Rezension von Björn Backes
Bei genauerer Betrachtung gibt es wahrscheinlich wirklich wenige Gruppen, die aufgrund ihrer jahrelangen Hitdichte einen kompletten „SingStar“-Titel füllen könnten. Die Beatles vielleicht, eventuell Madonna und Michael Jackson, womöglich noch Phil Collins und bei konkreter Spezialisierung noch ein Bruce Springsteen. Aber unzweifelhaft ist die auslese jener Gruppen, die tatsächlich ein solches Vermögen an großen Nummern ihr Eigen nennen, relativ überschaubar. Eine Band, die in diesem Zusammenhang natürlich deutlich hervorsticht, ist das skandinavische Pop-Quartett Abba. Zu aktiven Zeiten verehrt, bis heute vergöttert – die vier Schweden sind auch nach mehr als drei Jahrzehnten immer noch Garanten für beste Partylaune und daher geradezu prädestiniert für eine neue Ausgabe der Sony-Karaoke-Reihe. Erstmals hat der Publisher sich sogar dazu durchgerungen, ein „SingStar“-Spiel für beide Konsolen parallel aufzulegen, wenn auch mit Unterschieden beim Spielumfang. Vorab kann aber schon eines festgehalten werden: Echte Fans der wahren Pop-Titanen werden mit der PS3-Fassung des Spiels voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Inhalt:
Immerhin 25 Titel sind letzten Endes für den NextGen-Bereich reserviert worden, darunter grundsätzlich alle wichtigen Hits von ‚Mamma Mia!’ bis ‚Waterloo’. Die wichtigsten Karrierestufen werden berücksichtigt, einige Hymnen aus der zweiten Reihe bemüht und schließlich sogar noch ein sattes Paket aus vier Medleys hinzugefügt, in denen traditionsgemäß einige Titel des Spiels durcheinander gewürfelt werden. Kritiker werden jetzt vielleicht fragen, warum man die Quantität nicht völlig ausgereizt hat, schließlich sind in den übrigen „SingStar“-Partien auch immer 30 und mehr Stücke enthalten, doch grob betrachtet ist dies nur Erbsenzählerei. Und wenn man sich mal die folgende Liste vergegenwärtigt, die offen legt, welche Welterfolge sich hier in nur einem Titel versammeln, wird man such schnell jegliche Nörgelei einstellen:
1. Chiquitita
2. Dancing Queen
3. Does Your Mother Know
4. Fernando
5. Gimme Gimme Gimme
6. Happy New Year
7. Head Over Heals
8. I Do I Do I Do I Do
9. Knowing Me, Knowing You
10. Mamma Mia
11. Money Money Money
12. One Of Us
13. Ring Ring
14. SOS
15. Summer Night City
16. Super Trouper
17. Take A Chance On Me
18. Thank You For The Music
19. The Day Before You Came
20. The Name Of the Game
21. The Winner Takes It All
22. Under Attack
23. Voulez Vous
24. Waterloo
25. When All Is Said And Done
Technik/Grafik:
An der generellen Mechanik hat sich erwartungsgemäß nichts geändert. Die Karaoke-Sektion ist sehr sensibel gehalten und gerade im höheren Schwierigkeitsgrad ziemlich empfindlich bei den kleinsten Patzern. Das Spiel soll in erster Linie Spaß machen und auch ein bisschen Partylaune initiieren – doch geschenkt wird dem Nachwuchs-Vokalisten hier auch nix.
Woran die Entwickler aber scheinbar immer noch keinen Gedanken verschwendet haben, ist eine kabellose Verbindung zur Konsole. Unverändert muss man auf die alten Mikrofone zurückgreifen, obschon gerade im Bereich der Musikspiele gerade in der letzten Zeit bahnbrechende Entwicklungen stattgefunden haben. Man stelle sich nur einmal vor, ein „Guitar Hero“ würde noch mit verkabelter Gitarre ausgestattet sein… Es mag zwar unfair sein, diesen Kritikpunkt gerade bei einem themenbezogenen Spiel wie „SingStar Abba“ scharf anzubringen. Aber es ist schon so, dass die „SingStar“-Designer hier langsam aber sicher mal in die Gänge kommen sollen. Ein Absatzmarkt wäre sicher da!
Ansonsten gibt es sicher nichts auszusetzen. Die Grafik ist gewohnt stark, die Menüführung übersichtlich wie eh und auch der Sound beeindruckend differenziert – Qualitäten, die man an „SingStar“ seit jeher schätzt, und die gerade in dieser Version, in der nicht nur klassische Clips enthalten sind, herausragen!
Spielspaß:
Mit 25 Songs mag der Spielumfang zwar ein kleines bisschen schmaler sein als in den herkömmlichen Editionen des Spiels, jedoch soll der Spaß an der Sache dadurch keinesfalls beeinträchtigt werden. Zudem kann man bei der Abba-Fassung davon ausgehen, dass das Gros der Songs bekannt ist, was ja ebenfalls nicht in jeder Version er Fall sein muss, den Anreiz aber ungleich steigert – schließlich hofft man ja auch in den anderen „SingStar“-Games, möglichst sicher aufzutreten, was bei bekanntem Stoff natürlich viel einfacher von der Hand bzw. von den Lippen geht. Und da man davon ausgehen kann, dass nicht nur leidenschaftliche Abba-Fans deren Hits auswendig mitträllern können, sind die Voraussetzungen für einige ereignisreiche Themenabende eigentlich schon gegeben.
Einziger Wermutstropfen ist der fehlende Online-Modus, der ebenso wie die kabellosen Mikros lautstark gefordert sind, aber bislang noch nicht umgesetzt wurden. Man kann zwar mit der EyeToy-Kamera weiterhin Clips schießen und sie nachher ins Netz stellen, doch einen Duell- oder Duett-Modus mit Partnern aus aller Welt findet man leider (immer noch) nicht. Doch auch hier gilt: Dies ist keine Klage, die sich gegen diese spezielle Version richtet, sondern allgemein ein Laster dieser Serie.
Ansonsten ist die Party mit „SingStar Abba“ garantiert: Ob nun mit ‚Super Trouper’, ‚SOS’ oder ‚Money Money Money’ – es verfehlt kein Megahit sein Ziel!
Fazit:
Mit „SingStar Abba“ sind Sony ein Wagnis eingegangen, das eigentlich gar kein Wagnis ist, nämlich eine gruppenspezifische Ausgabe zu etablieren, die zunächst nur Fans der Schweden anspricht. Dank des Bekanntheitsgrades der Songs und der sehr exquisiten Tracklist ist es allerdings gelungen, das bislang vielleicht größtmögliche, generationenübergreifende Publikum anzusprechen, das je in die „SingStar“-Mikros hereingerufen hat. Wer das Karaoke-Format liebt, wird hier noch mal genau bestätigt bekommen, warum dem so ist!