Spielverderber (The Boys Bd. 1)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Spielverderber

Reihe: The Boys Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Superhelden retten die Welt. Dass dabei gelegentlich - und nicht nur in Stamford - ein gewisser Kollateralschaden zu beklagen ist, wird dabei viel zu oft vergessen oder einfach so hingenommen. Garth Ennis nun macht sich auf, diesen Schaden zu untersuchen und ins Gedächtnis der Comicgemeinschaft zu rufen. Ja mehr noch: Er stellt dem Leser eine Gruppe vor, die es sich zum Ziel gemacht hat, den Supermännern und -Frauen da draußen zu zeigen, dass sie zwar gerne die Erde retten und die Schurken fertig machen dürfen, dabei aber trotzdem verdammt noch mal aufpassen sollen, wen sie noch so treffen. Denn sonst könnte es ganz leicht passieren, dass man sich an ihnen rächt. Und sei es nur, indem ein irrer irischer Autor des Weges daher kommt und aufzeigt, was die kostümierten Recken der Gerechtigkeit in ihrer Freizeit - oder im Puff - so alles tun...

 

Dass Garth Ennis in seinen Comics gerne (und exzessiv) über die Stränge schlägt und dabei häufig ganz bewusst übers Ziel und die Grenzen guten Geschmacks hinaus schießt, ist freilich nichts Neues mehr, genauso wie man sich inzwischen daran gewöhnt hat, dass Gossensprache, Sex, Blut und Gewalt von ihm zu Stilmitteln erhoben werden. Doch was mit Abstrichen beim Punisher unter dem Knights- oder seit geraumer Zeit dem MAX-Label bei Marvel halbwegs funktioniert und ferner Preacher bei Vertigo zum viel gelobten Klassiker moderner Erwachsenen-Comics gemacht hat, das bricht dem ersten Band mit den Boys glatt das Genick.

 

Zu viele Obszönitäten, zu viel Sinnlosigkeit, zu viel schlecht verborgene Polemik - das alles nimmt dem Comic und der guten Idee dahinter den Reiz und reduziert ihn auf wenige leidlich gute oder auch nur halbwegs amüsante Szenen. Und dann ist da auch noch Zeichner Darick Robertson, der weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Stellenweise wirkt das regelrecht ungelenk, was Robertson in seinen Panels fabriziert. Die meisten der dümmlichen Gesichter sind ein Graus, die Anatomie ein seltener Gast - alles an diesem Artwork wirkt irgendwie erzwungen und weist große Mängel auf.

 

Mangelhafte Umsetzung. Das ist überhaupt das große Problem von The Boys, in dem Kult-Autor Garth Ennis eine im Grunde ziemlich interessante Idee schamlos in den Schmutz zieht, anstatt die Superhelden wirklich durch den Kakao. Am Ende verkommen Idee und Konzept zu einem billigen Happening der Geschmacklosigkeiten, ohne Frische, ohne Esprit, ohne Zusammenhang und ohne Seele.

 

The Boys: Spielverderber ist nichts für junge Leser - und im Grunde auch nichts für Leser mit auch nur einem Funken Anspruch oder gar Fans von Ennis’ kleinen, bösen und stets innovativen und atmosphärisch dichten Comic-Meisterwerken der Vergagneheit. Denn mit Preacher, Heartlands oder Hellblazer hat dieser müde und bemühte Aufguss der üblichen Ennis-Zoten rein gar nichts gemein. Und das ist auch gut so.

 

 

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241205042836e5609dd0
Platzhalter

Comic:

Titel: Spielverderber

Reihe: The Boys Bd. 1

Autor: Garth Ennis

Zeichner: Darick Robertson

Tradepaperback, 144 Seiten

Panini Wildstorm, August 2007

Erhältlich bei Panini


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 25.09.2007, zuletzt aktualisiert: 27.10.2024 08:58, 4945