Interview
 
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Interview mit Angela Sommer-Bodenburg

FantasyGuide.de: Frau Sommer-Bodenburg, wie sind Sie auf die Idee gekommen in ihrer Buchreihe „Der kleine Vampir“ einen Vampir als Hauptfigur zu verwenden?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich werde das oft gefragt und es klingt wie eine einfache Frage, aber die Antwort ist gar nicht so einfach. Dazu kann ich selber sagen, das ich schon als Kind spannende und phantastische Geschichten gelesen habe. Geistergeschichten, Gespenstergeschichten, Vampirgeschichten, Werwolfgeschichten, ich habe also alles verschlungen was ich dazu finden konnte. Und dann wurde ich ja Lehrerin, Grundschullehrerin, und mein größter Ehrgeiz war es aus all meinen Schülern begeisterte Buchleser zu machen. Ich stellte allerdings fest, es war so Ende der 70er Jahre, das viele Kinder schon gar kein Interesse mehr an Büchern hatten. Mit diesen Kindern habe ich mich dann besonders auseinandergesetzt und die haben mir erzählt, das liegt an den Büchern die sind so langweilig, belehrend, die gefallen uns eben nicht. Und da bin ich auf die Idee gekommen ein Buch zu entwickeln das ist anders ist. Es sollte eben spannend, gruselig und lustig sein. Und diese Bücher habe ich damals nicht richtig finden können und da habe ich die Figur von Anton entwickelt und Anton ist ein Model von mir. Und zwar ist es ein Junge der wahnsinnig gerne Bücher liest. Anton liest nur Bücher über Vampire und da war der nächste Schritt, das eines Abend ein Vampir kommt, ganz natürlich. Und für mich war es genauso wie für Anton eine große Überraschung. Ich schreibe so ich mache mir keine großen Konzepte, ich schreibe mir auch selten irgendetwas vorher auf, ich lasse mich selber gerne von den Geschichten überraschen. Ich habe eine Grundidee und arbeite dann von da aus. Das heißt von dem Moment wo es bei Anton am Fenster klopfte und er das Fenster öffnete, wusste ich selber noch gar nicht richtig wer davor sitzen würde. Und das war dann halt Rüdiger, und alles was Rüdiger dann von sich erzählt hat das ist im Dialog mit Anton, im Austausch, dann entstanden. Wobei Anton wahrscheinlich eine Figur ist die mehr oder weniger ich bin. Also ich spreche dann mit meiner eigenen Figur, aber ich schlüpfe dann auch selbstverständlich in die Rolle von Rüdiger. Es ist in dem Sinne also keine richtige Entscheidung in meinen Kopf gewesen, „ich schreibe nun über Vampire“, sondern da sind also viele Faktoren zusammengekommen.

 

 

FantasyGuide.de: Und dann hat sich die Geschichte um Anton und Rüdiger regelrecht alleine entwickelt?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, dann ging es so richtig los.

 

 

