Druckversion: Dirk van den Boom – Begründer und Koordinator

Dirk van den Boom – Begründer und Koordinator

Redakteurin: Christel Scheja

 

FantasyGuide: Wer steht eigentlich hinter Ikarus? Möchtest du die daran Beteiligten und dich einmal kurz vorstellen?

 

Dirk van den Boom: Die Frage ist oft ein wenig irreführend, denn man könnte ja annehmen, ich würde allein hinter „Rettungskreuzer Ikarus“ stehen. Dabei ist mein Beitrag zwar nicht gering, aber dennoch allein für sich gar nicht einmal so signifikant. Tatsächlich steht hinter der Serie ein Team, das gut miteinander arbeitet, und dazu noch ein Verleger, der sich für das Projekt sehr engagiert. Meine Person ist daher gar nicht einmal so wichtig, und mich selbst allzu sehr mit der Serie zu identifizieren, würde möglicherweise den Beiträgen der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gerecht werden. Ich nehme dafür immer gerne das Beispiel der Coverzeichner, deren Arbeit ich als künstlerisch völlig unbegabter Mensch nur bewundern kann, und da kann ich nur sagen: Was wäre denn, wenn es diese Grafiker nicht gäbe? Dann könnte man doch mit dem ganzen Roman dahinter nix anfangen!

Ikarus wird derzeit von einem Team gemacht: Es besteht aus den Autorinnen und Autoren Irene Salzmann, Sylke Brandt, Thomas Folgmann und Achim Hiltrop. Jüngst ausgeschieden ist Martin Kay, einen Gastroman verfasst zur Zeit Nicole Rensmann. Dazu gibt es mit Marco Cavet einen Stammgrafiker für die Cover, unterstützt von Klaus „Smiley“ Schimanski und dem einen oder anderen zusätzlichen Künstler. Ich schreibe Exposés, aber das ist gar nicht so wichtig.

 

 

FantasyGuide: Nachdem bereits 25 Bände und zwei Kurzgeschichtensammlungen erschienen sind, stellt sich manch ein Leser bestimmt die folgende Frage: Wie bist du eigentlich auf die Idee zu Rettungskreuzer Ikarus gekommen?

 

Dirk van den Boom: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Zeilen werden es sicher schon 26 Bände sein. Und wieder ist die Frage möglicherweise irreführend: Ich bin gar nicht der alleinige Urheber der Serie. Sie entstand aus dem Konzept eines Online-SF-Computerspiels, das niemals das Licht der Welt entdeckt hat, und dessen geistige Väter Thorsten Pankau und ich sind. Vieles von der Hintergrundgeschichte stammt von Thorsten, inklusive die Idee der Outsider, während die Crew und das Raumschiff, das Setting der Serie meine Idee waren. Aber beides funktioniert ja nur zusammen. Als wir die Idee für das Computerspiel begaben mussten, bin ich damit schwanger gegangen, bis mir Guido Latz über den Weg gelaufen ist, der seine verlegerischen Aktivitäten professionalisieren wollte und auf der Suche nach Material war. Ich habe dann einen Pilotroman geschrieben – und das war die Geburt der Serie. Sowas ist übrigens dann vor einem Jahr noch einmal passiert: Als das sich in Gründung befindliche Hörspiel-Label „Hörplanet“ von Dennis Rohling auf der Suche nach Stoff für das neu zu entwickelnde Programm war, stieß er auf „Ikarus“ – und wir wurden uns ebenso schnell einig wie damals mit Guido.

 

 

FantasyGuide: Wie ist der Hintergrund der Serie entstanden? Gab es von Anfang an feste Vorgaben für die Autoren oder hat sich das Universum von Roman zu Roman dynamisch entwickelt und an die Bedürfnisse der Romane angepasst?

 

Dirk van den Boom: Wie gesagt, vieles von dem Hintergrund ist anfangs von Thorsten entwickelt worden. Das hat natürlich im Laufe der Zeit eine Vertiefung und Ausgestaltung erhalten, die ich als Exposéredakteur habe durchführen müssen – aber auch durch viele der Autoren, ich nenne hier mal vor allem Irene Salzmann, die Exposés offenbar immer mit einem gewissen Stirnrunzeln betrachtet und dann meint, gleich mal ein paar neue Handlungsstränge und Hauptpersonen einführen zu müssen. Erst klage ich ja immer furchtbar über sowas, aber letztendlich hilft es der Serie ungemein. Würde sie nur auf meinen Ideen basieren, wäre sie möglicherweise schnell langweilig. Die Dynamik ist also definitiv vorhanden, ausgehend von festen Vorgaben, deren Festigkeit aber aufgrund meiner schwachen Autorität manchmal zu wünschen übrig lässt. Die machen mit mir, was sie wollen.

