Rund vier Jahrzehnte sind nun bereits vergangen, seit mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter die (ursprüngliche) Trilogie von Star Wars ihren krönenden Abschluss fand. Im Film finden sich allerdings einige Leerstellen. Diese füllt das zum Jubiläum erschienene Star-Wars-Comic Schurken, Rebellen und das Imperium mit einem halben Dutzend Geschichten aus. Dabei leitet eine kurze Einführung im typischen Stil des klassischen Vorspanns der »Star Wars«-Filme jeden Beitrag ein und sorgt so für eine bessere Orientierung.
C-3PO muss in »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« bekanntlich als Dolmetscher für Verbrecherfürst Jabba fungieren, da der letzte Protokolldroide desintegriert wurde. Autor Marc Guggenheim erzählt in der Auftakt-Story Vier Gefallen, wie es genau dazu kam. Dabei schildert er die Handlung weitgehend aus der Sichtweise des unglücklichen Droiden Achtzig-EM. Herausgekommen ist dabei ein interessanter Einblick in die Psyche des Protokolldroiden sowie ein durchaus stimmiges Komplott am Hof von Jabba. Auch wenn die Geschichte vielleicht etwas mehr Action vertragen könnte, ist sie dennoch ein gelungener Auftakt. Dafür sorgt auch die visuelle Umsetzung durch Alessandro Miracolo, der die unterschiedlichsten Aliens an Jabbas Hof überzeugend gestaltet und immer wieder gekonnt mit dem Lichteinfall in den von ihm kreierten Panels spielt.
Ewoks kann da leider nicht ganz mithalten. Hierbei handelt es sich streng genommen nicht um eine einzelne Story, sondern um mehrere Geschichten, die sich die kuscheligen Bewohner des Waldmonds Endor am Lagerfeuer erzählen. Autorin Alyssa Wong spart sich dabei komplett den Text, sodass es sich um reine Bildergeschichten handelt.
Die Geschichte des Woklings erzählt das wenig packende Abenteuer eines jungen Ewoks. Wirklich störend ist aber die naiv-überzuckert wirkende Optik von Paulina Ganucheau. Das Ergebnis erinnert eher an eine Bilderbuchgeschichte für Kleinkinder.
Einen krassen Gegensatz bildet dazu Die Geschichte von Paploo. Denn hier vollzieht sich ein packender Wechsel ins Horrorgenre. Dazu passen auch die gelungenen Zeichnungen von Kyle Hotz und Rachelle Rosenberg. Sie schaffen durch die Bildkompositionen und die Konzentration auf die Farben Schwarz, Weiß und Rot eine bedrohliche Atmosphäre.
Derart überzeugen kann Die Geschichte von Peekpa zwar weder inhaltlich noch optisch, macht aber immerhin vieles besser als »Die Geschichte des Woklings«.
In Lando begeben sich Lando Calrissian und Chewbacca nach der Gefangennahme von Han Solo auf die Suche nach Informationen, um ihren Freund zu retten. Autorin Stephanie Phillips beschreibt ein Glücksspiel, das aus den Fugen rät. Hier kommen gegen Ende auch Actionfans auf die Kosten. Zeichner Álvaro López gestaltet die beiden Hauptfiguren sowie deren Mimik sehr ausdrucksstark. Allerdings sind zu viele Hintergründe nur unifarben und wirken etwas langweilig.
In Operation: Endor beschreibt Jody Houser einen zivilen Techniker namens Rilo Grenth, der für das Imperium auf dem Waldmond Endor arbeiten muss und dem seine Ambitionen letztlich zum Verhängnis werden. Die Story bietet sogar etwas Komik, weil die Erlebnisse von Grenth und seine Aufzeichnungen an einigen Stellen ziemlich auseinander klaffen. Letztlich sind aber weder die Ereignisse noch die Charaktere spannend genug, um die Länge der Geschichte zu rechtfertigen. Visuell gibt es hingegen wenig zu meckern. Jehtro Morales gestaltet die Mimik der Figuren schön expressiv. Zudem führt die Optik der Gefängniszellen Fans direkt in die Welt der Serie Andor zurück.
Das Highlight der Anthologie ist fraglos Der Todesschuss. Ein Attentat auf Mon Motha soll die Rebellion kurz vor ihrem wichtigsten Schlag gegen das Imperium zu Fall bringen. Autor Alex Segura wechselt nicht nur geschickt die Perspektiven zwischen Anschlagsziel, Assassine und Rebellen. Zeitsprünge sorgen auch für zusätzliche Spannung und erzählerische Dynamik. Zudem gehören die Zeichnungen von Matt Horak, Brent Peeples und Rafael Pimentel mit zu den besten, was dieser Comic zu bieten hat. Besonders bekannte Figuren wie Mon Motha oder Admiral Ackbar sind hervorragend getroffen. Zudem punkten die Künstler mit gelungenen Bildkompositionen und an den Film erinnernden Techniken: etwa das Heranzoomen an den – ansprechend gestalteten – Attentäter.
Die Abschlussgeschichte Die Max Rebo Band führt uns wieder in Jabbas Palast. José Older verknüpft die Story der bekanntesten Musikband im Universum von Star Wars hier mit einem Mordkomplott gegen Jabba. Leider wirkt letzteres ziemlich konstruiert, auch weil es wegen fehlender Informationen zu Hintergründen willkürlich wirkt. Darüber trösten immerhin die starken Zeichnungen von Paul Fry, der auch einige ikonische Szenen des Films aufgreift, hinweg. Allerdings wirkt seine Darstellung von Han Solo nicht ganz überzeugend.