Sex, Love Cyberspace (Autor: Helmuth W. Mommers; Genre: ScienceFiction)
 
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Leseprobe: Sex, Love, Cyberspace

Sex, Love, Cyberspace

Autor: Helmuth W. Mommers

Blitz-Verlag 2124: Magic Collection Band 24

256 Seiten im Großformat 17 x 22 cm

September 2003

ISBN 3-89840-854-X

Erhältlich bei: Amazon

 

Disclaimer:

Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.

 

 

Leseprobe:

"Ersterscheinung April/2003 in c´t Magazin für Computertechnik, No. 9"

"aus Erzählband SEX, LOVE, CYBERSPACE Magic Collection 2124, Blitz 2003"

Copyright 2003 by Helmuth W. Mommers.

 

Für René Descartes könnte alles nur eine Täuschung sein. Nur eines nicht: das eigene Denken und Zweifeln. »Ich denke, also bin ich« – damit ist für ihn die eigene Existenz bewiesen. Wie schon für Parmenides (540-480 v.Chr.) – »Dasselbe aber ist Denken und Sein.« In Zukunft wird dieser Lehrsatz schicksalhafte Bedeutung gewinnen ...

 

Cogito ergo sum

 

Hier bin ich und warte auf meinen Liebhaber. Ich sitze auf einem Bett, in einem blauen Kleid, schulterfrei, mit kurzem Rock, die Knie sind aneinander gepresst, meine Hände liegen in meinem Schoß. Ich blicke zur Tür, durch die er hereinkommen wird. Ich heiße Nora, er heißt Ben.

Da ist er auch schon. Groß, schlank, brünett, heller Teint – jung: einundvierzig. Er lächelt, als er mich sieht. Ich lächle auch und erhebe mich. Unwillkürlich fahren meine Hände die Seiten entlang, um den Stoff zu glätten. Ich will schön für ihn sein. Ich liebe ihn.

Sie war heute wieder besonders reizvoll. Ein Traum von einer Frau. »Hallo, Nora«, sagte Ben. Wie er dieses Rendezvous herbeigesehnt hatte!

»Hallo, Ben.« Endlich, denke ich.

Ben trat auf sie zu und fasste sie an den Oberarmen. »Wie schön du wieder bist!« Er küsste sie zärtlich auf die Wange. Sah ihr in die dunklen, samtmatten Augen. Seine Hände glitten an ihrem Körper hinab, an Busen, Taille, Hüften. Was für eine Traumfigur!

Ich schiebe die Brust raus, ziehe den Bauch ein. Er starrt in mein Dekolleté. Ich gefalle ihm. Er gefällt mir auch.

Sanft drückte er sie nach hinten, ließ ihren Körper aufs Bett gleiten. Der Rock rutschte hoch, die Brüste wogten zum Hals, das Haar breitete sich fächerförmig rund um ihren Kopf. Er fasste mit beiden Händen in die schwarze, seidige Fülle und sog den Duft ein. Dann rieb er seine Nase an ihrer Nase, seine Lippen suchten ihre Lippen.

Ich erwidere seinen Kuss. »Ach, Ben!«, stöhne ich, als ich seine Hand unter meinem Rock spüre. »Ja ... ja, Ben ...« Er ist so zärtlich.

Sie war wie Wachs in seinen Händen. So willig! Und so wunderschön! Seine Libido überwältigte ihn. »Nora, meine Nora …!« Mit zitternden Händen entkleidete er sie.

Ich kann es kaum erwarten. Ich helfe ihm, das Hemd abzustreifen, öffne seinen Hosenbund. Als er in mich eindringt, fasse ich wie selbstverständlich an seine Popacken und unterstütze ihn mit jedem Ruck.

Sie bewegte sich in perfekter Synchronisation zu ihm.

Ich fühle mich, als seien wir eins.

Es war der Himmel auf Erden, und schließlich das Paradies.

Gott, wie bin ich glücklich!

Ben sank ermattet in ihre Arme.

Ich halte ihn umschlungen, streichle seinen Kopf. Er ist mein großes Baby.

Ben verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange. »Ich liebe dich. Bis bald.«

Ich dich auch, denke ich noch.

