Sniper Ghost Warrior 3 (PC; USK 18)
 
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Sniper Ghost Warrior 3

Rezension von Cronn

 

Ich stehe auf dem kleinen Dorfplatz in Georgien. Genauer gesagt sitze ich in meinem Ost-Jeep und höre Balalaika-Radio. Plötzlich ist da eine Stimme im Funk.

»Man hat angeblich deinen Bruder gesichtet. Er soll in einem Waffenlager in der Nähe der alten Kirche sich befinden. Auch der Anführer der lokalen Separatisten-Fraktion ist dort.«

Ich bin elektrisiert. Mein kleiner Bruder, der bei unserem letzten Einsatz gekidnappt wurde, ist wieder aufgetaucht? Ich muss unbedingt dort hin. Da höre ich wieder die Stimme:

»Dein Auftrag ist es, das Primärziel auszuschalten: Den Separatisten-Anführer! Finde dann heraus, was es mit deinem Bruder auf sich hat.«

Ich bestätige mit einem knappen: »Roger, wird gemacht«. Dann starte ich den Wagen und rase zu meiner Unterkunft. Sie befindet sich in einer Berghöhle. Dort suche ich mir Waffen und Gadgets aus und mache mich auf den Weg zum Sniper-Punkt.

Ich schalte das Licht aus, um nicht auf mich aufmerksam zu machen, ehe ich dort angekommen bin. Es ist eine helle Mondnacht. Ich steige aus dem Wagen und nähere mich geduckt der Anhöhe, wohinter die alte Kirchturmspitze zu sehen ist.

Oben auf dem Felsplateau angekommen, packe ich die Sniper-Gun auf den felsigen Untergrund mittels Zweibein und lasse meine Drohne losfliegen. Sie erkundet das Gebiet und schickt mir Kamerafeeds, wo ich die Gegner und deren Laufwege bzw. Sichtfelder erkennen kann.

Drei, nein vier Feinde schleichen um die alte Kirche, die überwuchert und stark zerfallen im Mondlicht liegt. Dahinter sehe ich eine ausgehobene Grube.

»Hier werden Zivilisten massakriert!«, denke ich aufgebracht und sehe einige Männer, die sich ihre eigenen Gräber schaufeln müssen. »Arme Schweine. Ich werde sie dort herausholen. Also schalte ich mal die Bewacher aus. Einen nach dem anderen.«

Ich überlege, wie ich vorgehe: Zunächst den Typen kaltstellen, der die Zivilisten bewacht. Dazu muss ich aufpassen, wann der andere wegschaut. Den als nächsten. Dabei muss ich abwarten, bis der dritte seine Runde von vorn beginnt und weit weg ist. Dann erst kann ich die Kill-Reihe beginnen.

Ich schaue durchs Fernrohr, schätze den Wind ein und ziele auf den ersten. Im richtigen Moment halte ich die Luft an und ziehe den Abzug durch.

Getroffen! Der Kerl fällt zu Boden.

Dasselbe Verfahren ziehe ich bei den anderen noch durch und es glückt. Gottseidank hat man mich nicht bemerkt. Ich laufe geduckt los, um die Zivilisten zu befreien. Doch da höre ich einen verdutzten Laut – verdammt. Einen Typen habe ich vergessen, der eben aus der Kirche ins Freie tritt und mich sieht. Schnell ziehe ich meine schallgedämpfte Pistole und knipse ihn aus.

Doch ein weiterer hat mich gesehen – aus 50 Meter Entfernung. Er war an einem Felsen gelehnt, der mir die Sicht auf ihn versperrt hatte.

Mist!

Sein Ruf alarmiert die Wachen des Lagers jenseits der Kirche. Jetzt kann es durchaus laut werden!

Ich ziehe mein Sturmgewehr und ziele über Kimme und Korn …

 

Sniper Ghost Warrior 3 heißt der neueste Ableger der Serie rund um die beliebte Scharfschützenfraktion. Wie schon die ersten beiden Serienteile wurde auch dieser dritte von CI Games erstellt. Vertrieben wird das Game von Koch Media.

 

Wie gelungen ist die dritte Iteration des Themas? Das soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.

 

Hintergrund:

Als Spieler übernimmt man die Rolle von Jon North, seines Zeichens Scharfschütze in einer Spezialeinheit an der georgischen Grenzregion. Dort machen sich seit einiger Zeit Separatisten breit. Der Bruder von Jon wurde bei einer geheimen Spezialaktion vor mehr als einem Jahr hinter feindlichen Linien gekidnappt.

Die Story von »Sniper Ghost Warrior 3« ist recht verworren. Was sich anfangs als Familientragödie anbahnt, wird von politischen Wirren durchdrungen (Separatisten). Dann kommen noch diverse Damen dazu, was zurück auf eine persönliche Ebene der Spielfigur führt. Zusammen mit den Namen diverser Bösewichter, wirkt das recht undurchsichtig. Es erfüllt aber seinen Zweck: Es bindet das Sniper-Gameplay in ein übergeordnetes Rahmenkonstrukt ein. Doch vorrangig um der Story willen spielt man »Sniper Ghost Warrior 3« sicher nicht. Denn das eigentliche Gameplay macht durchaus Spaß.

 

Gameplay:

Das erste Spiel der Reihe konnte begeistern, setzte es doch dem Sniper-Fan eine spaßige Gameplay-Erfahrung vor die Nase, wo nur die Action-Anteile aufgesetzt wirkten. Das zweite Spiel war eine recht mäßige Fortsetzung, die wenig motivierte, was auch an den eng begrenzten Schlauchleveln lag.