 

 

FantasyGuide: Nachdem die ersten Romane ja noch recht unabhängig voneinander waren und die Crew einführten zeichnete sich schon früh ein roter Faden ab, der die Romane durchzieht. Mittlerweile ist ein richtiger Zyklus zu erkennen? Gibt es noch etwas, was du zu der Entstehung erzählen möchtest? Bis zu welchem Band werdet ihr euch noch mit der Storyline um Kronprinz Joran und die Outsider beschäftigen?

 

Dirk van den Boom: Nun ja, wie gesagt, es ist immer eine Balance aus Vorgaben und eigener Kreativität gewesen. Für mich war der wichtigste Aspekt des Entstehungsprozesses immer die Tatsache, dass ich recht schnell ein zuverlässiges Autorenteam beisammen hatte. Daran haben ja viele andere Serien im Kleinverlagsbereich ziemlich zu knabbern gehabt. Ich hatte damit im Grunde nie Probleme, und dafür bin ich ausgesprochen dankbar.

Der derzeitige Outsider-Zyklus wird etwa mit Band 35 seinen Abschluss finden, und es gibt bereits erste Ideen für das, was danach passiert.

 

 

FantasyGuide: Ist schon ein weiterer Zyklus geplant? Und wenn ja, willst du die Leser darauf neugierig machen? Sind noch weitere Kurzgeschichtenbände geplant, und vielleicht auch noch einmal ein Hintergrundband, Figuren, Völker, Handlungsorte etc. genauer vorstellen wird?

 

Dirk van den Boom: Wir sind beim Outsider-Zyklus mit 35 Bänden, so denke ich, an die Grenzen der Geduld der Leser gestoßen – man darf ja nicht vergessen, dass nur vier Romane im Jahr erscheinen. Ich habe daraus die Konsequenz gezogen, dass eine wichtige Voraussetzung für den anschließenden Zyklus die Notwendigkeit sein wird, ihn etwas kürzer zu gestalten. Dafür werden allerdings, so sehe ich das derzeit, die Romane mittelfristig umfangreicher werden. Weitere Kurzgeschichtenbände sind nicht auszuschließen, ich denke aber nicht, dass wir 2006 einen dritten vorlegen werden – aber für 2007 habe ich es mir fest vorgenommen. Auf so etwas wie „Sekundärmaterial“ verzichten wir bis auf weiteres – ich sehe keine genügend großen Absatzchancen dafür, und das Ganze muss ja arbeitstechnisch in einer gescheiten Relation stehen.

 

 

FantasyGuide: Immer wieder blitzen ja auch Anlehnungen an bereits bestehende Universen und SF-Media Serien an, wie etwa Star Trek oder Babylon 5. Dann interessiert es natürlich, welche Filme, Serien und Bücher deine Autoren und dich inspiriert haben? Gibt es direkte Vorbilder?

 

Dirk van den Boom: Ich habe keine Ahnung. Bewusst habe ich mich nicht von einer Fernsehserie inspirieren lassen, was da unbewusst mal mit eingeflossen ist, das weiß ich nicht. Sicher ist das bei den Autorinnen und Autoren ähnlich. Da wird jeder und jede Vorlieben eingearbeitet haben. Ich hoffe, der Mix ist gut genug, so dass keine allzu starken Anleihen sichtbar werden. Vergessen wir auch nicht, dass die Media-Serien sich auch nur im Fundus bekannter Topoi und Handlungsmuster der SF bedienen, die es lange vor Star Trek und Bab 5 gegeben hat. Sprungtore, Hyperantrieb, die Abenteuer eines einzelnen Raumschiffes und seiner Crew gehört zu den Standards der SF auch jenseits und vor den großen Media-Serien. Ich sehe „Ikarus“ eher in dieser Tradition, weniger in der irgendwelcher Fernsehserien.

 

 

FantasyGuide: Bist du alleiniger Exposeeautor? Oder überlegt ihr das im Team? Welchen Teil der Handlung legst du fest und welche Ideen und Figuren haben die anderen Autoren beigesteuert?

