Thorsten Gimmler: Der Dieb von Bagdad
Neben Kairo ist Bagdad der wichtigste Schauplatz der Geschichten aus Tausendundeine Nacht. Einstmals, unter der Abbasiden-Dynastie, das Zentrum des Kalifenreiches, lockte die prächtige Stadt natürlich auch jede Menge zwielichtiger Gestalten an – doch nur einer konnte »Der Dieb von Bagdad« sein. Um diesen Titel wetteifern hier zwei bis vier Anführer verfeindeter Diebesbanden, indem sie möglichst viele Schatztruhen aus den sechs Palästen des Spielplanes entwenden.
Mithilfe des Ausspielens von Karten schleusen sie ihre Männer in die Paläste oder verschieben die Wächter vor den Palasttoren, um den eigenen Schergen den Weg fei zu machen und zugleich der Konkurrenz die Arbeit zu erschweren.
»Der Dieb von Bagdad« ist leicht erlernbar und, obwohl das Thema ein wenig aufgesetzt wirkt, durchaus unterhaltsam. Mit einer Spielzeit von unter einer Stunde besonders gut für kleine Partien zwischendurch geeignet.
Sébastien Pauchon: Yspahan
Im Jahre 1598 machte Shah Abbas der Große Isfahan (auch: Yspahan) zur Hauptstadt Persiens und leitete so die Glanzzeit der Stadt ein.
Auch die Spieler, zwei bis vier an der Zahl, zieht es nach Isfahan, um dort als Händler ihr Glück zu suchen. (Händlerfiguren sind übrigens nicht nur in Brettspielen zahlreich, auch in »Tausendundeine Nacht« treten sehr viele auf.)
Es gilt die örtlichen Kaufleute zu versorgen, die Karawanen (hübsche kleine Holzkamele) zu beliefern und Gebäude zu errichten. Dieses Aufbauspiel wartet mit einem interessanten Würfelmechanismus auf, der zu Beginn jeder Runde festgelegt, welche Aktionen zur Verfügung stehen, und es ist ein gutes Beispiel dafür, dass taktische Tiefe nicht mit komplexen Regeln einhergehen muss.
Auch die Spielzeit ist mit vielleicht einer guten Stunde sehr angenehm. Völlig zu Recht wurde Yspahan 2007 für die Auszeichnung Spiel des Jahres nominiert.
Dominique Erhard: Suleika
Hier haben wir eine weitere Nominierung für den Spiel des Jahres-Preis, diesmal aus dem Jahr 2008.
Zwei bis vier Spieler übernehmen die Rollen von Teppichhändlern, die den Wesir von der überragenden Qualität ihrer Ware zu überzeugen versuchen, um schließlich bei Erfolg mit der Sultanstochter Suleika verheiratet zu werden.
Nebenbei bemerkt haben Teppiche, fliegende zumal, keine große Bedeutung in »Tausendundeine Nacht«; in Gallands Originalmanuskript beispielsweise kommt kein einziger fliegender textiler Fußbodenbelag vor.
Doch zurück zu »Suleika«: es ist ein Würfel- und Legespiel, das vor allem Kindern (so ab sieben, acht Jahren) gute Unterhaltung bietet; die Spielzeit ist entsprechend kurz (nicht über einer halben Stunde).
Ältere Händler werden eher schnell von den Mechanismen gelangweilt sein, können sich aber auch an dem hübschen Material erfreuen, werden doch tatsächlich kleine Stoffteppiche ausgelegt.
Liesbeth Vanzier und Paul van Hove: Emira
In »Tausenundeine Nacht« mutet der Anfang der Rahmenerzählung – König Schahrijars Erfahrungen mit weiblicher Untreue – vielen sicher frauenfeindlich an.
Doch gibt es in den Erzählungen neben Schahrasad noch weitere Frauen, die eben so tugendhaft wie klug sind und die »ihre« Männer (ob nun Gatten, Dienstherren oder Brüder) ein ums andere Mal vor dem selbstverschuldeten Verderben bewahren müssen.
Hier freilich, im Spiel »Emira«, geht es um eher oberflächliche weibliche Wesen: Prinzessinnen, um deren Gunst die Spieler buhlen müssen, um sie für ihren Harem zu gewinnen.
Die Ausstattung von »Emira« ist stimmungsvoll-prächtig, das Spielprinzip selbst (eine Art Versteigerungsmechanismus) auch interessant, allerdings recht komplex und langwierig; man muss schon mit einer Dauer von zwei Stunden oder sogar mehr rechnen. Nur für (drei bis fünf) Vielspieler geeignet.
Eric Goldberg: Tales of the Arabian Nights
Dies ist die Neuauflage eines englischsprachigen Spiels, dessen Original bereits 1980 bei West End Games erschien; die deutsche Ausgabe »Geschichten aus 1001 Nacht« von 1999 (Edition Erlkönig) dürfte leider auch nur noch antiquarisch erhältlich sein.
Man übernimmt hier die Rolle einer der bekannten Figuren aus der Erzählungssammlung wie Aladin, Schahrasad oder Sindbad und zieht auf der Suche nach Abenteuern aus in die Welt, das ist der auf Arabien zentrierte Spielplan mit al-Andalus am westlichen und Indien am östlichen Rand.
Es handelt sich um ein Quest-Spiel, das zudem Charakteristika mit Solo-Spielbüchern teilt. Für jede Begegnung konsultiert man das umfangreiche Book of Tales und liest einen entsprechenden Abschnitt vor (man brauch also passable Englischkenntnisse, um von diesem Spiel etwas zu haben).
Am Ende stehen verschiedene Handlungsmöglichkeiten offen, die jeweils auf neue Paragraphen verweisen. Das Prinzip erlaubt es, »Tales of the Arabian Nights« ebenso alleine zu spielen wie mit bis zu fünf Mitstreitern. Bei einer hohen Spielerzahl zieht sich eine Partie allerdings sehr in die Länge und fast zwangsläufig kommt Langeweile auf, wenn man selbst gerade nicht am Zug ist.
Die Abenteuer entwickeln sich naturgemäß zufällig, teilweise auch unsinnig, aber das »Book of Tales» ist sehr umfangreich, sodass der Wiederspielbarkeitswert hoch ist, und die Atmosphäre von »Tausendundeine Nacht« wurde gut eingefangen.
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