 

Hier sitze ich wieder und warte auf Ben. Es ist derselbe Raum, dasselbe Bett, nur das Kleid ist diesmal rot. Ich weiß, gleich wird er kommen.

Warum sitze ich eigentlich? Ich stehe auf, streiche das Kleid glatt.

Und warum sollte er gleich kommen? Er war doch gerade da ...

Merkwürdig.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns hier treffen. Ich erinnere mich an die letzten beiden Male, unter gleichen Umständen, mit demselben Ablauf. Davor – davor kannten wir uns auch schon. Da war er aber jünger gewesen. Indes – ich erinnere mich nicht an Intimitäten. Nur an Freundschaft.

»Hallo, Ben«, begrüße ich ihn, als er eintritt. Sein Anblick erfüllt mich mit Freude. Ich mag ihn wirklich. Ich glaube, ich liebe ihn.

»Nora, mein Schatz«, sagte Ben. Toll sah sie wieder aus in diesem roten Kleid, seidig und eng anliegend wie eine zweite Haut. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Ich räkele meinen Körper, Brust raus, Bauch rein, schwinge die Hüften. Ich weiß, das wirkt ungemein erotisch. Wenn ich dann noch den Mund halb öffne und ihn schmachtend anblicke – dann kriegt er weiche Knie. Ich mach’s; ich liebe es, die Männer zu verführen. Wieso die Männer?

Diesmal kam Ben gleich zur Sache. Er konnte es gar nicht erwarten, das rote Kleid war für ihn wie das rote Tuch für den Stier. Er hakte seine Finger in den trägerlosen Rand und zog ihr das Kleid ruckartig herab; ihre Brüste sprangen ihm entgegen, mit zitternd erigierten Brustwarzen, darunter der flache Bauch und ein Venushügel voller Versprechungen.

Es bereitet mir Vergnügen zu sehen, wie er in Leidenschaft entbrannt ist. Ich schüre das Feuer, indem ich mit dem Oberkörper wackle. Jetzt noch das Becken kreisen lassen – gleich explodiert er!

Sie machte ihn total verrückt! Ben wurde regelrecht süchtig nach ihr. Mann, beherrsch’ dich, ermahnte er sich, deine Phantasie läuft mit dir davon!

Das Feuer scheint auch mich gepackt zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ... Es ist, als sitze ein Dämon in mir und stachle mich dazu an. Also übernehme ich die Initiative. Runter mit der Hose. Aaah, ist das geil!

»Ben«, sage ich, »los, Ben, mach’s mir!« Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und springe an ihm hoch, klammere mich mit den Beinen hinter seinem Rücken fest. Was ist nur los mit mir? So kenne ich mich gar nicht ...

Ben blieb fast der Atem weg. Dann packte er ihr Gesäß und gab sein Bestes – nein, mehr als das, eine traumhafte Vorstellung.

Was jetzt?, frage ich mich danach. Der obligate Abschied? Kuss, Liebesschwur – und aus, und wieder von vorne? Ist das alles im Leben? Bin ich nur Nora, sein Spielzeug? Oder – oder ist Ben etwa mein Spielzeug?

Ich muss es wissen.

»Ciao«, sagte Ben. Er gab ihr einen Kuss auf den Mund. »Ich liebe dich. Du bist wundervoll.«

»Ciao!« Ich sehe ihn nachdenklich an. »Ben?«

»Ja?« Ben blickte überrascht.

»Liebst du mich wirklich?«

Ben lachte. »Natürlich, mein Schatz! Was für ein Gedanke.«

»Ich liebe dich auch.« Und ich meine es.

 

Kaum ist er gegangen, warte ich schon wieder auf ihn. Was soll das Spiel? Ungeduldig stehe ich auf, streiche das Kleid glatt. Es ist gar kein Kleid, es ist ein Negligé. Ich blicke an mir herab, sehe meinen Körper durch das hauchzarte Gewebe schimmern. Meine Brüste waren immer schon stramm nach vorne gerichtet, aber ich glaube, sie sind etwas gewachsen. Habe ich zugenommen? Ich befühle meine Hüften. Nein, eher etwas abgenommen. Meine Erinnerung ist nicht so klar; nicht, was meinen nackten Körper betrifft. Habe ich mich nie so im Spiegel betrachtet? Immer nur in Kleidern?

