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Interview mit Peter Schwindt

Redakteur: Valentino Dunkenberger

 

FantasyGuide: Guten Tag, Herr Schwindt! Vorab erst einmal ein Lob meinerseits! Ich bin ein wirklicher Fan ihrer „Justin Time“ Jugendbuchreihe und daher ist es mir eine besondere Ehre, dieses Interview mit Ihnen führen zu dürfen.

 

Peter Schwindt: Die Ehre ist ganz meinerseits.

 

FantasyGuide: „Justin Time“ basierte zuerst auf dem Konzept einer Hörspielreihe. Hatten Sie schon von Anfang an geplant, Ihre Idee auch als Romanserie umzusetzen oder kam dieser Einfall erst später?

 

Peter Schwindt: Eigentlich war Justin Time sogar zunächst für das Fernsehen geplant. Das war 1998. Aber letztendlich wurde die Sache von der Produktionsfirma nicht weiterverfolgt und so habe ich den Stoff dem WDR-Hörfunk angeboten. Der Vertrag mit dem Sender war ziemlich fair, denn alle Nebenrechte an der Geschichte lagen weiter bei mir. Das war schließlich der Punkt, an dem ich mir gesagt habe, wieso sollen eigentlich immer nur andere meinen Stoff horizontal auswerten? Also suchte ich mir erst eine Agentur und dann den passenden Verlag, um - stark verändert - daraus eine Buchreihe zu machen.

 

FantasyGuide: Nun sind die „Justin Time“ Romane ja völlig anders strukturiert als es die Hörspiele waren. Ist Ihnen diese Umstellung von Hörspiel- in Buchform schwer gefallen?

 

Peter Schwindt: Interessanterweise nicht. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich nie ausschließlich dramatische Werke wie Hörspiele und Drehbücher verfasst habe. Aber es stimmt schon: Man muss aufpassen, sonst löst man sich nicht weit genug von der Vorlage.

 

FantasyGuide: Ich habe gelesen, dass Ihre „Justin Time“ Reihe fünf Bände umfassen wird. Ist diese Information richtig? Und wenn ja, warum haben Sie sich gerade für fünf Teile entschieden?

 

Peter Schwindt: Das hat sich durch die dramaturgische Aufteilung so ergeben. Ich habe mich nicht hingesetzt und mir einen Fünfteiler vorgenommen. Mit einem anderen Stoff hätten es sieben oder auch nur drei Teile werden können.

 

FantasyGuide: Haben Sie die Ideen für die noch folgenden Bände schon grob im Kopf oder werden Sie sich selbst vom Verlauf der Geschichte überraschen lassen?

 

Peter Schwindt: Ganz ehrlich: Am liebsten hätte ich alle fünf Bände fertig gehabt, bevor das erste Buch auf den Markt kam. Das hätte die Sache viel einfacher gemacht. Irgendwann kommt man nämlich im Verlauf des Schreibens auf eine Idee, die ein hakeliges Problem eleganter löst, als es dann letztendlich geschehen ist. Aber ohne Planung ist da überhaupt nichts drin - gerade bei einem Stoff, der einem so schnell aus dem Ruder laufen kann. Außerdem kauft kein Verlag gerne die Katze im Sack. Die wollen schon wissen, was sie da auf ihre Leserschaft loslassen. Also: Man benötigt in jedem fall umfangreiche Exposés, bei denen man Anfang, Mitte und Ende detailliert festgelegt hat, denn man muss wissen, wohin die Reise geht. Aber das ist auch gut so, sonst bringt man sich tatsächlich in Teufels Küche, weil man eine Riesenstory aufgebaut hat, aus der zum Schluss ganz leise pfeifend die Luft entweicht.

 

FantasyGuide: Bisher sind die ersten beiden Bände Ihrer Science-Fiction-Serie („Zeitsprung“ und „Der Fall Montauk“) im Loewe-Verlag erschienen. Wenn ich ehrlich bin, dann hat mir der erste Teil besser gefallen, weil mich das Thema England im 19. Jahrhundert und die damit verbundenen, und von Ihnen ausgearbeiteten Figuren viel mehr interessiert haben, als das Amerika des 20. Jahrhunderts. Hatten Sie schon einmal den Gedanken, dass Sie vielleicht Fans verlieren könnten, denen zum Beispiel das 19. Jahrhundert gefallen hat, die aber an anderen Jahrhunderten eher uninteressiert sind? Oder haben Sie noch gar nicht mit einem solchen Gedanken befasst?

 

Peter Schwindt: Nun ja, die Geschichte hat mir nicht erlaubt, dass ich mir solche Fragen stelle. Die Stationen ergeben alle ihren Sinn. Hätte ich Justin ausschließlich in einer Epoche spielen lassen, dann wäre daraus ein historischer Roman geworden, und das hätte auch wieder nicht jedem gepasst. Außerdem müsste man sich dann vielleicht den Vorwurf gefallen lassen, dass der Held der Geschichte trotz der phantastischen Möglichkeiten schrecklich immobil gewesen wäre. Letztlich konnte ich nur eine Lösung anstreben, die gut für die Story und nicht für die unterschiedlichen Vorlieben der Leser war. Nicht, dass ich diese nicht respektiere! Immerhin verbringen sie einen großen Teil ihrer wertvollen Zeit mit meinen Büchern und geben ihr sauer verdientes Geld dafür aus. Aber in dem Moment, wo ich mich frage, was der Leser (den es im Singular niemals gibt) vielleicht mögen könnte, kann ich mich gleich mit der Maus erschlagen. Ich hab mal mit einem Redakteur zusammengearbeitet, der hat immer gesagt: „Ich weiß, was mein Publikum will.“ Den habe ich immer beneidet. Ich wusste nämlich immer nur, was ich wollte. Gott sei Dank ist die Buchbranche noch eine letzte Insel der Glückseligen, auf der das Marketing nicht ganz den Inhalt der Bücher bestimmt.

