Starker Tobak (Autor: Robert Rankin)
 
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Starker Tobak von Robert Rankin

Rezension von Ramona Schroller

 

31. Dezember 1999. Schlag Mitternacht sind alle Computersysteme der Welt ausgefallen (Sie erinnern sich bestimmt daran). Das Ende der Zivilisation war da. Ja und? Hat sich viel verändert? Nicht wirklich.

Bis auf die Tatsache, dass Schnupftabak ein sagenhaftes Comeback erlebt und das Antlitz der Welt (zumindest deren Nase) extrem verändert. Der schnupfenden Menschheit erschließen sich plötzlich ganz neue Dimensionen. Und neue Gefahren. Wer den Nießnutz an den Tabakvorräten hat, regiert die Welt. Und das will jede Pappnase ...

 

Inhalt:

Zum Wechsel auf das Jahr 2000 fallen sämtliche Computersysteme auf der gesamten Erde aus. Und in England explodiert ein Schloss.

 

Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist komplett zusammengebrochen. Es gibt keinen Strom, keine Telekommunikation und auch kein Benzin mehr. Die Menschheit muss sich neu formieren. Und einer der Wege, die sie beschreitet, ist der, sich dem Schnupftabak zuzuwenden. Schnupftabak ist des Rätsels Lösung, so scheint es, und fleißig wird dieser inhaliert.

 

Doch der größte Hersteller für Schnupftabak ist bereits vor dem Millennium umgekommen. Explodiert, um genau zu sein. Doch er hat Vorsorge getroffen: Einer seine ehemaligen Klassenkameraden, Edwin, ist sein Chronist. Und dieser wird per Testament angehalten, auch wirklich alles über den großen Doveston aufzuschreiben.

 

Edwin tut es - auf seine eigene Art und Weise ...

 

Rezension:

Robert Rankin ist hierzulande eigentlich für seinen schrägen Humor berühmt und berüchtigt. Gern wird er mit Namen wie Terry Pratchett verglichen. Ein Vergleich, der nur bedingt auf diesen Roman zutrifft.

 

Rankins Kunst besteht größtenteils aus derben Scherzen und überzogenen Übertreibungen. Daß da der eine oder andere Schmunzler, vielleicht sogar ein kleiner Lacher, dem Leser entlockt wird, steckt schon im System. Dennoch ist Rankins Humor ein zweischneidiges Schwert. Denn gerade seine derben Scherze können beim Lesen schnell nach hinten losgehen.

 

Dass Rauchen schädlich für den Körper ist, ist eigentlich auch schon recht lange bekannt. Rankin beschreibt das Leben des Schnupftabak-Herstellers Doveston von der Schulzeit an - und schon hier übertreibt er auf geradezu gnadenlose Weise den Umgang mit dem blauen Dunst. Und das ist zum Großteil wirklich hervorragend gelöst. Als Leser lacht man über solche Bemerkungen wie, dass die Grundschüler in den 50ern angehalten wurden, bereits zur Kippe zu greifen. Dass der Autor genau das Gegenteil ausdrücken will, dabei aber auch die damals vorherrschende Mode berücksichtigt, dass scheinbar wirklich jeder rauchte, vor allem in Filmen und dem beginnenden Fernsehen, wurde hervorragend gelöst.

 

Edwin, der Chronist wider Willen, erzählt allerdings mehr seine eigene Lebensgeschichte als die des großen Doveston. Er bringt zwar Kritik ein an der Lichtgestalt des Schnupftabak-Herstellers und seiner Jugendjahre, doch hier zeigt er auch die Kunst der Briten zum Sarkasmus. Doveston wird vordergründig als Unschuldslamm bezeichnet, ihm gleichzeitig aber bereits erste Verbrechen zur Last gelegt durch Edwin, der sich geschickt aus der vermeintlichen Schlinge zieht.

 

So haarsträubend der Roman sich mit der Zeit auch entwickelt, bringt Rankin den Leser sehr schnell und sehr effektiv wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, ja, dreht den Sarkasmus gegen Ende plötzlich herum, um die eigentliche Auflösung zu bieten. Plötzlich werden vollkommen andere Töne angeschlagen, der Humor tritt zurück gegenüber einem Rachefeldzug Edwins, dreht sich dann aber doch noch einmal um in der letzten Szene des Romans, lockert die Spannung etwas auf. Der Leser darf sich dann selbst denken, wie es wohl letztendlich ausgeht, ob Edwin seine Ewigkeit findet und damit unsterblich wird, oder ob es doch wieder anders kommt.

 

Ein überraschender Roman, der zunächst seicht vor sich hindümpelt, um dann plötzlich knallhart zu werden. Bei einem Humoristen wie Rankin erwartet man das sicher nicht. Interessante Lektüre, leicht und witzig genug, um im Sommer gelesen zu werden. Allerdings auch tiefgründiger, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041804395508fd6669
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Buch:

Starker Tobak

Autor: Robert Rankin

Broschiert: 396 Seiten

Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (April 2004)

ISBN: 3404243242

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 08.07.2006, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 2529