Kino: Star Trek 11 - Die Zukunft hat begonnen
Reihe: Star Trek
Filmkritik von Sabine Endruteit
„Der Weltraum – unendliche Weiten“, mit diesen Worten beginnen die ersten und inzwischen legendär zu nennenden „Star Trek“-Folgen, die 1966 erstmals über den Bildschirm flimmerten. Doch bis sie sich tatsächlich in ferne Welten begeben und nach dem Unbekannten und Neuen suchen, ist es für Kirk und Spock noch ein weiter Weg. Im aktuell elften Star Trek-Kinofilm „Die Zukunft hat begonnen“ geht es zugleich weit in die Vergangenheit, wenn man die Klassik-Folgen als Maßstab nimmt, doch ebenso in die Zukunft, denn Raumschiffe wie die Enterprise sind für uns bisher kaum vorstellbar.
Der Film nimmt uns mit in die Vergangenheit von Kirk, Spock, „Pille“, Uhura, Scotty, Sulu und Chekov. Sie alle sollen einmal ein eingespieltes Team werden, das eine fünfjährige Reise durch das Universum antritt, um es zu erforschen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Spock hat es als Kind nicht einfach, da mit einer menschlichen Mutter für einen Vulkanier eigentlich viel zu emotional ist und seine Gefühle oft nicht unter Kontrolle halten kann. Obwohl er hochintelligent ist, weigert er sich, auf Vulkan zu lernen, da hier von ihm verlangt wird, dass er seine Wurzeln verleugnet. So kommt er zur Sternenflotte auf die Erde und macht sich dort schnell einen Namen. Dies gelingt ihm mit Hilfe seines außergewöhnlichen Denkvermögens und seiner ruhigen und von Logik geprägten Art. Ganz im Gegensatz dazu ist James Tiberius Kirk, kurz Jim genannt, in seiner frechen Art kaum zu bremsen. Schlägereien sind bei ihm an der Tagesordnung, Flirten gehört zu seiner Lieblingsbeschäftigung und überhaupt tut er nie, was man ihm sagt. Sein Vater ist bei einem heroischen Einsatz im All gestorben, durch den er jedoch sehr viele Menschen, und nicht zuletzt ihn, Jim, und seine Mutter retten konnte. Captain Pike, ein Freund seines Vaters, gelingt es letztendlich Jim von der schiefen Bann weg, geradewegs in die Sternenflotte zu lenken. Der junge Mann ist beeindruckt von der riesigen Enterprise und versucht in der Welt der Raumfahrt seine Bestimmung zu finden. Verblüffend schnell gerät er mit Spock aneinander und hat in ihm einen Rivalen gefunden. Ihre Ansichten sind dermaßen verschieden, das Reibereien vorprogrammiert sind.
Als die Kadetten zu einem Einsatz nach Vulkan, Spocks Heimatplaneten, geschickt werden, soll Jim gar nicht mit an Bord, doch sein Freund Leonard McCoy, der aufstrebende Arzt, schmuggelt ihn mit unkonventionellen Mitteln auf das Schiff. Hier trifft das zukünftige Team der Enterprise erstmals zusammen, doch noch sind sie alle Anfänger und müssen sich ihren Platz erst erkämpfen. Schnell wird klar, dass der Flug weit gefährlicher ist, als es angenommen wurde. Am Zielort angekommen sehen sie sich einer kaum zu überwindenden Gefahr gegenüber. Der Romulaner Nero, der geradewegs aus der Zukunft kommt, hat sich zum Ziel gemacht, die zu vernichten, die einst sein eigenes Leben zerstört haben. Das er sich dabei in der Zeit bewegt ist für ihn völlig irrelevant, er lässt sich ausschließlich von Rachegefühlen leiten, was ihn zu einem besonders gefährlichen Gegner macht. Spock wird die Leitung der Enterprise übertragen und erstmals sehen sich die jungen Sternenflottenmitglieder einer großen Gefahr gegenüber, die sie nur gemeinsam bekämpfen können. Sie müssen sich selbst und ihre Fähigkeiten kennen lernen, um sich Nero endgültig stellen zu können. Die Reise in die Zukunft hat begonnen.