FantasyGuide.de: Sie haben ja gerade über Ihre damaligen Schüler gesprochen, welche sie zum Lesen animieren wollten. Wie haben ihre Schüler darauf reagiert als sie erfahren haben das ihre Lehrerin den „Kleinen Vampir“ geschrieben hat?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Oh da verging ja ziemlich viel Zeit. Ich habe ja erst mal nur das erste Kapitel geschrieben, das waren so fünfzehn Seiten, und habe sie dann meinen Schülern vorgelesen ihnen aber nicht gesagt das es von mir ist. Weil ich genau wusste das hätten sie dann toll gefunden, so als Höflichkeit. In so fern habe ich dann gesagt, „Ich habe euch eine neue Geschichte mitgebracht.“ Die Ersten sagten dann so „Oh je, eine neue Geschichte.“ „Ja aber passt mal auf, die ist aber recht spannend.“ Und dann ging es von da und da machte ich die wirklich tolle Erfahrung. Ich hatte diese fünfzehn Seiten vorgelesen, und es war ganz still in der Klasse. Und vor allen die nie zuhörten, die sagten „Oh, wie geht es weiter? Gibt es in der nächsten Stunde mehr von Rüdiger?“ Und da habe ich nur antworten können, „Da müsst ihr noch etwas warten denn im Moment gibt es nur diese eine Geschichte, aber vielleicht kann ich euch demnächst mehr vorlesen.“ Da habe ich ihnen aber auch noch nicht gesagt, dass die Geschichte von mir war. Ich hatte auch immer ein wenig die Sorge, das die Eltern der Schüler darauf sehr negativ reagieren würden. Nach dem Motto, die ist ja gar keine richtige Lehrerin, die schreibt ja in Wirklichkeit Bücher. Und so vergingen Jahre, ich hatte ja auch Mühe das Manuskript unter zubringen. Das kann sich heute keiner mehr vorstellen. Ich hatte die fünfzehn Seiten einem Verlag zugeschickt, und der hatte mir geantwortet „Kinder und Vampire, das geht überhaupt nicht zusammen. Da ist er überhaupt daran nicht interessiert. Friedhof und Kinder, unmöglich“ Und da war ich erst natürlich geknickt, geschockt und wurde dann aber auch ärgerlich. Ich hatte ja auch gesehen wie die Kinder auf die Geschichte reagieren und das man damit wirklich Interesse und Lesefreude wecken konnte. Und dann habe ich es als Nächstes schon an Rotfuchs geschickt, von denen hatte ich dann auch, ich glaube, ein dreiviertel Jahr nichts gehört, die bekommen ja täglich unaufgeforderte Manuskripte, wie das von mir. Und das dauert Wochen bis die sich dadurch gewühlt haben. Aber eines Tages bekam ich dann tatsächlich, von Uwe Wandrei, der war damals der Herausgeber, einen Anruf. Der fand den Vampir gut und witzig und bei ihm würde das hineinpassen und ob ich mir vorstellen könnte ein ganzes Buch über 85 Seiten zu schreiben. Im ersten Moment bekam ich innerlich einen Schreck, da ich ja noch nie so viel geschrieben hatte sondern nur Kurzgeschichten. Aber ich hatte dann ganz mutig gesagt, „Klar, kein Problem.“ Da hatte er gesagt, „Gut, dann werden wir jetzt ein Vertrag machen und wir bringen das dann nächstes Jahr heraus.“ Das war dann der 11. Mai 1979, da erschien dann der erste Band des „Kleinen Vampir„. Und Zeit das Buch zu Schreiben hatte ich dann auch erst in den Sommerferien.

 

 

FantasyGuide.de: Hatten Sie denn mit dem dann kommenden Erfolg des „Kleinen Vampir“ gerechnet?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Bei dem „Kleinen Vampir“ eigentlich ja. Dadurch das ich die Reaktionen meiner Schüler schon gesehen hatte, wusste ich das ich mit dem Buch eine ganz große Chance haben könnte und es auch andere Kinder und andere Klassen und auch andere Kinder in anderen Länder begeistern könnte. Aber natürlich, das es ein solches Ausmaß annehmen würde, das habe ich gehofft, gewünscht und geträumt aber nicht wirklich vorstellen können. Und es geht noch weiter, wir haben zwei große Bereiche ausgespart und dem kommen wir auch langsam näher. Das Erste ist die Animation, oder vielleicht ist es auch das Zweite, und dann ein richtig großes Musical.

 

 

FantasyGuide.de: Das hört sich sehr interessant und vielversprechend an. Ich glaube 2001 war es gewesen, da kam „Der kleine Vampir“ auch als Kinofilm und wurde als bester Jugend- und Kinderfilm ausgezeichnet. Das muss bei der Entwicklungsgeschichte des „Kleinen Vampir“ für Sie ja auch ein Meilenstein gewesen sein. Was haben Sie gefühlt und empfunden als ihre Geschichte ausgezeichnet wurde?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich hatte mich doppelt gefreut, weil Erich Kästner nicht ausgezeichnet wurde. Und sie glaubten schon, das sie mit ihren literarisch abgesegneten Stoff den Preis auch in den Händen halten würden. Und das ist ja etwas, wo ich insgesamt eigentlich sehr wenig glücklich drüber bin und auch ein bisschen traurig. Das der „Kleine Vampir“ bis Heute, bis Ausnahme dieses Filmpreises und Grimmelpreises, nie mit irgendetwas ausgezeichnet wurde. Also immer noch etwas letzten Endes, wie damals der Verlag sagt, Kinder und Vampire gehen nicht zusammen, ist es für manche immer noch mit Berührungsängste behaftet und es hier auch große Vorurteile gibt. Die heftigste Kritik kommt immer von denen welche die Bücher gar nicht öffnen und auch nicht lesen.

