Sherlock Holmes – The Devil's Daughter (PC)
 
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Sherlock Holmes – The Devil's Daughter

Rezension von Cronn

 

Ich hetze durch die Straßen von Whitechappel. Um mich herum lungern Betrunkene im Rinnstein, Prostituierte wackeln lasziv mit den Hüften und Schwerenöter drängen sich an sie heran.

Aber ich habe keine Zeit, mich damit zu beschäftigen, sondern ich muss den Bierkutschern ausweichen und gleichzeitig den Mann nicht aus den Augen verlieren, der mich meinem Ziel näher bringt: den Informanten aus dem Pub.

Damit er mich nicht bemerkt, schleiche ich ab und an durch Nebenstraßen, ducke mich hinter Fässer und Kisten und warte ab. Auch der Weg über die Dächer ist für mich eine Möglichkeit der Entdeckung zu entgehen.

Schließlich habe ich es geschafft und stehe vor einer noblen Villa, die schon bessere Tage gesehen hat. Durch eine bröckelige Mauer erhalte ich die Möglichkeit auf das Gelände zu kommen. Ich schleiche mich rund um das Gebäude, spähe durch Fenster hinein und sehe den Informanten, der im Gespräch ist. Nun kann ich zurück zu meinem Auftraggeber und ihm berichten.

Das ist niemand geringeres als Sherlock Holmes, der einen neuen Fall übernommen hat …

 

Aus der Sicht des Straßenjungen gespielt, ist das neue Sherlock Holmes-Adventure fast wie eine Assassins-Creed-Mission, doch es steckt noch viel mehr in Sherlock Holmes – The Devil's Daughter.

Entwickelt wurde es von Frogwares und als Publisher fungiert Big Ben.

Doch wie gelungen ist das neue Detektivspiel?

 

Hintergrund:

Sherlock Holmes-Spiele haben bereits eine längere Tradition beim Entwickler Frogwares. Mit der letzten Installation Sherlock Holmes – Crimes and Punishment konnte das Studio einen Überraschungshit erzeugen. Haben sie das auch mit dem Nachfolger geschafft?

Die Fälle von »Sherlock Holmes – The Devil's Daughter« sind zunächst ähnlich wie beim Vorgänger, entwickeln sich dann aber zu einer mehr persönlichen Bindung des Meisterdetektivs zu den Fällen.

Die Story dahinter schwankt in der Qualität von recht gewöhnlich bis tiefgehend.

 

Gameplay:

Die einzelnen Missionen sind dabei von der Schwierigkeit der Rätsel her im mittleren bis schweren Bereich anzusiedeln. Gleich die erste Mission ist durchaus knifflig, wobei die Schwierigkeit darin besteht, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn das Spiel lässt einem viele Freiheiten darin, welche Schlüsse zu einem Ende führen und erst danach erhält man die Auflösung.

Die Kombinationen sind genauso aufgebaut wie beim Vorgänger: Man muss Hinweise finden, sie kombinieren und schlussendlich zu einem Gesamtkonstrukt zusammensetzen. Das ist hervorragend umgesetzt und funktioniert tadellos.

Aber das Spiel gerät immer dann in Schieflage, wenn es um die Actionsequenzen geht. Immer wieder wurden diese eingestreut und lockern die Rätsel auf. Dann muss man – wie eingangs beschrieben – einen Informanten beschatten oder schlüpft in die Haut von Toby, Sherlocks Hund, und läuft einer Fährte hinterher. Diese Sequenzen wirken z. T. unharmonisch in das Gesamtgefüge eingeflochten, manchmal zu schwer, dann wieder zu banal (beispielsweise muss man als Hund lediglich einer Spur am Boden folgen).

Auch die frei begehbare Umgebung trägt nicht immer zur Immersion bei. So reagieren die Menschen nicht auf Sherlock Holmes, den man aus der Third-Person-Perspektive spielt. Auch besteht die »freie« Umgebung nur aus Straßenschluchten, die sich geringfügig verzweigen. Man hat den Eindruck, dass hier nur gezwungenermaßen eine Weiterentwicklung eingefügt, aber nicht zu Ende gedacht wurde.

 

Grafik und Sound:

»Sherlock Holmes – The Devil's Daughter« ist grafisch gesehen ein kleiner Rückschritt im Vergleich mit dem Vorgänger. So setzte man damals auf die starke Unreal-Engine und nutzte sie auch tadellos aus, indem man knackig-scharfe Texturen, geschmeidige Animationen und gelungene Lichteffekte verwendete.

Das ist nun nur bedingt der Fall. Die gewählte Perspektive auf den Meisterdetektiv lässt ihn gedrungen erscheinen. Auch sind die Animationen der NPCs recht hölzern und die Auflösung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Objekte und Texturen tauchen beim Näherkommen unschön aus dem Nichts auf und auch die Skybox war schon einmal schöner anzuschauen. Insgesamt trübt das den Spieleindruck. Zweifelhaft ist zudem die Entscheidung, den Meisterdetektiv mit herunterhängenden Hosenträgern salopp gekleidet durch die Straßen laufen zu lassen.

Die Sounds passen zumeist, wirken aber an manchen Stellen der Straßenszenen unmotiviert. So hört man Kinderstimmen, obgleich weit und breit keine Kinder zu sehen sind oder man hört Menschen reden, obwohl niemand anwesend ist.

Der Rest der Musik ist klassisch aufgestellt und fügt sich harmonisch in das Spielgeschehen ein.

Fazit:

 

Das Spiel »Sherlock Holmes – The Devil's Daughter« ist im Vergleich zum Vorgänger ein Rückschritt. Die grafische Umsetzung schwächelt ebenso wie die teils unmotivierten, teils zu schweren Actionsequenzen. Gottlob kann man diese aber abschalten.

Auf der positiven Seite ist dem Spiel anzurechnen, dass es sich im Rätselbereich abwechslungsreich und gelungen knifflig gibt. Wer sich gern knietief in diese Rätsel versenkt, ist gut aufgehoben bei »Sherlock Holmes – The Devil's Daughter«.

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PC-Game:

Sherlock Holmes – The Devil's Daughter

Big Ben / Frogwares, 10. Juni 2016

Plattform: Windows 7 / 8 / 10

Medium: DVD

USK: 12

 

ASIN: B01B8ZZ8MK

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.06.2016, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:38, 14634