittelalter-Musiker in einem Heft für Gothics zu Wort kommen. Aber gut, die Verflechtungen kenne ich nicht und lasse darum meine Finger davon.

 

„Die Stimmen aus der Gruft“ sind auch wieder seehr still, so daß Morpheus zwei Seiten erneut allein füllen muß. Was er wirklich sehr gut schafft und interessante neue Infos gibt.

 

Tja, das war schon wieder das 6. Heft. Jetzt können wir alle uns auf ein gutes neues Jahr und ein neues Heft „Schattenreich - Pulp Magazine“ freuen. Und nicht unbedingt so halten wie Mimikri. Nicht zu viele gute Vorsätze.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241205041200ba04c65b
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Schattenreich Nr. 6

Erscheinungsdatum: 07.12.2004

Bastei

 

Inhalt:

  • Charlotte Engmann - EIN SCHNITTER NAMENS TOD

  • Luc Bahl - DIE GOLDENE ZIEGE

  • Marc Tannous - DER VAMPIR VON MAILAND


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Erstellt: 10.09.2005, zuletzt aktualisiert: 05.06.2024 18:42, 1246