Stardoc - Die Seuche von S. L. Viehl
Rezension von Carsten Kuhr
In Zeiten, da Military SF und Game-Novelisations den SF Markt beherrschen, und die Bestsellerlisten anführen startet Sasha Maczak eine neue Reihe, die dem Trend entgegenläuft. »Star Doc« berichtet von den abenteuerlichen Leben einer jungen Ärztin. Vor ihren despotischen Vater, einen gefeierten Arzt der fremdenfeindlichen Erde flieht sie auf einen Randplaneten. Hier, fernab aller medizinischen Fortschrittstechnik und umgeben von nichtmenschlichen Rassen geht Cherijo Grey Veil ihrer Berufung nach. In einem unterbesetzten öffentlichen Klinik am Raumhafen arbeitet sie aufopfernd in der Ambulanz. Doch bei allem Stress und Ärger findet sie hier erstmals in ihrem leben Erfüllung. Nicht länger ist sie nur das verhätschelte, angeleitete Kind des genialsten Mediziners Terras, hier kann sie erstmals selbst über ihr Leben bestimmen. Sie findet Freunde, macht sich Feinde und verliebt sich in einen Alien. Als eine Seuche ausbricht zeigt sich, dass Cherijo die Einzige ist, die eine Chance auf Rettung verheisst. Noch ist man der Seuche nicht richtig Herr geworden, das zieht neues Unheil am Horizont herauf. Ihr Vater macht seine Besitzansprüche auf Cherijo geltend und offenbart, dass diese nur ein genetisch aufgerüsteter Klon ist, und somit ohne eigene Rechte ihm gehört. Doch hier hat der machtgierige, intrigante Mediziner seiner Rechnung ohne den angeheirateten Clan Cherijos gemacht ...
Ich hatte diesen Roman schon einige Zeit auf meinem Stapel zu lesender Bücher liegen gehabt. Eine neue Arztserie, »ER« im Weltraum, oder doch eher etwas in der Tradition der legendären Romane James Whites über dessen »Orbithospital«? Ist Derartiges überhaupt noch zeitgemäss, unterhaltsam oder spannend? Nun, Ostersamstag nahm ich das Buch in die Hand, und habe es in einem Rutsch verschlungen. Viehls Roman trotz nur so von faszinierenden, vielschichtigen ja unvergesslichen Persönlichkeiten. Neben der sehr differenziert dargestellten Cherijo, deren Gefühlswelt von unsicherer, verletzter Seele bis hin zu bestimmender, energetischer und selbstbewusster Ärztin pendelt, gelingt es der Autorin Aliens zu portraitieren, die wohltuend anders, fremdartig und dennoch sympathisch sind. Das sind endlich einmal keine Menschen in Verkleidung, sondern Andersartige, die glaubwürdig agieren. Verpackt hat Viehl ihre Protagonisten in eine packende Handlung, die fast gänzlich ohne Gewalt auskommt. Statt dessen schildert sie uns überzeugend und auch für medizinische Laien nachvollziehbare Krankheitsverläufe und Notfälle, stellt den Kampf der Ärzte gegen die Seuche ohne Pathos aber voller Dramatik dar. Besonderes Schmankerl ist sicherlich die Darstellung der Menschen als hochnäsige, sich selbst masslos überschätzende Fremdenhasser. Der Alltag auch an Deutschen Schulen und Stammtischen lehrt uns, dass diese Darstellung wohl so unrealistisch nicht ist. Insgesamt bot der von André Wielser vorzüglich übersetzte Roman spannende, faszinierende Handlung voller glaubwürdiger und markanter Charaktere in einem exotische Setting und weckt Appetit auf mehr - viel mehr!
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