 

FantasyGuide: Können Sie uns schon verraten, wo Sie Ihre noch kommenden Romane zeitlich in etwa ansiedeln werden?

 

Peter Schwindt: Band 3 spielt im Jahr 1908 in Sibirien, Band 4 im Florenz des Jahres 1492 und Band 5 im Jahr 2377. Mehr verrate ich aber nicht.

 

FantasyGuide: Des Öfteren hört man Stimmen über ihre Bücher, die sagen, dass einige von Ihnen beschriebene Begebenheiten nicht logisch zueinander passen. Meinen Sie, dass dies ein Fehler Ihrerseits ist – dass Sie zum Beispiel in Ihren Beschreibungen nicht genau genug auf die Verhältnisse eingegangen sind – oder liegt dieses Unlogisch-Erscheinen eher an einer mangelnden Aufmerksamkeit des Lesers?

 

Peter Schwindt: Dazu müsste ich jetzt konkret wissen, um was es geht. Gerade beim Thema Zeitreise können sich da schon Abgründe auftun, da das Thema von Paradoxien nur so wimmelt. Deswegen musste ich bestimmte Dinge voraussetzen, um eine gewisse Lesbarkeit zu garantieren. Dazu gehört ein Mindestmaß an Linearität in der Erzählstruktur und Handlung. Vieles, auf das ich angesprochen wurde, liegt aber auch schlicht daran, dass ich die Lösung für ein Problem nur en passant beschrieben habe und sie so vielleicht überlesen wurde. Fannys Sprung in die Zukunft zum Beispiel. Da wurde immer wieder gesagt, wie kann das gehen, das arme Mädchen wird aus ihrer Zeit gerissen. Nun, wäre sie von Justin nicht gerettet worden, steckte sie wahrscheinlich noch immer wie ein toter Weihnachtsmann im Kamin in der Chicksand Street.

 

FantasyGuide: Also, dass Fanny aus ihrer Zeit „gerissen“ werden konnte, weil ihr von Justin das Leben gerettet worden war, war mir eigentlich von der Stelle an, an der dies im Buch vorkommt, klar und auch nachvollziehbar. Überhaupt erschienen mir persönlich nur einige wenige Stellen Ihrer Bücher etwas unlogisch – aber welches Buch weist nicht irgendwelche größeren oder kleineren Fehler auf – und auf eine Sache möchte ich hier noch eingehen, denn diese Frage bereitete mir während der Lektüre von „Der Fall Montauk“ durchweg Kopfzerbrechen, nämlich: Woher wusste Justin Time, dass er genau ins Jahr 1983 reisen musste? Dass er in Montauk Hinweise auf seine Eltern finden könnte, hatte ihm ja Herbert Hanfstäckl sagen können, doch habe ich auch nach mehrmaligem Lesen der entsprechenden Textstellen keinen Hinweis auf das Jahr entdecken können! Habe ich hier etwas überlesen?

 

Peter Schwindt: Yep, sieht so aus. Seite 101, letzter Absatz, da wird’s erklärt. Stichtag ist der Abzug der regulären amerikanischen Truppen, und das ist der 12. August 1983. Vorher hätte es keinen Sinn gehabt in die Basis einzudringen, weil es dort von militärischem Personal nur gewimmelt hätte. Wäre der Sprung viel später datiert worden, hätte Portitia Abbadon all ihre Spuren verwischt.

 

FantasyGuide: Diesen Absatz scheine ich tatsächlich mehrmals überlesen zu haben!

Am Ende des zweiten Bandes findet der Leser den Hinweis, dass der dritte Teil in Sibirien spielen wird. Können Sie unseren Lesern schon den Titel dieses Buches verraten beziehungsweise wann dieses erscheinen wird?

 

Peter Schwindt: Der Titel ist gerade abgesegnet worden. Er lautet „Das Portal“ und erscheint im Januar 2005. Der Loewe Verlag bringt seine Bücher immer halbjährlich auf den Markt, im Januar und im Juli. Manchmal sind die Titel aber auch schon einen Monat früher lieferbar. Das wissen dann aber die Händler nicht, weil sie noch keinen Vertreterbesuch hatten. Wer's also nicht abwarten kann und das perfekte Weihnachtsgeschenk sucht, der kann ja mal ab Mitte Dezember versuchen, Band 3 bei einem Online-Bücherdienst zu bestellen.

 

FantasyGuide: Planen Sie nach Beendigung Ihrer Arbeit an „Justin Time“ noch weitere Romane? Wenn ja, werden diese ebenfalls im Feld der Science-Fiction angesiedelt sein oder würden Sie sich auch gerne einmal auf anderes Terrain vorwagen?

 

Peter Schwindt: Es gibt Verhandlungen über eine Trilogie mit dem Loewe-Verlag, die eventuell im Anschluss erscheinen soll. Die wird aber keine Science Fiction, sondern geht in Richtung Horror/Gothic Novel. Außerdem sind da noch einige Einzeltitel sowie zwei Buchreihen, die noch einen Verlag suchen. Manches ist für die ganz jungen, einiges aber auch für Erwachsene. Das geht dann aber mehr Richtung Mainstream, also kein Krimi/Thriller/Horror/SF, sondern stinknormale Belletristik.

 

FantasyGuide: Herr Schwindt, vielen Dank für das Interview! Ich wünsche Ihnen noch alles Gute für Ihre Zukunft und noch viel Erfolg für Ihre „Justin Time“ Reihe!

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Erstellt: 04.06.2005, zuletzt aktualisiert: 30.01.2015 16:42, 399