Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Mit „Secret Wars“ kreierte Marvel in den 80er Jahren das erste Mega-Event seiner Art. Drei Jahrzehnte später schuf Jonathan Hickman mit dem gleichen Titel ein noch folgenreicheres Ereignis. Paninis Sammelband „Secret Wars“ vereinigt alle zehn Teile, die erstmals zwischen Juni 2015 und März 2016 erschienen.
Ein kosmische Inkursion lässt im Marvel-Multiversum immer wieder zwei Welten zusammenprallen, von denen darauf mindestens eine untergeht. Nun trifft es ausgerechnet die den Lesern vertraute Erde-616 sowie Erde-1610. Angeheizt wird der Konflikt durch die These, dass die eigenen Überlebenschancen durch die Vernichtung des anderen Universums steigen. Deshalb schicken die skrupellosen Versionen von Reed Richards und Nick Fury von Erde-1610, eine Armada, um die konkurrierende Erde zu vernichten. Dem stellen sich zahlreiche Superhelden von Erde-616 entgegen und es kommt zu einem galaktischen Kampf. Das Ende ist mehr als unerwartet: Battleworld.
Viele Mega-Events starten mit einer langwierigen Exposition, bevor es im Finale am Ende richtig zur Sache geht. Die zweite Auflage von „Secret Wars“ ist da anders. Bereits nach einem kurzen Einstieg gibt es reichlich Action beim Kampf von Superhelden und Kampfschiffen von zwei Erden zu bestaunen. Das Ergebnis bietet eine handfeste Überraschung – der noch weitere unerwartete Wendungen folgen. Natürlich lässt es sich Jonathan Hickman aber nicht nehmen, auch am Ende des Sammelbandes noch einmal einen fetten Showdown zu präsentieren. Dazwischen dürfen Fans zahlreiche bekannte und unbekannte Superhelden und Superschurken in neuen Kontexten bestaunen. Dabei gibt es auch immer wieder witzige und fast absurde Einfälle zu entdecken. Wer hätte etwa gedacht, dass der Weltenverschlinger Galactus einmal als eine Art Babysitter für den kleinen Franklin Richards agiert? Insgesamt ist „Secret Wars“ aber eher episch als komisch angelegt. Es lassen sich zudem sogar einige implizite philosophische Fragen entdecken. Wie viel Freiheit benötigt eine Gesellschaft? Wie bestimmt das Umfeld unsere Entscheidungen?
Für Neueinsteiger in das Marvel-Superhelden-Multiversum ist „Secret Wars“ definitiv nicht geeignet. Denn einen besonderen Reiz macht es eben aus, eine Vielzahl von aus vorherigen Veröffentlichungen bekannte Charaktere Helden in neuen Rollen zu sehen. Wenn in einem einzigen – wenngleich erfreulich umfangreichen – Sammelband so viele Superwesen versammelt sind, kommen zwangsläufig diverse Charaktere zu kurz. Das kann auch Jonathan Hickman nicht ganz verhindern. Er fokussiert sich auf einige zentrale Figuren und spendiert anderen nur einen kleinen Gastauftritt.
Für die zeichnerische Umsetzung ist vor allem Esad Ribic verantwortlich, der zusammen mit Jonathan Hickman bereits an „Ultimate Comics: Ultimate“ und „Avengers“ arbeitete. Seine Fähigkeiten beweist der Kroate besonders bei der mitreißenden Inszenierung epischer Kämpfe. Zudem arbeitet er die Mimik vieler Charaktere ansprechend heraus. Allerdings sind einige Hintergründe eher einfach gestaltet.
Fazit:
Wer epische Fights und Überraschungen mag, sowie bekannte Superwesen in neuen Kontexten bestaunen will, ist mit dem auch zeichnerisch sehr gefälligen Event „Secret Wars“ bestens bedient.
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