 

Dirk van den Boom: Nun, ich denke, ich habe schon einiges dazu gesagt. Formal bin ich alleiniger Exposéautor, aber diese Rolle sollte man nicht überbewerten. Wenn den Verrückten was an meinen Exposés nicht passt, ändern sie es einfach. Manchmal sind sie so nett, es mir vorher zu sagen. Sehr selten fragen sie auch mal, ob sie das dürfen. Meistens liefern sie einfach was ab und ich darf es dann nachher ausbaden. Und obgleich zentrale Figuren wie die Ikarus-Crew von mir sind, gibt es andere wichtige Protagonisten, die die Autorinnen und Autoren eingeführt haben: Jason Knight und Shilla stammen von Irene, der Captain der „Phönix“ und der Pilot Templeton Ash von Martin Knöpper, die Söldnerin Skyta von Sylke Brandt usw. Die haben dann alle schnell ein Eigenleben in der Serie entwickelt.

 

 

FantasyGuide: Inwieweit arbeitet das Autorenteam eigentlich zusammen? Können die Zeichner auch eigene Ideen einbringen oder bekommen sie genauere Vorgaben, was sie zeichnen sollen?

 

Dirk van den Boom: Es gibt ständig Austausch per Email zwischen den Autoren vor allem zeitlich aufeinander folgender Romane, die ja oft parallel geschrieben werden. Und dieser Austausch setzt sich auch mit den Coverkünstlern fort, denn da gibt es oft Ideen, die manchmal auf wenig Gegenliebe bei den Grafikern stoßen – weil zu aufwändig -, oder diese haben selbst ihre speziellen Vorstellungen. Bisher sind wir damit aber auch immer gut gefahren.

 

 

FantasyGuide: Wie entsteht ein Ikarus-Roman? Welchen Weg durchläuft er von der reinen Idee bis hin zum fertigen Heft?

 

Dirk van den Boom: Ich verfasse relativ grobe Romanexposes meistens etwa zehn Stück auf einmal. Dann bekommen die Autoren einen Roman und einen Abgabetermin, der im Regelfalle reines Wunschdenken meinerseits bleibt. Die Autoren machen dann aus dem Exposé, was auch immer sie für richtig halten. Danach geht der fertige Roman reihum und andere Autoren schmieren ihre bösen Kommentare und Korrekturen in das Manuskript, das der Autor dann noch einmal überarbeiten darf. Es gibt ein Abschlusslektorat, und die Cover wurden meist bereits parallel in Absprache zwischen Autor und Grafiker erzählt. Ich erledige dann den Satz und stelle Guido die entsprechende Datei zu, der macht den ganzen Rest und erledigt Druck und Vertrieb. Das hat sich mittlerweile als Routine bewährt.

 

 

FantasyGuide: Wie sieht die Zukunft von Rettungskreuzer Ikarus aus? Neben den Romanen erscheinen ja nun auch Figuren und Hörspiele? Was wird da alles erscheinen und welchen Merchandise wird es noch geben?

 

Dirk van den Boom:

Ich denke mal, dass wir nach der jüngsten Offensive – Hörspiele und Modelle hast Du ja genannt – erst einmal eine kleine Pause einlegen. Sobald die Sachen alle vorliegen – die ersten drei Hörspiele sollen ja im Mai erscheinen und die Trailer sind schon extrem vielversprechend, werden wir uns möglicherweise weitere Gedanken machen.

Mitte letzten Jahres trat der Hörspielproduzent Dennis Rohling an mich heran. Nachdem er eine Weile Hörspiele als "Hobbyproduzent" hergestellt hatte, wollte er sich nun ernsthaft mit einem eigenen Label selbständig machen und suchte dafür nach vielversprechendem Stoff. "Ikarus" kam ihm da gerade recht und so wurden wir uns schnell einig. Er arbeitete zusammen mit seinem Kompagnon Michael Eickhorst die ersten drei Romane in Drehbücher um, was natürlich zu der einen oder anderen dramaturgisch notwendigen Veränderung führte. Die Aufnahmen zu den Hörspielen, die alle im Mai erscheinen (bzw. erschienen sind) wurden dann Anfang 2006 abgeschlossen, durchweg mit professionellen Synchronsprechern besetzt, die wir alle aus Film und Fernsehen kennen. Unter www.hoerplanet.de finden sich längere Hörproben in der Rubrik "Podcast", außerdem gibt es einige Trailer online. Die Arbeiten für die nächsten drei Drehbücher haben bereits begonnen, aber natürlich hängt die Fortsetzung dieses Projektes ganz wesentlich vom Verkaufserfolg ab - hier sind wir aber guter Dinge.

Auf Cons kann man schon lange in den Genuss weiteren Materials kommen: Es gibt Ikarus-Kulis, Ikarus-Feuerzeuge, Ikarus-Lineale und natürlich die berühmt-berüchtigten Ikarus-Bierdeckel. Einfach auf einen Con kommen und einen Roman erwerben, dann darf man sich was aussuchen.

 

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, zuletzt aktualisiert: 20.02.2015 04:36