Ankunft bei Bastei
 
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Zu Besuch bei Bastei

Bergisch-Gladbach, 09.12.04

Eine Reportage von Michael Schmidt

 

Es gibt solche Tage, da gelingt einem Nichts. In meinem Falle gilt das wohl für das gesamte Jahr 2004, und die Woche vom 5.12 bis 12.12 besonders, aber der Tag, an dem wir Bastei besuchten, besonders. Ralf Steinberg reiste aus Berlin, ich aus dem beschaulichen Lahnstein an. Als offenkundig Ortskundiger fuhr ich früher und versprach, den guten Ralf am Bahnhof in Köln abzuholen. Etwas war ich verwundert, dass kein Zug wie erwartet um 11:09 eintraf, aber um 11:10 kam der Frankfurter IC, also nahm ich den. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, passierte mir das Gleiche in Turin, als ich mich mit meiner Freundin traf. So auch hier, im Kölner Hbf.

Kein Ralf in Sicht, ich hetze zur Telefonzelle – Handynummer habe ich zum Glück – und siehe da, der Anrufbeantworter. Ich hetze erneut durch den Bahnhof, hoch zum Gleis und zurück. Erneuter Anruf, ich erreiche Ralf, wir verabreden und verpassen uns erneut. Wieder der öffentliche Fernsprecher – ich gehöre zur selten Spezies der Nichthandybesitzer – und siehe da, Ralf wartet im Bahnhof Köln-Deutz, auf der anderen Seite des Rheines. Zwar sieht er den Dom, aber knapp daneben ist auch vorbei. Ich habe mal wieder geschnarcht und war überall, nur nicht dort, wo ich sein sollte.

Der nächste Treffpunkt, wir einigen uns auf Bergisch-Gladbach. Und siehe da, mein Talent wird von Murphy unterstützt. Die richtige S-Bahn, aber die falsche Richtung. Ich zweifle an meinem Verstand, aber füge mich notgedrungen dem Schicksal. Also erkunde ich Köln und Umgebung und erreiche reichlich verspätet Bergisch-Gladbach. Kein Ralf in Sicht. Wen wundert es! Erneut der öffentliche Fernsprecher, erneut der Anrufbeantworter, ich erkundige mich nach dem Weg zu Bastei – als schlampiges Genie habe ich natürlich auf die internette Wegbeschreibung verzichtet -, rufe erneut an und siehe da, Ralf ist schon mitten im Interview der Herren Schönenbröcher und Kappel. Ich verspreche nachzukommen, doch der Tipp der freundlichen Dame im Gyrosimbiss entpuppt sich als Luftnummer. Da ist ein Verlag, aber kein Bastei Lübbe. Der ältere Herr, den ich anspreche – hilft weiter, der Verlagssitz ist drei Kilometer in die andere Richtung.

Okay, die Zeit der Experimente ist zuende. Ein Taxi und es geht los. Fünf Euro später steige ich vor dem Objekt meiner Begierde aus. Das Verlagshaus. Gegenstand zahlreicher Spekulationen, sieht allerdings aus wie vergleichbare andere Objekte auch. Zwei nette Damen am Empfang melden mich an, und ich werde prompt vom Maddraxredakteur Michael Schönenbröcher abgeholt. Die Frage, was mich aufgehalten hat, wird mit einem spöttischen Grinsen unterlegt – aber ich hätte auch in einem ernsten Gesicht den Spott erkannt – und ich werde zum Büro des Chefredakteurs geführt, derselbe ist dort neben Schattenreichredakteur Horst Kappel, der sich den Fragen von Ralf Steinberg ausgesetzt sieht.

Man sieht, ich habe ihn nicht abgeholt, aber wenigstens doch noch getroffen. Ich verstärke somit die Interviewmacht des Fantasyguide, das Ergebnis findet ihr im Rahmen dieses Spezial. Aber neben den Fragen zu Schattenreich und Sternenfaust – die am 15.2.05 startende SF Serie – gibt es auch sonst einiges interessantes zu erfahren und zu berichten.

Das Büro des Chefredax zeigt die Palette der Basteiheftromane. Eine Reihe für Frauen – Heimat, Fürsten und Arztromane, was wohl das Schlimmste ist? Ich persönlich finde, es sind die rotgeränderten Heimatromane – Western, Krimi und unsere geliebte Phantastik, abgerundet wird das Programm durch die Rätselhefte. Bei letzteren frage ich mich immer, wer hat denn so viel Zeit?

Der Chefredax plaudert natürlich ein wenig aus dem Nähkästchen. Die Frauenromane und Western laufen wie blöd. Jerry Cotton erlebt wieder eine Renaissance, ein im Januar erscheinender JC spielt in Berlin und wird eine Tageszeitung als Beilage zugefügt. Jerry Cotton war mein erster Heftroman, so lausche ich natürlich interessiert.

Generell lebt der Heftroman von den Stammlesern, die jedoch immer älter werden, der Nachwuchs wird also auf längere Sicht dringend benötigt. So auch bei den Autoren. Fast alle Westernautoren sind alt, und Bastei hat einen weiblichen jungen Lektor, damit wenigstens ein bisschen frisches Blut im Männergenre der Cowboys eindringt.

Somit ist der Verlag auch bestrebt, neue Leser zu gewinnen. Geplant sind eine U-Boot Krimiserie und eine neue Vampirserie, jedoch gibt es erst dann eine neue Serie, wenn eine alte vom Markt genommen wird. Die Gesamtzahl von 42 Serien soll erhalten bleiben.

Neuauflagen alter Serien gibt der Chefredax eine Absage, der Verlag will neue interessante Projekte vorantreiben, für Retrosachen und Fortsetzungen hat er seinen Partner Zaubermond. Tony Ballard wird mit neuen Bänden zurückkommen, aber eben nicht bei Bastei.

Des Weiteren erfahren wir, dass die Schleuderposition eines Redakteurs der Professor Zamorras ist. Dort hält sich scheinbar niemand sonderlich lange. Jason Dark, Holger Kappel und wie sie heißen. Michael Schönenbröcher hat dieses Amt nun schon zum zweiten Mal inne und deutet an, dass es ein Verwaltungsjob ist, da Serien Mastermind WKG die Fäden in der Hand hält und die fertigen Romane nur übergibt. Oder so ähnlich.

Wie oben gesagt, will Bastei durch Projekte wie Schattenreich und auch Sternenfaust neue Leser gewinnen. Aber nicht nur das. Wer die Autorenliste in Schattenreich studiert, findet einige unbekannterer Autoren, so besteht eine – wenn auch geringe Chance – als Autor oder Titelbildzeichner in einer der Serien unterzukommen.

Sternenfaust, die neue SF-Serie, druckt auch Risszeichnungen ab, und wer weiß. Zeichner dafür gibt es eher wenige.

Schattenreich selbst scheint laut Verlag gut angelaufen zu sein, drücken wir Bastei die Daumen, schließlich sind sie die einzigen, welche der Heftromanszene immer wieder neues Leben einhauchen und mit interessanten Serien aufhorchen lassen. Wie in der Vergangenheit, aber bestimmt auch in der Zukunft.

Damit endete unser Besuch bei Bastei, ein wirklich lohnenswerter Ausflug. Ralf und ich verweilten dann noch zusammen bei Bier und Tequila, aber das gehört nicht hierher...

 

Michael Schmidt

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Weitere Infos zur Serie:

MADDRAX. Die dunkle Zukunft der Erde


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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 24.02.2015 12:31, 119