 

 

FantasyGuide.de: Zu dem Thema Vorurteile wollte ich auch gleich noch zu sprechen kommen. Harry Potter sagt Ihnen sicherlich auch etwas, ich denke wie jedem heutzutage. Und in dem Zusammenhang mit den Harry Potter Büchern sind ja auch von einigen zum Glück wenigen Leuten Vorwürfen von Satanismus und ähnlichen Begriffen hervorgekommen., obwohl alleine dieser Gedankengang bei diesen Büchern in meinen Augen absolut nicht passt. Hatten Sie bei dem „Kleinen Vampir“ damals mit ähnlichen Vorwürfen zu kämpfen gehabt, gab es damals solche „Vergleiche“ schon?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, uns ist ähnliches passiert. Wir hatten mal eine Lesung, da hatte eine christliche Gruppe in Gifhorn versucht den Zugang zu der Bibliothek versperrt und alle Eltern die ihre Kinder, es waren so ungefähr 80 bis 100 Kinder die daran teilnehmen wollten und darauf gefreut hatten, die wurden praktisch daran gehindert in den Saal zu kommen und mussten Spießrutenlaufen. Es war eine ganz schreckliche Situation, also ich hatte auch richtig körperlich ein bisschen Angst. Sie wirkten so bedrohlich, es waren lauter Erwachsene einer freikirchlichen Gruppe. Dann hatten wir die Lesung begonnen, und dann haben die sich unter den Fenster aufgestellt und die ganze Zeit gesungen. Und haben zu mir gesagt ich würde quasi den Feind, den Satan vertreten und würde diese böse Botschaften an unschuldige Kindergemüter herantragen.

 

 

FantasyGuide.de: Ich finde so etwas sehr Schade, denn in der heutigen aufgeklärten Gemeinschaft, welche es heute eigentlich geben sollte, solche Gedankengänge zu haben. Ich vermute mal das diese Leute sich nicht die Mühe gemacht haben, die Bücher zu lesen und nur das Wort Vampir gelesen haben. Denn eigentlich geht es in Ihren Büchern ja sehr um Werte wie Liebe, Freundschaft, Toleranz, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Sie diese Werte in ihren Büchern ja auch den Kindern vermitteln möchten.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Und das kommt Gott sei Dank bei den Meisten auch so an. Ich finde diese Leute, wenn sie dagegen sind, sie hätten mir auch sagen können ob sie hinterher mit mir mal zehn Minuten sprechen können. Und dann hätten sie mir ihre Bedenken vorgetragen und ich hätte darauf antworten können. Das war eine sehr hässliche Erfahrung.

 

 

FantasyGuide.de: Bei den Büchern des „Kleinen Vampir“ haben Sie auch Charakterrollen wie z.B. Tante Dorothee oder Geiermeier verwendet. Waren das Rollen gewesen die gezielt erschaffen wurden, oder haben sie sich mit den Büchern mitentwickelt?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich würde sagen das Zweite. Ich brauchte innerhalb der Vampire einen der etwas gefährlicher und blutrünstiger ist, die Rolle war dann für Tante Dorothee. Die hatte mir so gut gefallen, das sie dann auch von mir mehr ausgeschmückt wurde. Das Zweite waren dann die Feinde der Vampire, das war dann Geiermeier. Er hat im Laufe der Bände auch einen Assistenten bekommen. Ich glaube im Laufe der Serie bin ich vom Grusel mehr zur Komik hingekommen. An der Figur des Geiermeiers sieht man das, er wird nachher mehr zur Witzfigur mit seinen Assistenten, mehr zur tragischen Figur.

