Stadt der Knochen (Autor: Steven Sidor)
 
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Stadt der Knochen von Steven Sidor

Rezension von Christine Schlicht

 

Auf einem Spielplatz am Fluss wird mitten im Winter eine mit Schnittwunden grässlich zugerichtete Leiche gefunden. Alles deutet auf Sexualmord an einer Prostituierten hin, doch die beiden Ermittler Eliza Ochoa und Ike Horner, der kurz vor der Pensionierung steht, bekommen schnell Zweifel. Denn es stellt sich heraus, dass die vermeintliche Frau ein noch nicht vollständig in der Umwandlung befindlicher Transsexueller war.

 

Zunächst verlaufen die Ermittlungen allerdings im Sande, obwohl die Durchsuchung der Wohnung des Toten entsetzliches zutage fördert. In der Badewanne finden sich sorgfältig in Tüten abgepackte Fleischstücke – menschliches Fleisch. Ein Nachbar des Toten, ein Taxifahrer, weiß mehr und versucht auf eigene Faust etwas herauszufinden. Tatsächlich findet er eine Spur, doch bevor er Horner und Ochoa davon erzählen kann, wird er umgebracht.

 

Der Kumpel des Taxifahrers, ein drogenabhängiger Weißer, gibt den Ermittlern einen Tipp, auf welche Bar es der Taxifahrer abgesehen hatte. Diese Bar gehört einem Ex-Polizisten, Terry Duval, dem allerlei Illegalitäten nachgesagt, aber nie bewiesen werden konnten. Als er merkt, dass Horner und Ochoa in seiner Bar Fragen stellen, versucht er, Ochoa davon zu überzeugen, dass es sich einfach nur um einen Sexualmord handelt, nichts weiter.

 

Währenddessen sucht der junge Arzt Crispin nach einer vermeintlichen jungen Frau, die etwas über seinen verschwundenen jüngeren Bruder zu wissen vorgibt. Sein Weg kreuzt sich mit dem Ochoas uns die Spuren weisen immer mehr darauf hin, dass mit dem Mord an dem Transsexuellen nur die Spuren eines anderen Mordes verwischt werden sollten, in dem die mächtigste Familie der Stadt verstrickt ist, besonders der drogenabhängige Sohn der Familienmatriarchin.

 

 

Wo ist nur der gute alte Krimi geblieben, in dem es zwar Leichen gab, aber keine Gemetzel, bei denen es nur so von Blut und Beschreibungen von Abartigkeiten wimmelt? Geschichten, die spannend sind durch ihre Konstruktion und die immer wieder auftauchenden Wendungen. Na schön, dieses Buch nennt sich ein Thriller, darunter geht es nicht mehr. Dafür wird der eigentlich eher magere Plot mit eben viel Blut gestreckt.

 

Die Protagonisten könnten dem Leser wirklich an Herz wachsen, der kranke alte Hase Ike mit seinem trockenen schwarzen Humor ebenso wie seine Partnerin Eliza oder der sanftmütige selbstlose Arzt. Doch leider ist die Charakterisierung derart abgehackt und kalt gezeichnet, dass man nur mit viel Mühe und Phantasie die Hintergründe der Charakterwerdung erahnen kann. Der Rest der Handelnden ist aus der Schublade, archetypisch und schon oft gehabt. Nur mit anderen Namen.

 

Der kurze, abgehackte Schreibstil, der besonders dann extrem wird, wenn Action aufkommt, ist auch genau so lesbar – Mit ständigen Bremsen. Dazu kommen beständig unmögliche Vergleiche und Beschreibungen von Dingen und Situationen, die entweder keinen Sinn machen oder einfach nur befremdlich sind („Er erinnerte an ein frisch gezapftes Guiness“ „Obsidiansplitter, wo andere Menschen Augen haben“). Ob das ein Problem zu direkter Übersetzung ist, kann nicht nachvollzogen werden, eines jedoch ist auf jeden Fall ein Übersetzungsfehler: In einer Stadt in Amerika wird sicher nicht die Kripo auftauchen.

 

Wer eine gut konstruierte Krimihandlung mag, der sollte hier nicht zuschlagen. Wer es gern blutrünstig mag und durchgeknallte Typen bevorzugt, der ist mit „Stadt der Knochen“ gut aufgehoben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041900015713e3a41a
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Stadt der Knochen

Autor: Steven Sidor

Broschiert: 384 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (1. März 2009)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426635402

ISBN-13: 978-3426635407

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.03.2009, zuletzt aktualisiert: 28.04.2022 15:14, 8407