Der neue Kinofilm aus der Star Trek-Welt erzählt eine neue Geschichte mit alten Elementen. Regisseur und Produzent J.J. Abrams, der mit der Fernsehserie „Lost“ bekannt geworden ist, hat sich einem ehrgeizigen Projekt stellen müssen. Einen Star Trek-Film zu machen ist immer ein Abenteuer, dieser erforderte jedoch besonderes Feingefühl. Viele Fans kennen Kirk, Spock und Co. noch aus ihren Anfangstagen. Sie waren ihnen Begleiter in ihrer Jugend und sind ihnen deswegen genau so, wie sie sind, ans Herz gewachsen. Junge Kinogänger kennen die alte Serie teilweise gar nicht und lernen völlig neue Charaktere kennen. So sah sich das Team um Abrams der schwierigen Aufgabe gegenüber, es allen recht zu machen. Erstaunlicherweise und mit allem Respekt muss man sagen, dass ihnen dieses Vorhaben gelungen ist. Was die „Star Wars“-Episoden 1-3 vergeblich versucht haben und was vor allen Dingen im letzten der genannten Filme gnadenlos albern wirkt, nämlich die Verknüpfung von alten und lieb gewonnenen Filmelementen mit modernem Design und einem der neuen Generation angepasstem Erzählstil, wirkt hier absolut flüssig und stimmig. Man sieht zum Beispiel die alte Brücke der Enterprise vor sich, komplett mit ihren Schaltknöpfen zum Umlegen und dem bekannten Sessel für den Captain, trotzdem wirkt alles neu und modern. Besonders die Farben sind viel freundlicher und heller geworden. Dieses Gefühl taucht auch an anderen Stellen auf, wie bei den Uniformen, die immer noch so aussehen, wie man sie von der Original-Crew kennt, aber plötzlich einfach besser passen und der Mode des 21sten Jahrhunderts entsprechen.
Die neuen Schauspieler sind allesamt überzeugend. Es ist erstaunlich, wie sehr sie ihren Pendants teilweise ähneln. Pille erkennt man sofort wieder und auch Uhura verkörpern ganz die starke Frauenpersönlichkeit, wie man sie kennt. Als Protagonisten der Geschichten stehen Chris Pine als James T. Kirk und Zachary Quinto als Spock im Vordergrund des Interesses. Und mit ihnen ist die Wahl sicherlich auf die richtigen gefallen. Grundsätzlich werden die Charaktere allesamt noch ein wenig ausgeprägter in ihren Eigenarten dargestellt. Jim ist noch ein wenig rebellischer, Spock versucht es mit noch unumstößlicherer Logik und Chekov ist noch ein wenig schwerer zu verstehen (amüsanter Weise sogar für den Bordcomputer). Sie alle machen zu Anfang noch Fehler und sind keineswegs perfekt. Genau das macht den Reiz dieses Abenteuers aus. Besonders erfreulich ist, dass die Figuren und ihre Beweggründe auch dann nachvollziehbar bleiben, wenn man mit der alten Serie noch keinen Kontakt hatte. Fans werden bei einigen Szenen sicherlich bestimmte Fernseh-Folgen im Kopf haben, doch Neulinge werden nichts vermissen und auf wunderbare Weise mit den Charakteren vertraut gemacht. Ein zusätzliches Highlight ist der Auftritt von Leonard Nimoy als „alter“ Spock. Ein weiteres Mal schlüpft er in die Rolle, die ihn berühmt gemacht hat, und sorgt bei Nostalgikern und Fans für eine Gänsehaut. Das aufeinander Treffen von Zachary Quint als neuem und Leonard Nimoy als altem Spock verbindet die Generationen und ist eine besonders emotionale Szene des Films.
Die Geschichte, die erzählt wird, ist in jeder Hinsicht typisch für einen Star Trek-Film. Es gibt den gefürchteten Gegner, der jedoch eine eigene, emotional tragische und nachvollziehbare, Hintergrundgeschichte hat. Anfangs scheint er unbesiegbar, offenbart aber nach und nach seine Schwächen. Mit dem Zeitreise-Element kommt außerdem ein Erzähl-Part hinzu, der eine verstrickte Verbindung von verschiedenen Schicksalen zulässt.
„Die Zukunft hat begonnen“ beweist, dass die Star Trek-Welt auch nach über vierzig Jahren noch immer nichts von ihrem Reiz verloren hat. Mit der Reise in die Vergangenheit der ersten Enterprise-Crew wird ein neuer Weg eingeschlagen, der neugierig auf Neues macht und bekannte Muster wieder einmal hinter sich lässt.
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