 

 

FantasyGuide.de: Mir persönlich gefällt diese Entwicklung. Bücher dieser Art sollen ja auch Spaß machen und einen zum Lachen bringen.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Das finde ich auch. Und auch den Angstfaktor kann man natürlich nicht so lange aufrecht halten, den Humorfaktor eher.

 

 

FantasyGuide.de: Ihre Bücher sind mittlerweile auch Theaterstück, als Film und als Hörbücher umgesetzt worden. Sind Sie mit diesen Umsetzungen zufrieden?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Die gefallen mir eigentlich, wenn Sie die die Kassetten meinen welche auch als CDs kommen, toll. Die hören wir im Auto mitunter auch bei langen Strecken.

 

 

FantasyGuide.de: Auf der einen Seite möchten Sie ja die Kinder zum Lesen animieren und auf der anderen Seite werden die Bücher nun als Hörbücher angeboten. Widerspricht sich das nicht?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich glaube, da gehört einfach beides dazu. Wir haben gerade vorgestern mit einer Frau gesprochen die sagte sie hat immer im Wechsel die Kassetten gehört und dabei gemalt und gebastelt und dann hatte sie wieder Lust ein Buch zu lesen. Ich glaube da muss man eher Multimedial denken.

 

 

FantasyGuide.de: Um noch einmal auf Harry Potter zurückzukommen, was halten Sie eigentlich von den ganzen Trubel um Harry Potter? Es herrscht eine riesige Merchandisingwelle, und meiner Meinung nach von Anfang sehr gut und bauen ab dem dritten Band ab. Als ob es mittlerweile ein Zwangsschreiben ist und es künstlich hochgehalten wird.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Es ist natürlich mittlerweile eine unglaubliche Merchandisingmaschine dahinter. Die machen ja mit den Büchern Milliarden, und es wird immer weiter gehen. Mir geht es immer so, wenn etwas so hoch gepuscht wird, dann habe ich erst einmal eigentlich Berührungsängste. In sofern habe ich Harry Potter mindestens zwei Jahre nicht gelesen. Ich sollte z.B. für Zeitungen den neuen Harry Potter besprechen, da konnte ich nur antworten: „Ich habe überhaupt noch nie einen Harry Potter gelesen und kann somit auch den Neuen nicht besprechen.“ Dann habe ich mir aus Deutschland, bei der letzten Lesereise, diese Viererkassette mitgenommen und zu meiner Freude und meiner Überraschung fand ich ihn sehr unterhaltsam. Aber ich stimme ihnen eigentlich zu, mein Lieblingsband war der Zweite und der Dritte wurde schon etwas mühsam und der Vierte noch mühsamer. Es hilft allerdings das die Rowling doch sehr gut schreibt und so einen unangestrengten englischen Witz habt, die Figur von Harry Potter bleibt bis zum Schluss sympathisch und frech und frisch aber es nutzt sich dann auch ab. Zaubereffekte nutzen sich dann doch irgendwann ab, aber ich werde mir dann den nächsten Band auch noch zu Gemüte führen. Aber ich finde es das Bücher die so geschrieben worden sind so erfolgreich wurde. Das Bücher überhaupt so erfolgreich werden konnte, aber sie haben das Phänomen „Harry Potter“ sehr gestreckt.

 

 

FantasyGuide.de: Der rotfuchs Verlag hat ja zum 25ten Jubiläum den ersten Band des „Kleinen Vampir“ als Festband herausgebracht. Ist dieses ein Auftakt zu einer Neuveröffentlichung der Serie in diesem Stil oder eine einmalige Sache?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Beides ist möglich. Der Verlag schaut natürlich, wenn sich diese Neuauflage sich natürlich sehr gut verkauft dann besteht eventuell die Chance das der Verlag die Reihe in dieser Neuaufmachung herausbringt. Wir haben schon öfters mit dem Verlag darüber gesprochen und im Verlag ist man auch dazu bereit und man hätte auch Lust dazu, aber wenn die Verkaufszahlen nicht so gut sind wird es dieser eine Band so bleiben.