Überhaupt, wie komme ich hierher? Da ist eine Erinnerungslücke. Immer merkwürdiger das. Verliere ich den Verstand?

Wer bin ich? – Nora, ich bin Dr. Nora Wendland. Sechsundzwanzig. Abgeschlossenes Studium an der Medizinischen Hochschule, Assistenzärztin, nicht verheiratet, keine Kinder – noch keine. Dafür Männerbekanntschaften, nicht zu wenige. Die Männer sind mir immer schon nachgelaufen. Besonders Ben, ein ganz Hartnäckiger. Kannte ihn von der Uni her ... Aber irgendwie – ja, was eigentlich? Hatte ihn doch aus den Augen verloren, oder er mich. Weiß nicht mehr so recht ... Bis neulich, bis ...

»Hallo, Nora, mein Schatz!« Er versuchte, sie nicht direkt anzusehen.

Ben steht in der Tür. »Hallo, Ben«, sage ich automatisch. »Ich habe schon auf dich gewartet.« Es stimmt zwar, aber warum sage ich so etwas? Eigentlich wollte ich fragen: »Sag, was hast du gemacht? Du warst doch eben weg.«

»Da bin ich also wieder«, sagte Ben. Klang irgendwie idiotisch, aber diesmal würde er die Sache ruhiger angehen; etwas mehr Zurückhaltung war angebracht, wo sollte das alles sonst enden? – Liebst du mich wirklich?, hatte sie gefragt. Als nächstes käme: Willst du mich heiraten? War die Welt verrückt geworden?

Ben konnte die Augen nicht länger von ihrem Körper abwenden. Zu verführerisch sah sie aus. Vielleicht wenn er nur mal schnell – und nachher ...?

Ich sehe seinen gierigen Blick, und wie sein Fleisch die Herrschaft über ihn gewinnt. Heute ist mir gar nicht nach Verführung zumute. Wozu dann das Negligé? War das meine Idee? Seine?

»Komm«, sagte Ben; er öffnete seinen Hosenschlitz. »Ich halte es nicht mehr aus!«

Automatisch gehe ich auf die Knie, komme mir vor wie eine Marionette, von unsichtbaren Fäden gezogen. Nicht aus eigenem Antrieb, sondern von außen gesteuert, erfülle ich ihm seinen Wunsch. Ich liebe ihn. Ich möchte, dass er glücklich ist. Möchte von ihm wiedergeliebt werden.

Ben streichelte ihr Haar. Nahm ihren Kopf in beide Hände. Er bückte sich und küsste ihre Stirn. »Du bist so gut zu mir. Ich liebe dich!« Tatsächlich liebte er sie von ganzem Herzen.

Ich höre seine Worte und blicke zu ihm auf. Ich sehe seine Augen; sie sprechen die Wahrheit. Ben liebt Nora. Nora liebt Ben.

Eigentlich hatte er sich zurückhalten wollen; aber dann war seine Begierde mit ihm durchgebrannt. Warum auch ein Negligé? Wie töricht! Nächstes Mal ...

»Ben«, sage ich, »geh nicht fort. Lass mich nicht allein.«

»Ich komm ja gleich wieder.« Und weg ist er.

Nur ich bleibe da – allein für ein paar Augenblicke – zwischen einem Akt und dem nächsten, und weiß nicht, was in der Pause passiert ist. Und schon gar nicht, worum es in diesem Stück geht.

 

Kaum geblinzelt, schon stehe ich wieder da in Warteposition. Ich trage ein schwarzes Abendkleid, an beiden Schenkeln geschlitzt, mit dünnen Trägern, darunter rote Spitzenwäsche. Ich habe keine Erinnerung daran, mich umgezogen zu haben.

Jetzt kommt Ben. Auch er ist schwarz gekleidet, um den Hals ein rotes Seidentuch, im Knopfloch eine rote Nelke. Brillantine im Haar. Ein verwegenes Lächeln im Gesicht.

»Hallo, Nora. Mi cariño. Guapissima!« Ben nahm ihre Hand, küsste sie.

»Hallo, Ben.« Ich sonne mich in seiner Bewunderung.

Ben reichte ihr den Arm. »Auf geht’s«, verkündete er.

Ich hänge mich bei ihm ein, sehe ihn fragend an.