 

Im Unterschied zum ersten und zweiten Teil der Serie setzt »Sniper Ghost Warrior 3« nun auf eine weniger lineare Levelstruktur. Und das tut dem Spiel gut.

Mit einem Fahrzeug kann man durch die Landschaft Georgiens brausen, wobei ein leuchtender Pfad den Weg zum nächsten Wegpunkt weist. An diesen Stellen erinnert »Sniper Ghost Warrior 3« an Far Cry 4, das von dem Sniper-Game erstaunlich eng zitiert wird, gerade wenn es in schneebedeckte Regionen geht.

 

Die Spielumgebung erweist sich als ein gelungenes Element des Designs. Georgien ist kaum in Spielen umgesetzt worden und gerade Stalker hat gezeigt, dass osteuropäische Settings ihren eigenen Reiz haben können. Das zeigt sich bei »Sniper Ghost Warrior 3« gerade abseits der Wege, wenn man auf alte, zerfallene orthodoxe Kirchen trifft oder auf ehemals sowjetische Prachtbauten, die überwuchert und zerfallen am Wegesrand vor sich hinrotten. Sehr atmosphärisch und gelungen!

 

Zwischen den Hauptmissionen kann man Nebenmissionen erledigen, die sich am Rand des Weges befinden. Angezeigt durch Fragezeichen auf der Map kann man mal Zivilisten befreien oder bestimmte Crafting-Güter finden. Hat man die Fragezeichen aufgedeckt, kann man die Schnellreise-Funktion nutzen. Die Nebenmissionen lockern das Geschehen auf und können auf verschiedene Spielweisen angegangen werden, entweder als Sniper, als Action-Rambo oder als Mischung aus beiden.

 

Das Spiel unterstützt drei Spielstile. Hier kann man rudimentäre Skill-Bäume hochleveln. Diese sind aber nicht entscheidend für den Erfolg, bieten aber nützliche Extras, wie zusätzlichen Schutz bei Explosionsschaden, etc. pp.

 

Im Hauptquartier nimmt man die Spielmissionen an und dort kann man auch Gadgets kaufen oder Crafting durchführen. Gadgets sind z. B. Spezialgranaten oder Aufrüstungen für die Markierungs-Drohne. Das Crafting ist prinzipiell interessant, hierbei darf Munition hergestellt werden. Aber da man meist über genügend Geld zum Kaufen verfügt, wird die Crafting-Mechanik ausgehebelt und obsolet.

 

Der Kern von »Sniper Ghost Warrior 3« ist aber die Sniper-Mechanik der Hauptmissionen. Diese funktioniert gut und es macht viel Spaß, sich an Lager heranzuschleichen und in geübtem Timing einen Gegner nach dem anderen auszuschalten. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden kann man die Zielhilfen sogar ausschalten, was den Anspruch an das eigene Können hebt. Die Bullet-Kamera ist wieder mit dabei, ist aber nicht so brutal wie beim Konkurrenten Sniper Elite – bei »Sniper Ghost Warrior 3« gibt es keine Röntgen-Ansicht.

 

Grafik und Sound:

Unter der Oberfläche schnurrt der gut geölte Motor der Cry-Engine von Crytek. Das merkt man an der Qualität der Texturen, der Beleuchtung und der Partikel-Effekte. Bei der Modellierung der NPCs hat man sich allerdings nicht so viel Mühe gemacht. Die Gesichter sehen etwas puppenhaft aus und die Animationen ein wenig hüftsteif.

Ein positives Highlight ist das Schaffen von Atmosphäre durch geschickten Einsatz von Lichtquellen. Wer sich in der ein oder anderen Location mal diesbezüglich umschaut (z. B. alte Kirchen, Hauptquartier, Sowjetbauten) wird angenehm überrascht sein.

 

Die Soundabteilung darf noch ein wenig Nachhilfeunterricht nehmen, was hollywoodhafte Musikproduktion und Synchronisation anbelangt. Die deutschen Sprecher wirken so, als wären sie nicht vollkommen überzeugt bei der Sache. Die Dialoge kommen zudem kaum über das Niveau von Drehbuch-Autoren hinaus und die Musik ist im Allgemeinen befriedigend.

Dafür funktioniert der Sound im Spiel durchaus gut. Die Waffen klingen satt, die Umgebungsgeräusche passen und auch sonst ist im Spiel selbst soundtechnisch alles zum Besten bestellt.

 

Fazit:

»Sniper Ghost Warrior 3« funktioniert da am besten, wo es soll – beim Snipen. Das Kerngameplay überzeugt vollauf, während die anderen Elemente etwas Nachbesserung bedürfen. Gerade vom Crafting hätte man sich mehr versprechen können.

Sehr gelungen sind die Atmosphäre des recht unverbrauchten, osteuropäischen Settings und die Levelgrafik, während die NPC-Modelle mehr Aufhübschung vertragen könnten.

Insgesamt ist die offene Struktur des Games zu loben, die Kernmechanik sowieso und damit hat »Sniper Ghost Warrior 3« überwiegend das abgeliefert, was man sich erhofft hat: ein knackiges, spannendes Sniper-Gefühl.

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PC-Game:

Sniper Ghost Warrior 3

CI Games / Koch Media GmbH, 25. April 2017

USK: 18

 

ASIN: B01I991PJS

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420022205f53ced03
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Erstellt: 09.05.2017, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 15628