 

 

FantasyGuide.de: Ich möchte nun ein wenig vom „Kleinen Vampir“ wegkommen. Ich weiß Sie möchten nicht nur auf den „Kleinen Vampir“ begrenzt werden. Sie sind recht vielseitig, sie haben auch viele Einzelbände, Gedichtbände, Bilderbücher, Theaterstücke geschrieben. Und da möchte ich fragen, gerade ihre Gedichtbände ist das eine Leidenschaft von Ihnen oder möchten Sie da indirekt Gedanken austauschen?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Also Gedichtbände habe ich in der letzten Zeit nicht geschrieben. Mein aller erstes Buch überhaupt mit dem ich auf dem Markt kam war „Sarah bei den Wölfen“, das war der Lyrikband bei Suhrkamp. Suhrkamp ist ja so bisschen wie der literarische Olymp, also ein Gedichtband bei Surkamp zu haben war für mich schon ein wenig gruselig das geschafft zu haben. So war ich natürlich sehr sehr stolz, aber das war aber so das parallel das der „Kleine Vampir“ entstand. Ich könnte also jetzt genauso gut das Jubiläum von „Sarah bei den Wölfen“ feiern, weil die erschienen praktisch parallel. Aber „Sarah bei den Wölfen“ hat zwei, drei Jahre überlebt, dann gingen die Umsätze zurück. Es wurden nur 1.000 Exemplare verkauft, was eigentlich nicht schlecht ist für ein Lyrikband. Aber dann wurde es eben eingestellt. Es gibt noch einige Gedichte in Anthologien und aus heutiger Sicht wäre es gut gewesen beide Bücher unter unterschiedlichen Namen herauszubringen.

 

 

FantasyGuide.de: Kann man sagen das Sie auch heute noch an dem Erfolg des „Kleinen Vampir“ gemessen werden, auch wenn Sie etwas ganz anderes schreiben?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Gemessen in sofern, würde ich sagen das man mir nicht mehr zutraut.

 

 

FantasyGuide.de: Das ist Schade, denn es gibt ja bedeutend mehr von Ihnen.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, viele schreiben auch von mir, oder in Zeitungsartikel ein Foto von mir sehen, die Vampirmutter oder die Vampirautorin. Also die kleinste, engste Schublade die sie dann finden können. Mein zweiterfolgreichstes Buch sind „Die Moorgeister“, kenne Sie das Buch?

 

 

FantasyGuide.de: Nein, das kenne ich nicht.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Das ist auch eine phantastische Geschichte, eine sehr schöne Fantasygeschichte. Die hat sich unheimlich toll in den Schulen eingebürgert. Ich glaube das gibt es jetzt die 20te Auflage. Da geht es um einen Jungen, der in ein Moordorf kommt. Timo, er hat rote Haare und trifft dort ein Mädchen auch mit roten Haaren und im Buch schreib ich das rote Haare etwas sehr besonderes sind und Menschen mit roten Haaren mit Geistern kommunizieren können. Mit Naturgeistern. Er erlebt dann auch eine Begegnung mit einem Erdgeist, später geht er dann in das Moor und hat dann eine magische Begegnung am See. Und in dem Buch geht es um Freundschaft, Selbstvertrauen und über Überwindung von Vorurteilen und auch über Naturgeister. Ich bin mir nicht so sicher ob es nicht auch Naturgeister gibt. Viele Heilkulturen glauben Menschen das es mehr gibt als wir sehen.

 

 

FantasyGuide.de: Sie sind also auch ein sehr naturverbundener Mensch?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, würde ich sagen.

 

 

FantasyGuide.de: Wo wir gerade bei Geister, bzw. Gespenster sind. Bei den drei Büchern von „Kasemir“ hatte ich das Gefühl als ob hier ein Buch gewaltsam in drei Teile geteilt wurde. War dem so?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Das hatte ein bisschen andere Gründe. Das Buch durfte einen bestimmten Umfang nicht überschreiten. Das erste Buch von Kasemir war ungefähr dreißig Seiten länger und da hatte mir der Verlag gesagt das wäre ein Verkaufshindernis. Eltern wollten nicht so dicke Bücher für ihre Kinder in dem Alter kaufen, und ob ich aus 250 Seiten 210 Seiten machen könnte. Entsprechend endet er nicht so wie er geplant war wir früher und den Beginn von dem zweiten Band musste ich dann auch noch wieder neu schreiben.

