Kiela ist Bibliothekarin in der großen Bibliothek. Als eine Revolution losbricht und der Kaiser getötet wird, stürmen Aufständische auch die angesehene Bibliothek. Alle anderen Bibliothekare sind längst geflohen, nur die menschenscheue Kiela und ihre denk- und sprechfähige Zimmerpflanze Caz hat niemand gewarnt. In aller Eile packt sie wertvolle Zauberbücher zusammen und flieht mit Caz auf eine entlegene Insel, auf der sie einst geboren wurde, um sich dort ein neues Leben aufzubauen.
Sarah Beth Dursts Fantasy-Geschichte kann man wohl durchaus als ungewöhnlich bezeichnen. Sie passt in keines der im Genre üblichen Clichés. Die Protagonistin (unbekannten Alters) ist sich selbst nicht sicher, ob sie die ihr anvertrauten Zauberbücher nun gerettet oder gestohlen hat. Und auch wenn sie deren Inhalt als Bibliothekarin kennen darf, ist die Anwendung aller Zauber nicht offiziell zugelassenen Magiern bei Todesstrafe verboten. Doch gerade in ihrer neuen Heimat wären ein paar der Zauber für die Bewohner überlebenswichtig. Dieses Dilemma bietet den Hintergrund der gesamten folgenden Handlung. Dass sich daraus Schwierigkeiten ergeben, überrascht genauso wenig, wie dass die menschenscheue Protagonistin ihren neuen Nachbarn näherkommt – inklusive einer Romanze mit einem Seepferd-Züchter. Letztere bleibt aber recht dezent und gerät nie allzu sehr in den Vordergrund.
Der Erzählstil der Autorin wirkt zunächst etwas nüchtern. Zumindest bei mir bedurfte es einige Seiten, bis ich hineinfand. Spätestens wenn die Handlung dann aber auch einiges an Spannung aufbaut, nimmt einen die Geschichte jedoch mit. Dann entwickelt sie ihren ganz eigenen Reiz.