Druckversion: Silver Chains (PC)

Silver Chains

Rezension von Cronn

 

Ich öffne die Tür mit einem lauten Knarren. Mein Blick fällt auf ein Wohnzimmer im typisch britischen Landhausstil: massive Holzregale, teilweise getäfelte Wände, ein Fußboden aus Stiftelhölzern. Ein Jammer, dass alles bereits im Zustand der Verwüstung ist. Von den Wänden blättern Tapeten ab, die Wandtäfelung ist verkratzt und im Parkett fehlen bereits große Teile der Stiftelhölzer. Durch die hohen Fenster leuchtet das Mondlicht und wirft breite Strahlen auf den Fußboden.

Plötzlich springt mich ein geisterhaftes Mädchen entgegen und verschwindet direkt vor meinen Augen. Ich zucke zurück und mich überläuft es kalt. Was ist hier nur los?

Neben der Tür ist ein Kamin. Ich sehe, dass ein Schürhaken ebenfalls dort befestigt ist. Ich kann ihn nehmen. Vielleicht ist das eine Waffe?

Ich durchschreite den Raum und finde einen blinden Stehspiegel. Auf ihm tauchen urplötzlich Buchstaben auf – eine Geisterhandschrift! Ich soll mit ihm spielen. Mit wem? Dem Geistermädchen? Da! Einen Schlüssel soll ich finden im Untergeschoss, schreibt jemand.

Ich laufe über die Treppe nach unten. Hat sich da was im Schatten bewegt? War da ein Knarren in den Dielen? Ich werde langsam nervös und verliere die Nerven in diesem alten Herrenhaus.

Unten finde ich den Schlüssel. Als ich ihn nehme, höre ich die Türe.

»Sie kommt!«, raunt mir eine Stimme ins Ohr. Schnell renne ich zu einem Schrank und verstecke mich. Eine grauenvolle Gestalt macht Jagd auf mich, sucht nach mir. Mit klopfendem Herzen harre ich im großen Möbelstück aus.

Ob sie mich finden wird?

 

Silver Chains heißt das Game, das nun bei Headup Games erschienen ist. Entwickelt wurde es von Cracked Heads Games. Das Spiel ist – wie die Beschreibung oben schon zeigt – ein Horrorspiel, das vor allem auf Atmosphäre und Rätsel setzt. Doch wie gelungen ist der Mix?

 

Inhalt:

Peter hat einen Autounfall und wacht in einem verlassenen Herrenhaus wieder auf. Wie ist er hineingekommen und welche familiäre Verbindung hat er dazu?

Diese Frage geht man in dem Horrorgame nach. Sie ist nicht allzu innovativ, hält aber einen doch bei der Stange, so dass man wissen will, wie es weitergeht. Aber der eigentliche Star des Games ist etwas anderes.

 

Gameplay:

»Silver Chains« ist ein Spiel, das auf zwei Gameplay-Mechaniken fußt: das Absuchen der Räume des Herrenhauses und die gelegentlichen Rätsel darin.

 

Das Absuchen des Herrenhauses funktioniert recht simpel. Es gibt hier und da Hotspots, die man drücken kann. Dann erfährt man beispielsweise aus einem Brief mehr über die Hintergründe. Oder man kann ein Item mitnehmen oder einen Knopf drücken und dergleichen mehr. Was diesen Part zum heimlichen Star des Spiels macht, ist seine Atmosphäre. Durch die sehr gelungene und stimmige Grafik, sowie dem passenden Sound, wird eine durchwegs unheimliche Atmosphäre des Grauens erzeugt. Dies gelingt sehr gut und macht das Erkunden zu einem Fest für die Augen.

 

Was den zweiten Part des Gameplays angeht, müssen die Entwickler sich einige negative Kritikpunkte zu Herzen nehmen. Zum einen sind die Rätsel nicht wirklich fordernd, sondern erschöpfen sich im Finden von Items und dem korrekten Einsetzen an anderer Stelle. Ab und an muss noch ein Knopf richtig gedreht werden, aber das war es auch schon.

 

Es gibt auch eine Horrorgestalt, die im Spiel an verschiedenen Stellen auftaucht und die wirklich schaurig anzusehen ist. Das ist gelungen und auch die Notwendigkeit, sich verstecken zu müssen, ist eine Gameplaymechanik, die Spaß macht. Horrorspieler kennen dergleichen aus Amnesia, Outlast oder Alien: Isolation und jüngst bei Tormented. Es genügt in »Silver Chains« allerdings, sich zu verstecken und man ist sicher. Es gibt kein Minispiel während des Versteckens oder eine Pulsmechanik wie bei »Alien: Isolation«, in dem ein zu schneller Herzschlag den Spieler verrät. Das macht das Verstecken einen Tick zu unspannend. Aber selbst alte Horrorhasen werden durch einige Jump-Scare-Effekte böse überrascht.

 

Grafik und Sound:

Die Grafik von »Silver Chains« ist sehr gelungen. Mit Hilfe der Unreal-4-Grafikengine ist das Herrenhaus superb ausgeleuchtet und texturiert. Geradezu greifbarer Verfall macht das Erkunden zu einer im besten Sinn horriblen Angelegenheit.

Auch der Sound ist atmosphärisch stimmig. Ab und zu ist der Donner etwas zu laut abgemischt. Aber das Knacken in den Wänden und die eigenen Schritte erzeugen eine Horroratmosphäre, die packend ist.

 

Fazit:

»Silver Chains« ist für Horrorfans ein Muss. Zwar ist die Storyprämisse nicht allzu innovativ, aber dennoch kann die Geschichte später durchaus fesseln. Die Gameplaymechaniken sind ordentlich gelungen und führen angenehm gruselig durch das Spiel. Was »Silver Chains« allerdings herausragend gut macht, ist die Atmosphäre. Wie zuletzt bei Layers Of Fear ist die Grafik sehr detailliert und vor allem von der Lichtstimmung nahezu perfekt gesetzt.

Wer sich vor allem auf eine atmosphärische Horrorerfahrung einlassen möchte, sollte zugreifen.

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PC-Spiel:

Silver Chains

Entwickler: Cracked Heads Games

Publisher: Headup Games

Veröffentlichung: 6. Aug. 2019

 

Erhältlich bei: steam

, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:38