 

 

FantasyGuide.de: Wie sind Sie eigentlich bei Kasemir auf das Wort Gespinster anstatt Gespenster gekommen?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ach, da habe ich lange drüber nachgedacht wie ich es interessanter machen könnte. Das es eben keine Gespenster sind, denn Gespenster gibt es schon. Ich wollte ganz besonderes machen, eben diese Wesen aus Sternenasche und Kometenstaub, ich fand das auch sehr Poetisch.

 

 

FantasyGuide.de: Sie sind ja 1992 von Deutschland nach Kalifornien gezogen. Warum haben Sie sich die USA als neuen Lebensraum ausgesucht und können Sie sich vorstellen wieder nach Deutschland zurückzukommen?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Also 1992 kamen wir wegen der Filmgespräche zu dem „Kleinen Vampir“ nach L.A und ich habe mich da einfach in die kalifornische Landschaft verliebt. Es gefällt mir da unheimlich gut und es ist auch sehr inspirierend dort. Und was mir jetzt sehr gefällt ist eigentlich beide Welten zu haben. Die Neue Welt in Amerika und die Alte Welt hier. Es ist auch ganz toll durch Deutschland zu reisen, es ist wieder ganz anders als das Leben dort drüben.

 

 

FantasyGuide.de: Sind Sie in den USA als Autorin genauso bekannt wie in Deutschland oder ist es dort eher die Malerin Angela Sommer-Bodenburg“?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, eher die Malerin weil die Bilder brauchen keine Übersetzung, das ist das Schöne dabei. Sie erzählen ihre Geschichte und die amerikanischen Verlage sind leider auch eher auf das ganz kurzlebige Buch fixiert. Also Bücher zum Lesen und wegwerfen, und auch das finde ich an Deutschland so toll. Das man dort wirklich noch Traditionen erhält und man das man da auch nach 25 Jahren noch ein Buch kaufen kann. Das gibt es in Amerika ganz, ganz wenig.

 

 

FantasyGuide.de: Wenn Sie malen, ist das eine ganz neue Seite für Sie Geschichten zu erzählen?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich habe mein Leben lang eigentlich immer Beides gemacht. Immer so Phasen des Schreibens und Phasen des Malens.

 

 

FantasyGuide.de: Drücken Sie mit Ihren Bildern auch eigene Gedanken, Gefühle aus?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Sicher, aber das ist ausgeprägter in meinen Gedichten. Aber ich habe auch Bilder in die ich Gedichte hineingearbeitet habe. Worte in den Bildern.

 

 

FantasyGuide.de: Wie sieht eigentlich ein typischer Arbeitstag einer Angela Sommer-Bodenburg aus?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Wir stehen relativ früh auf. Dann mache ich einen Work-Out, dann gibt es ein gemütliches Frühstück mit meinen Mann bei dem wir auch alles mögliche besprechen was anliegt, aber dann setze ich mich auch schon an den Schreibtisch. Jeden Tag die Woche und arbeite an dem weiter was ich an dem Vortag begonnen habe. Meistens schreibe ich was neu, überarbeite es, drucke es aus.

 

 

FantasyGuide.de: Was sicherlich mehrfach überarbeitet wird bis Sie persönlich damit zufrieden sind?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, ganz bestimmt. Und dann breche ich auch wieder ab und hin und wieder gehe am Nachmittag das Manuskript durch, aber meistens nicht und erst am nächsten Tag wenn ich wieder für die Geschichte frisch bin.

 

 

FantasyGuide.de: Wann darf ihr Mann ihre Bücher lesen? Zwischendurch oder erst wenn es fertig ist?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Oh ja, er ist mein allerwichtigster und bester Kritiker und Mitarbeiter. Er bekommt das Manuskript am Nachmittag hingelegt, liest es und wir diskutieren später darüber.

 

 

FantasyGuide.de: Also auch ein Kritiker der auch sagt, wenn er etwas nicht so gut findet?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Oh ja, das ist auch unheimlich hilfreich. Wir haben nach so vielen Jahren auch eine wirklich tolle Partnerschaft, wo er weiß wie er mich kritisieren kann, weil das kann ja auch zu Streit führen.

