Shanghaien (Kartenspiel)
 
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Shanghaien

Rezension von Marcus Krug

 

So mancher Matrose betrat in Shanghai eine Hafenkneipe und wachte in der Kajüte eines Seelenverkäufers wieder auf: So bekam diese Anwerbemethode skrupelloser Kapitäne den Namen „shanghaien“!

Zwei Kapitäne würfeln um die bessere Mannschaft und machen dabei selbst vor schmutzigen Tricks nicht halt.

 

Dem aktuellen Trend der taktischen Würfelspiele folgend, hat Abacus Spiele zur Messe in Nürnberg „Shanghaien“ von Roman Pelek und Michael Schacht herausgebracht. Ähnlich wie bei „Um Krone und Kragen“, Yspahan“ und „Kingsburg“ versuchen die Spieler ihr Würfelglück aufs Äußerste zu strapazieren, wobei auch taktische Überlegungen nicht zu kurz kommen sollen. Anders als diese Spiele ist „Shanghaien“ jedoch nur für 2 Spieler gedacht. In diesem Zusammenhang kommt einem dann auch die verwendete Schachtel bekannt vor, hat sie doch das gleiche Format wie manche Spiele der Kosmos 2 Spielerserie.

 

Spielziel

 

Wie bereits dem Beschreibungstext zu entnehmen, geht es um die Zusammenstellung einer Mannschaft aus Seeleuten. Hierzu wird gewürfelt, was das Zeug hält. Die Seeleute gehören verschiedenen Nationalitäten an. Innerhalb jeder dieser Nationalitäten erfolgt am Ende eine Wertung. Der Spieler mit der Stärkeren Mannschaft gewinnt.

 

Ausstattung

 

Ist der Karton in kräftigem Rot schon auffällig, sind die Karten dann nochmals deutlich schreiend bunter. Die Spielkarten zeigen Bilder von Seeleuten der verschiedenen Nationalitäten. Dabei fängt der Zeichenstil auf lustige Art die typischen Merkmale der Nationalitäten ein: Deutsche in Lederhosen, Holländer in Holzschuhen und Italiener mit hohem Coolnessfaktor.

 

In der Schachtel findet der Käufer:

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48 Spielkarten

12 Würfel

2 Spielfiguren

1 Spielregel

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Spielregeln

 

Die Spielregeln sind sehr einfach gehalten und beschränken sich auf 4 Seiten DinA5 mit vielen Bildern und ausführlichen Beispielen. Insgesamt sollte das Studium der Regeln keine 5 Minuten dauern und Fragen sollten keine offen bleiben. Als Bonus sind die Regeln dann neben Deutsch auch in Englisch, Französisch und Italienisch vorhanden.

 

Spielverlauf

 

Jeder Spieler bekommt 6 Würfel in einer Farbe sowie eine Kapitänsfigur.

Die 48 Spielkarten, um die gespielt wird, setzen sich aus Matrosen in 8 Farben zusammen, jeweils mit den Werten 1, 2, 3, 3, 4, sowie 8 Sonderkarten „schmutzige Tricks“, die Spezialfertigkeiten gewähren.

 

Die 48 Spielkarten werden gemischt und dann für die erste Runde 6 in einer Reihe aufgedeckt. Das Spiel wird insgesamt in 8 Runden gespielt, in denen um jeweils 6 neue Karten gespielt werden. Wie bekommen die Spieler nun die Karten?

 

Die Spieler haben in ihrem Zug 2 Möglichkeiten. Sofern ein Spieler noch mindestens 2 seiner 6 Würfel übrig hat, kann er Spieler würfeln. Andernfalls muss er die Runde beenden.

 

Aktion 1: Würfeln und Anlegen

Der Spieler würfelt mit 2 Würfeln und muss dann genau einen davon an eine Karte anlegen. Die 6 Karten, die Matrosen darstellen oder eine der Sonderkarten sind, liegen in einer Reihe aus. Jeder Karte wird nun eine Zahl zugeordnet. Entweder von links oder von rechts, beginnend mit der eins. Der Startspieler hat dabei die Wahl, ob die erste Karte links oder rechts die 1 bekommt. Der Mitspieler ist an diese Entscheidung bis zum Ende der Runde gebunden. Wichtig: Es darf nur ein Würfel angelegt werden!

 

Dann ist der nächste Spieler am Zug.

 

Aktion 2: Shanghaien

Dies bedeutet nichts anderes als das Beenden der Runde und das Einleiten der Verteilung der 6 Karten. Diese Aktion muss ein Spieler ausführen, wenn er nur einen Würfel übrig hat, er kann sie aber auch ausführen, sobald er mindestens 2 Würfel an Karten angelegt hat.

 

Shanghaien

Wie werden die Karten nun verteilt? Hat ein Spieler an einer Karte mehr Würfel als sein Gegner anliegen, bekommt er diese Karte. Bei einem Patt werden die direkten Nachbarkarten mit berücksichtigt. Die Augen der Würfel der Spieler auf den Nachbarkarten werden addiert. Wer den höheren Wert erreicht bekommt die streitige Karte.

Karten, an denen keine Würfel liegen, kommen auf den Ablagestapel.

 

Nachdem alle Karten so gewertet worden sind, beginnt die nächste Runde indem wieder 6 neue Karten aufgedeckt werden. Dabei ist der Startspieler der Spieler, der die vorhergehende Runde nicht beendet hat.