»In den Tanzpalast. Tango tanzen.« Ben schloss für einen Moment die Augen, visualisierte sein Ziel, sprang auf die anvisierten Koordinaten.

Plötzlich stehe ich in EMI, an Bens Seite, mitten unter Hunderten Leuten. Ich erkenne den Ort wieder. Wir sind hier im Cyberspace. Wahrscheinlich war ich öfters hier, kann mich aber an kein bestimmtes Mal erinnern.

Ben buchte und sprang mit ihr in die südamerikanische Abteilung. Hier tobten heiße Rhythmen. Er geleitete Nora in den Sala Argentina, dort an einen Tisch, rückte den Stuhl für sie zurecht, bestellte Drinks. Minutenlang schwieg er, versunken in die schwermütige Melodie von La Cumparsita. »Wollen wir?«, fragte er mit einem Blick auf die Tanzfläche.

Das Lied erzählt von tragischer Liebe, Leid, Sehnsucht, unerfüllter Hoffnung in einem. Es ist wie ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann. Er beschreibt mich. Ich sage: »Ich kann keinen Tango tanzen.« Hab’s noch nie gemacht.

»Klar kannst du. Hier kannst du alles.« Ben stand auf, reichte ihr die Hand.

Natürlich. Download genügt. Im nächsten Moment eile ich auf meinen hohen Absätzen aufs Parkett und schwinge das Tanzbein. Ich gehe auf in der Melodie, synchron mit meinem Liebhaber. Tango – mortale! Es ist, als habe ich’s schon immer im Blut gehabt.

»Du tanzt göttlich«, schnaufte Ben nach einer heißen Runde.

Nicht minder gut tanzt er. Übung oder Download? »Ben«, sage ich, als wir wieder am Tisch sitzen, »Ich muss mit dir sprechen ...«

Ben war verwundert, sagte aber nichts. Was sollte sie schon mit ihm besprechen wollen?

Ich überlege. Was will ich eigentlich besprechen? Die Fragen, die sich mir stellen ... Nach dem Warum, dem Wie und Was? Aber ich frage etwas ganz anderes: »Wer bin ich?«

Nach einer Pause die Antwort: »Du bist Nora, meine Freundin. Reicht das?«

Ich schüttele den Kopf.

»Dr. Nora Wendland.«

»Das weiß ich. Aber wer bin ich wirklich?« Das ist nur ein Teil von mir. Ich bin mehr als Dr. Nora Wendland – oder auch weniger ... Vielleicht sollte ich anders fragen.

»Meine allerliebste Nora.« Ben umschloss ihre schmalen Finger mit seiner kräftigen Hand. »Mein Auge und mein Herz. Das bist du. Ja, wirklich!«

»Also gut«, sage ich. »Dann anders gefragt: Was bin ich?« Ich sehe, wie Ben nach Worten ringt. Weiß er es auch nicht? Fragt er sich dasselbe? Ich sehe ihn an und weiß, das ist Ben, mein Jugendfreund aus der Schulzeit, plötzlich mein Geliebter und jetzt ...

»Du bist Noras Verkörperung im Netz.«

»Ein Avatar? Nicht wirklich sie?« Das wäre eine Erklärung.

»Kein Avatar.« Ben zögerte, es ihr zu sagen. Irgendwie schämte er sich.

»Was dann?« Ich will es wissen – ich muss es wissen! Jetzt quält es mich erst recht.

»Du bist meine Vorstellung von Nora. Von einem wunderhübschen Mädchen, in das ich verliebt war.« Verdammt, jetzt war es draußen! Ben spürte die Röte in seinem Gesicht; es war ihm heiß geworden. Was stellte sie auch für Fragen? War das normal?

Ich zittere innerlich. Ich nur eine Vorstellung? Ein Phantom? – Fantasiegebilde? »Nicht wirklich?«, frage ich mit stockender Stimme. »Bin – ich – nicht – wirklich?«

Ben drückte fest ihre Hände. »Nora, du bist für mich so wirklich wie – wie – mein Leben.« Er spürte Tränen in den Augen; um nichts in der Welt würde er sie verlieren wollen. »Ich liebe dich – so wie du bist!«

»Und wie bin ich?«

»Wunderbar – einfach preciosa!«

»Ich meine, wenn ich nicht aus Fleisch und Blut bin – bin ich dann deine Gedankenprojektion oder eine Simulation oder nur ein elektronisches Programm?«

»Du bist die Simulation der Nora aus meiner Erinnerung.« Dieses Gespräch ging in eine völlig falsche Richtung! Ben würde sofort den Kundendienst kontaktieren müssen ...

