Interview 2009
 
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Interview: Die Irrlichter 2009

Redakteur: Ralf Steinberg

 

Fantasyguide: Fast fünf Jahre ist es her, seit die Irrlichter zum ersten Mal im Fantasyguide über sich erzählten. Eine lange Zeit für viele Bands. Warum gibt es euch noch?

 

Brigitta: Wir lieben die Musik. Ich glaube mehr muss man dazu gar nicht sagen.

 

Fantasyguide: Zwischen Aventiure und Goldstück liegen zwei Jahre – dauerte die Produktion so lange oder habt ihr euch bewusst für eine längere Produktionspause entschieden?

 

Brigitta: Wir haben viele Stücke live erprobt, bevor wir sie eingespielt haben. Für die Stückauswahl und die Arrangements haben wir uns sehr viel Zeit genommen und auch einige für die Mittelalterszene ungewöhnliche Instrumentenkombinationen gewagt. Nach vier CDs bei deren Produktion wir mit einem Label zusammengearbeitet haben, haben wir unsere fünfte Scheibe jetzt komplett selbstständig produziert. Das war ein sehr spannender und kreativer Prozess und das braucht einfach seine Zeit.

 

Fantasyguide: Eure Besetzung hat sich inzwischen verändert, mit Daniela Heiderich scheint die Harfe eine neue Stellung bei euch erhalten zu haben, es gibt mit Zwei Schwestern sogar eine wunderschöne und gruselige Ballade, in der die Harfe im Mittelpunkt steht. Instrumente aus Menschenknochen sind schon etwas schräg …

 

Brigitta: Ach, eigentlich stimmt Ela ihre Knochenharfe immer ganz anständig!

 

Wir haben schon immer sowohl lustige, unbeschwerte, als auch dunkle, emotionale Lieder geschrieben. Gerade das Schräge, Skurrile und Abgründige fesselt die Menschen und bringt sie zum Nachdenken. Wer bist du? Was tust du hier? Die Harfe ist ein ideales Instrument, um die Menschen zum Hinhören und Zuhören zu bringen: Ganz leicht und leise schleichen sich die Töne ins Ohr und ins Herz und setzen sich da fest... ob unbeschwert und fröhlich oder bedrohlich und tiefgründig – die Harfe war schon immer das Instrument der Barden und Geschichtenerzähler – man hört ihr einfach zu. Das Lied ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Magie der Musik, die in der Geschichte der Zwei Schwestern sogar den Tod überdauert und Unrecht rächt, sondern auch eine Liebeserklärung an die leisen Töne und Geschichten, die man nur hören darf, wenn man sich hinsetzt, Zeit nimmt und zuhört.

 

Fantasyguide: Auch Jutta Tiedge kam zwischenzeitlich in die Band – veränderte dies die Tanzanteil eurer Musik?

 

Brigitta: Jutta ist nicht nur Tänzerin und Trommlerin – sie verkörpert pure Energie und Lebensfreude. Diese Power ist im Rhythmus jedes Tanzstückes als Herzschlag zu spüren, aber besonders live sprüht sie förmlich über. Und das muss man gesehen und erlebt haben!

 

Fantasyguide: Habt ihr noch Kontakt zu den anderen ehemaligen Irrlichtern?

 

Brigitta: Ja. Besonders Ully und Christoph sehen wir noch häufiger.

 

Fantasyguide: Goldstück enthält zwar einige traditionelle Musikstücke, aber Eigenkompositionen überwiegen. Wie würdet ihr euren Umgang mit folk- und mittelalterlicher Musik beschreiben, welche Entwicklung bringt ihr in das Genre?

 

Brigitta: Wir kommen alle aus sehr unterschiedlichen Musikrichtungen – vom klassischen Musikstudium bis zur orientalischen Tanzausbildung, von intensiven Sessions in Irland bis zu historischer Aufführungspraxis – jede von uns bringt einen eigenen Zugang zur Musik mit und gibt den Irrlichterliedern eine sehr eigene Note. Wir haben das Genre nicht nur um die leiseren Töne bereichert, sondern auch um augenzwinkernde Texte, wir haben von Anfang an Mittelalter und Folk

verbunden und durch den mehrstimmigen Gesang einen Kontrast zu den meist männlichen lauten Dudelsackgruppen geschaffen.

