Speed Grapher – Collectors Edition
Rezension von Christel Scheja
„Speed Grapher“ ist eine 24-teilige Anime-Serie die im Jahr 2005 von dem Anime-Studio GONZO produziert wurde und bereits 2007 im Bezahlsender Animax auch in Deutschland lief. Bei OVA-Films erschienen sechs einzelne DVDs mit dem Director's Cut, die Nipponart nun in einer „Collectors Edition“ als Gesamtpaket neu heraus gibt.
Tatsumi Saiga ist zwar erst dreiunddreißig Jahre alt, hat aber bereits als Kriegsfotograf gearbeitet und so genug Grauen gesehen, dass er damit aufgehört hat, diesen Job auszuüben. Inzwischen schlägt er sich, in die Heimat zurückgekehrt, als Paparazzo durch und versucht Skandalbilder von den Reichen und Schönen des von Wirtschaftskrisen geschüttelten Japan zu schießen, wann immer er kann.
Deshalb bewegt er sich oft und gerne durch das Tokioter Vergnügungsviertel Roppongi, in dem Prostitution, Glücksspiel und Drogen überall zu finden sind und die Gewalt noch deutlicher zutage tritt als im restlichen Land.
Dabei gelangt er eines Tages in einen geheimen Club und beobachtet dort den Auftritt der sogenannten Göttin Kagura Tennozu, die mit einem Kuss Wünsche erfüllen und besondere Gaben schenken kann.
Dass er von ihr mit einem solchen berührt wird, erweist sich als glücklicher Zufall, denn schon bald muss er sich seiner Haut wehren. Da er es gewagt hat, Kagura zu fotografieren, ist man nun auf der Suche nach ihm und versucht ihn zu töten. Dabei entdeckt Saiga, dass er von nun an in der Lage ist, durch das Objektiv seiner Kamera Menschen zu töten.
Da ihn das Schicksal des halben Kindes anrührt, das gerade von den korrupten Reichen und Mächtigen benutzt wird, beschließt sie zu retten. So gerät er immer tiefer in den Sumpf des Verbrechens, der Willkür und des Missbrauchs, macht sich dann auch noch den Chef des Geheimclubs und dessen Hintermänner zu tödlichen Feinden.
Wenn man „Speed Grapher“ einem Genre zuordnen sollte, dann passt wohl „Mystery Thriller“ am besten, denn die Serie verbindet eine actionreiche Handlung vor einem düsteren Noir-Hintergrund, garniert mit den politischen Machenschaften der umtriebigen Halbwelt mit eindeutig übernatürlich eingefärbten Elementen, ist doch Saiga nicht der Einzige, der besondere Gaben verliehen bekommt und diese auch zu nutzen weiß.
Damit sind epische Kämpfe vorprogrammiert, weil immer wieder Gegner auftauchen, die nicht so leicht auszuschalten sind. Der Held selbst hat sich trotz seiner Arbeit eine gewisse Menschlichkeit und auch Gerechtigkeitssinn bewahrt, der seinen Gegenspielern abgeht, gerade den zu Nebenfiguren degradierten Wirtschaftsbossen und Politikern, die meist nur auf eine Eigenschaft reduziert wurden. Deutlich interessanter und schillernder ist da schon Saigas direkter Gegenspieler Suitengo, der das Mastermind hinter dem Club und dem Einsatz von Kagura ist.
Das Mädchen selbst ist die typische „Damsel-in-Distress“, das unschuldige Mädchen, dass sich trotz des Missbrauchs seine reine Seele bewahrt hat. Sie bleibt mehr oder weniger die zarte Blume, die beschützt werden muss, damit sie nicht verwelkt.
Trotz aller Klischees weiß die Serie doch in den Bann zu schlagen, nehmen sich die Macher doch auch Zeit, Hintergründe zu enthüllen, die Charaktere der Hauptfiguren mit mehr Hintergrund zu füllen und ihnen auch eine gewisse Entwicklung zu erlauben. So wechseln sich ruhige Szenen immer wieder mit Actionsequenzen ab und gerade die wichtigen Figuren bleiben weitestgehend unberechenbar, gerade bei solchen wie der Polizeibeamtin Shinsen Tennozu weiß man nicht so recht, wann sie eigentlich auf wessen Seite stehen und was sie mit ihren Aktionen jetzt nun eigentlich erreichen wollen.
Passend ist auch der realistische Look, Gewalt und käufliche Erotik werden nicht beschönigt und sind teilweise am Rand der Altersfreigabe, verkommen dabei aber nie zum Selbstzweck, sondern passen durchaus immer zum Geschehen und wirken nicht übertrieben oder gar aufgesetzt.
Bild und Ton entsprechen dem, was man von Animes aus dieser Zeit erwarten kann, die Farbwahl und Dynamik ist ansprechend, auch die Synchronisation kann sich sehen lassen. An Extras gibt es unter anderem ein Booklet, in dem die Figuren vorgestellt werden, ein Set mit drei Postkarten und auf den DVDs selbst Aufnahmen der japanischen Castings für die Sprecher der Figuren.
Fazit:
Wer actionreiche MysteryThriller mag, in denen auch die Geschichte abwechslungsreich aufgebaut ist und dadurch in der Spannung nicht nachlässt, weil es immer wieder Überraschungen gibt, sollte ruhig zu „Speed Grapher“ greifen, denn die Serie weiß typische „Crime Noir“-Elemente mit interessanten „Sci-Fi“-Elementen und sympathisch ausgearbeiteten Figuren, die immer wieder aus ihren Archetypen ausbrechen, zu verbinden.
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