 

Die Sonderkarten

Die Sonderkarten gewähren jeweils 2 Sonderfertigkeiten zur Auswahl. Ein Spieler kann pro Runde eine Sonderkarte im Anschluss an einen seiner Würfelwürfe spielen. Danach wird die Kapitänsfigur in die Tischmitte gestellt, um anzuzeigen, dass diese Option für diese Runde nicht mehr zur Verfügung steht.

 

Mit den Sonderkarten ist es dem Spieler erlaubt beide Würfel eines Würfelwurfes anzulegen, noch mal neu zu Würfeln, 1 zu einem Würfelwurf zu addieren oder subtrahieren und, ganz wichtig, zum Wert der Matrosen einer Farbe 2 zu addieren, um sich die Mehrheit zu sichern.

 

 

 

Wertung

Am Ende der achten Runde erfolgt die Wertung. Zunächst zählt jeder Spieler für nicht gespielte Sonderkarten einen Punkt. Danach erfolgt die Wertung der Matrosen. Dazu werden die Zahlenwerte der Matrosen einer Farbe addiert. Wer mehr Punkte hat, gewinnt die Wertung der entsprechenden Farbe und erhält die Matrosen des Gegners in dieser Farbe als Punkte. Die ursprünglichen eigenen Karten des Gewinners kommen auf den Abwurfstapel. Bei einem Patt verlieren beide Spieler die Matrosen dieser Farbe. Hat ein Spieler keine Matrosen einer Farbe, kann der Gegner seine eigenen Matrosen dieser Farbe behalten und als Punkte werten.

 

Wer danach die meisten Punkte hat, hat gewonnen.

 

Spielspaß

 

Shanghaien will ein taktisches Würfelspiel sein und dies gelingt ihm auch recht gut. Die Spieler haben ständig das Gefühl beim Einsetzen ihrer Würfel spielrelevante Entscheidungen zu treffen. Damit beschränkt sich die Aktion eben nicht auf das Würfeln und damit verbundene „Hoffen und Bangen“, sondern man kann durchaus gestaltend auf das Spiel einwirken. Durch die Sonderkarten erhöhen sich die Kontrollmöglichkeiten nochmals und der Glücksfaktor nimmt ab.

Auf der anderen Seite wird das Spiel oft dadurch entschieden, dass es einem Spieler gelingt alle Karten einer Farbe zu ergattern. Hat der Mitspieler das Pech hier nicht gegensteuern zu können, weil etwa die nötige Augenzahl für ihn nie fällt, ist dies fast immer spielentscheidend. Zugegeben, oft ist dies auch auf einen Spielfehler des Mitspielers zurückzuführen, andererseits ist Shanghaien eben auch ein Glücksspiel und genau das soll und will es ja auch sein. Wem Glück im Spiel nicht gefällt, der sollte sich anderweitig umschauen.

Nochmals zum Gefühl, wichtige Entscheidungen zu treffen. Die taktischen Möglichkeiten von Shanghaien halten sich doch in Grenzen. Grundsätzlich spielt man meist so, dass man sich von Beginn an Farben aussucht, die man nicht haben will, und dort dann versucht nur die „1“ zu bekommen. Ansonsten ist es eigentlich immer den Versuch wert, eine Farbe komplett zu bekommen, da hier die Punkte liegen. Auch wenn man also nur in überschaubarem Maße Entscheidungen trifft, gibt einem das Spiel das Gefühl, dass diese wichtig und entscheidend sind.

Was uns bei Shanghaien nicht so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass man eine sich immer wiederholende Handlung, das Würfeln zweier Würfel, sehr oft ausführt. Gerade die beschränkte Anzahl von Würfeln, die pro Zug geworfen werden, ließ hier schnell Routine aufkommen, die den Spielspaß eher gemindert hat. Interessanterweise war vielen meiner Mitspieler die Anzahl der Würfel, die man pro Zug wirft, auch zu gering, um richtiges Zockergefühl aufkommen zu lassen.

Dennoch bedient Shanghaien meiner Ansicht nach einen wichtigen Faktor von Glücks- und Würfelspielen: Man kann etwas verlieren und bangt daher um den Würfelwurf des Mitspielers. Schafft er es noch eine „6“ zu würfeln und nimmt mir damit meine schwer erwürfelte Mehrheit in grün? Oder noch schlimmer, bekommt er die letzte Karte der Farbe grün, eine „1“, von denen er bisher noch keine hat und sinken meine Punkte in grün von „9“ auf „1“?

 

Fazit

 

Shanghaien ist ein schönes Würfelspiel für genau 2 Spieler, das sich schnell spielt und bei vielen das notwendige Zockergefühl aufkommen lässt. Man hat darüber hinaus das Gefühl relevante Entscheidungen zu treffen, auch wenn dies nicht immer so ist, da der beste Zug denn doch oft offensichtlich ist. Insbesondere Wenigspieler werden Gefallen an diesem schnellen Spiel finden. Vielspielern kann es nach ein paar Spielen zu eintönig und sich wiederholend erscheinen.

Damit ist Shanghaien kein absolutes Highlight des Jahres 2008, aber dennoch ein schönes, kurzes Würfelspiel für zwei Spieler.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425095745247fb578
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Shanghaien

Autoren: Roman Pelek & Michael Schacht

AbacusSpiele

Spieleranzahl: 2

Spielzeit: ca. 20 Minuten

Mindestalter: ab 8 Jahren

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:

Inhalt:

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48 Spielkarten

1 Regelwerk in 4 Sprachen

2 Kapitäne aus Holz

12 Würfel (je 6 in rot und blau)

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Erstellt: 20.05.2008, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 6537