 

Fantasyguide: Neben harmonischen Gesängen bezaubert Goldstück auch mit ausgefeilten Arrangements – wer ist bei euch für die Postproduktion verantwortlich?

 

Brigitta: Mit unserem Tonmeister Mani Z. zusammen haben wir das Goldstück komplett selbst produziert – von der ersten Idee bis zum letzten Ton. Diesmal mussten die Stücke nicht einem Produzenten "genügen" sondern fünf Produzentinnen begeistern – das hat seine Zeit gebraucht – aber mit dem Ergebnis sind wir auch alle sehr glücklich.

 

Fantasyguide: Wie habt ihr an der Platte gearbeitet – als Team oder brachte jeder seine Stücke mit zu den Aufnahmen?

 

Brigitta: Wir arbeiten immer als Team. Brigitta und Jutta sind für die meisten Eigenkompositionen verantwortlich, aber alle arbeiten die Stücke gemeinsam aus, jede bringt ihre Ideen und Vorstellungen ein und vieles wird erst einmal live getestet. Jedes Lied entwickelt ab einem gewissen Punkt auch ein Eigenleben.

 

Fantasyguide: Seht ihr einen Trend in der doch recht breit gefächerten Szene, etwa hin zu elektronischen Arbeiten?

 

Brigitta: Das kann man so nicht sagen. Aber die Szene ist sehr aktiv und das ist schön so. Es gibt sowohl im ganz authentischen, als auch im folkigen und im elektronischen Bereich laufend gute Neuerscheinungen.

 

 

Fantasyguide: Goldstück II hat mich an Ductia von Corvus Corax erinnert. Als »Mädchenband« steht ihr schon in einem starken Kontrast zu den vielen martialischen Männer-Combos. Sind das Klischee-Erfüllungen oder der Druck der Erwartungen?

 

Brigitta: Eigentlich machen wir in erster Linie unser eigenes Ding. Ebenso, wie Männer nicht allesamt harte, haarige Kerle sind, sind Frauen nicht immer nur lieblich und zart – wir leben alle unsere Seiten musikalisch aus und sind froh uns nicht auf eine Stilistik festlegen zu müssen.

 

Fantasyguide: Goldstück ist bis auf wenige Ausnahmen sehr fröhlich und tanzfreudig. Ist das mehr Zufall oder wolltet ihr mit Absicht Lebensfreude verbreiten?

 

Brigitta: Wir hatten sehr viel Freude und Spaß bei und an den Aufnahmen vom Goldstück – es ist nicht unbedingt fröhlicher als die anderen Irrlichteralben, aber es ist direkter, ungefilterter und besser.

 

Fantasyguide: Wie sehen eure nächsten Pläne aus, auf Burg Satzvey etwa scheint ihr ja Stammgäste zu sein?

 

Brigitta: Burg Satzvey ist unsere "Haus- und Hofburg", wo wir sehr häufig und gerne spielen, aber dieses Jahr spielen wir auch an vielen neuen Orten in ganz Deutschland. Zu den Mittelaltermärkten kommen dieses Jahr auch größere Konzerte, wie zum Beispiel auf dem europäischen Minnesängerfestival in Braunschweig oder dem Festival Mediaval in Selb.

 

Fantasyguide: Vielen Dank für das Interview!

 

Brigitta: Gern geschehen!

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Die Irrlichter:

Daniela Heiderich: Gesank, französischer Dudelsack, Harfe, Garkleinflötlein, Krummhorn, Low-Whistle

Jutta Simon-Alt: Gesang, Altflöte, Dudelsack, Oboe, Sopranflöte, Sopranino

Brigitta Jaroschek: Gesang, Gitarre, 12-String, Oktavgitarre, Basslaute, Mandoline, Maultrommel, Cister, Chimes

Steffi Keup: Gesang, Sopraninoflöte, Altflöte, Rauschpfeifen, Chalumeau, Schlüsselfidel

Jutta Tiedge: Darabukka, Davul, Gong, Kastagnetten, Landsknechttrommel, Shaker, Tambourin, Zimbeln

weitere Infos:

www.die-irrlichter.de


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Erstellt: 04.04.2009, zuletzt aktualisiert: 25.01.2015 18:29, 8517