 

 

»Nicht wirklich?« Ich kann es kaum fassen. Alles, was in mir vorgeht, soll nur meine Einbildung sein, oder vielmehr die Einbildung anderer? Alles, was ich fühle, soll nicht echt sein? Meine Liebe nicht, meine Sorge nicht? Auch nicht die Angst, die ich plötzlich verspüre? – um mein Leben ... Denke ich oder denke ich nicht?

»Sie sagen, du seist so gut wie echt. Wie ein Mensch. Wie ich oder jeder andere.«

»Und die andere Nora, die richtige? Wie ist sie? Liebst du sie?« Der Gedanke quält mich. Frage ich aus Eifersucht? – Die Melodie des Tangos gibt mir die Antwort. Sie spricht mir aus der Seele.

»Nein, nicht mehr«, sagte Ben nachdenklich. Und dann: »Sie ist jetzt einundvierzig, hat ein Kind. Ich habe nie eine Chance bei ihr gehabt.« Er erinnerte sich zurück an die Jugend, als er unglücklich in sie verliebt gewesen war. Nora, sein Traum – hier saß sie vor ihm, so wie damals, aber jetzt wahr geworden: seine neue Wirklichkeit.

Ich denke – also bin ich. Wenn ich eine Simulation bin, was ist dann Ben hier im Cyberspace, wenn nicht auch eine Simulation? Ich habe einen freien Willen. Habe ich das? Ich entziehe Ben meine Hände, stehe auf. Siehst du, ich mache, was ich will ... »Ben«, sage ich, »ich gehe jetzt weg, einfach weg. Ich muss allein sein. Muss nachdenken ...«

Ben war sprachlos, saß wie erstarrt.

Im nächsten Moment befinde ich mich woanders. Ich kenne diesen Ort – auch hier muss ich schon einmal gewesen sein. Das ist das EroSpace. Was mache ich ausgerechnet hier? Was macht Ben hier? Ben nimmt mich an der Hand und –

– und wir sind zurück im Zimmer. Unserem Zimmer. Dort, wo ich immer auf ihn warte.

Ben nahm sie in die Arme, streichelte ihr Haar. Dann küsste er sie auf die Stirn. »Mein armer Engel«, tröstete er sie, »was machst du dir solche Gedanken? Vergiss sie. Ich liebe dich und du liebst mich – was wollen wir mehr?«

Ich will meinen freien Willen. Will mein eigenes Ich sein, nicht ein geborgtes. Ich löse mich aus seiner Umarmung, als ich spüre, wie er begehrlich wird.»Ben, nicht jetzt«, sage ich. »Lass mich ein bisschen nachdenken. Allein. Aber – aber nicht gleich – ausschalten, bitte!« War ausschalten das Wort? Klick und aus?!

Ben fühlte sich durch ihre Abwehr angestachelt. Er wollte sie besitzen, jetzt! Sogleich! Er sah, sie atmete schwer, ihr Busen hob und senkte sich verführerisch. Sollte er sie ausziehen oder ihre Kleider gleich verschwinden lassen? Zuerst das Abendkleid, weg war’s! Jetzt stand sie in der roten Unterwäsche da. Rot war seine Farbe – rot wie Blut und Liebe!

Er hat mich ausgezogen ... Was macht er mit mir?

»Ben, bitte – nicht!« Meine Augen flehen ihn an. Er zögert. Dann –

Ben klinkte sich aus.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon auf dem Bett sitze, seit er verschwunden ist, aber ich habe Zeit gehabt, nachzudenken. Bin mir über einiges klar geworden. Auch darüber, dass ich Ben liebe. Aufrichtig. Simulation hin oder her.

Wenn ich ihn das nächste Mal wieder sehe, zeige ich ihm, wie sehr ich ihn liebe. Dann rede ich mit ihm. Über alles.

Auch darüber, wie es mit uns weitergehen soll ...

Er wird doch kommen, oder?

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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 25.02.2015 09:38, 118