 

 

FantasyGuide.de: Es wird gesagt das Kinder in Deutschland immer weniger ein Buch in die Hand nehmen und die Liebe zum Buch sich verschlechtert, wie stehen Sie dieser Aussage gegenüber?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, darüber wird heftig diskutiert. Die eine Gruppe sagt es hat sich nicht viel verschlechtert, und die andere Gruppe sagt das sich alles verschlechtert hat. Es liest überhaupt keiner mehr. Ich bin nicht mehr in der Lage die Frage zu beantworten, zum einen lebe ich in der USA, zum anderen habe ich selber keinen kleinen Kinder mehr. Meine Tochter ist inzwischen dreißig und ich bin auch keine Lehrerin mehr. Also meine Begegnung finden nur durch die Lesungen statt und das sind überwiegend halt Kinder die sich für das Lesen begeistern. Mein Gefühl insgesamt ist das vielleicht die Erwachsen auch nicht mehr genug tun. Wir erleben Schulklassen die zu unseren Lesungen kommen und kennen meine Bücher nicht, die Kinder sind in keiner Weise vorbereitet auf die Lesungen und bereiten auch nichts nach. Da hat man das Gefühl die Lehrer benutzen es als kostenlose Freistunde, und ich finde das ist eine solche Möglichkeit und Chance, Lifebegegnungen mit einem Autor, mit einem Stoff. Da würde ich, wenn ich zurückdenke an die Jahre wo ich Lehrerin war, also schon vorher das Buch dieses Autor kaufen und daraus vorlesen. Dann hätten meine Schüler vielleicht Fragen dazu vorbereitet, vielleicht einen Brief an den Autoren geschrieben, um eine schriftliche Antwort gebeten und nachbereitet. Und dann wäre ich für mich einfach sicher gewesen, ich hätte wirklich was getan für das Lesen. Mein Gefühl ist das es einfach zugenommen hat, dass das es einfach zugenommen hat das auch die Lehrer gleichgültiger werden.

 

 

FantasyGuide.de: Ich denke das auch viel vorgelebt wird, also wenn die Eltern selber gerne lesen dieses auch die Kinder eher übernehmen als in einer Familie wo auch die Eltern ungern lesen. So wird eine gewisse Faszination zu Büchern eher „vererbt“.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ja, das denke ich auch.

 

 

FantasyGuide.de: Ein letzte Frage, Ihre eigenen Wünsche als Mensch und Autorin?

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich hoffe das ich nie aufhöre Ideen zu haben und es immer genügend Leser da sein werden die auch gerne meine Bücher lesen.

Besonders aufgeregt bin ich über mein neues Werk, das ist eine reine Fantasygeschichte. Also eine Neuentwicklung für mich. Ich würde den „Kleinen Vampir“ durchaus als etwas eher Umweltgeschichte bezeichnen, es ist eher angelegt im Alltag. Die Komik entsteht das Vampire am Menschenalltag teilnehmen und sich damit nicht auskennen. Die Geschichte die ich jetzt beschrieben habe, ist ein Script von 335 Seiten. Das Längste was ich bisher geschrieben habe und ist über einen Jungen der sich in sich selbst zurückgezogen hat. Die Mutter ist gestorben und er weiß nicht warum, niemand hat ihm was erzählt. Der Vater hat wieder geheiratet und er lebt so in seiner eigenen Situation. Und zu dem kommt ein Mann, und der holt ihn in ein Land in dem die bunten Farben verschwunden sind. Und es beginnt eine phantastische Reise.

 

 

FantasyGuide.de: Frau Sommer-Bodenburg, ich danke Ihnen sehr für dieses Interview.

 

Angela Sommer-Bodenburg: Ich danke Ihnen.

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Buch:

Titel: Der kleine Vampir - Jubiläumsausgabe

Angela Sommer-Bodenburg

Verlag: Rowohlt

160 Seiten

€ 10,00 / sFr 18,30

ISBN 3-499-21295-1

Erhältlich: Amazon


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Erstellt: 14.06.2005, zuletzt aktualisiert: 25.02.2015 21:29, 436