Reihe: Wasteland Bd.1
Rezension von Cronn
Die Apokalypse ist stets ein gefundenes Fressen für Autoren, Regisseure, Zeichner und andere kreative Köpfe, die sich mit dem Genre der Phantastik beschäftigen. Nicht erst seit den Zeiten des Kalten Krieges interessiert sich die Schar an Kreativen auf aller Welt für den Ernstfall – die Auslöschung der Zivilisation. Aber seit dieser Zeit wird die Apokalypse weniger im biblischen Sinn verstanden sondern als von Menschenhand geschaffene Zerstörung der bisherigen Ordnung.
Was passiert, wenn alle Sozialsysteme, Technikprodukte und sonstiger zivilisatorischer Überbau aufhören zu existieren? Dieser spannenden Frage gehen die apokalyptischen Szenaristen nach, versuchen Antworten auf Hypothesen zu geben, die das Was-wäre-wenn als Fakt hinnehmen.
Zwei der neueren kreativen Köpfe, die sich mit dem „Aftermath“, dem Nach-Apokalypse-Szenario, beschäftigen sind Autor Anthony Johnston und Zeichner Christopher Mitten. Mit ihrer Wasteland-Serie haben sie ein Epos geschaffen, das würdig ist, einer näheren Betrachtung unterzogen zu werden. Hierzulande erscheinen die Comic-Bände beim Eidalon Verlag.
Inhalt:
Vor einem Jahrhundert kam eine Katastrophe über die Menschheit und zerstörte jegliche Zivilisation.
Man nannte es: „Die Große Nässe“.
Was von der Menschheit nach diesem Desaster übrig blieb, versucht nun, die Gesellschaft wieder aufzubauen in einer Umwelt, die von Dürre und Gefahren geprägt ist. Wo der Boden hart und das Leben noch härter ist.
Eines Tages findet Michael, der von den Zivilisationsresten in den Ruinen lebt, eine Maschine. Sie spricht in einer vergessenen Sprache und behauptet, ihn nach A-Ree-Yass-I führen zu können jenem sagenumwobenen Ort, an dem die Katastrophe ihren Anfang nahm. Ein Ort, der scheinbar eng mit Michael selbst verbunden ist
Aber da ist auch noch Abi. Sie ist Sheriff im Kaff Providence, das durch einen Fehler von Michael komplett zerstört wird. Wenn Abi die Überlebenden von Providence retten will, muss sie diese zur nächsten Stadt führen. Es ist ein weiter Weg durch den gefährlichsten Teil der Wüste und Michael muss sich entscheiden: die Suche nach der Wahrheit und sich selbst oder die Rettung der kleinen Schar, deren Unglück er verschuldet hat.
Kritik:
„Staubiges Land“ ist kein sauberer, klinisch reingewaschener Comic. Die Welt von „Wasteland“ ist rau, hart, dreckig, und voller Intrigen. Die Zivilisation in der geschilderten Stadt wird als korrupt, machthungrig und getrieben von Gewinnsucht beschrieben. Damit geht „Wasteland“ in einer Reihe mit ebenso zivilisationsfeindlichen Utopien des „Conan“-Erfinders Robert E. Howard oder anderen Autoren, wie beispielsweise Howard Philips Lovecraft.
Aber auch die Landbevölkerung ist nicht ohne Makel. Daher zeigt „Wasteland“ keine schroffe Schwarz-Weiß-Dialektik sondern eine Mischung verschiedenartiger Grautöne in der Charakterzeichnung, die sich auch in der tatsächlichen, graphischen Gestaltung widerspiegelt.
„Staubiges Land“ kann mit einer unangenehm ehrlichen Version eines Western-Films verglichen werden, vielleicht eine Art „SF-Italo-Western in Comic-Form“.
Der Antiheld wird halb gegen seinen Willen in ein Abenteuer hineingezogen, wird zu einer Art Halb-Held, der aber noch genug Schatten in sich hat, um nicht als strahlend heldenhafter Protagonist dazustehen.
Die Welt von „Wasteland“ wirkt stimmig konstruiert und die Story entfaltet sich prächtig. Die Ansätze, die gegeben werden, lassen auf eine interessante Fortsetzung hoffen, auch wenn darüber nur spekuliert werden kann.
Die Zeichnungen von Christopher Mitten wirken auf den ersten Blick unscharf und mit wenig Liebe zum Detail gezeichnet. Das ist aber nur der Ersteindruck. Sieht man genauer hin, wird deutlich, wie sehr sich der Zeichenstil an die Story anpasst. Auch hier ist es dreckig, rau, ungehobelt, kantig. Die Detailfülle ist vorhanden, ersichtlich aber erst, wenn man sich Zeit lässt, die einzelnen Panel intensiver zu betrachten. Mit der Zeit erkennt man wie viel Kunstfertigkeit in den Zeichnungen steckt. Der Zeichner hat sogar Effekte eingebaut, die man ansonsten nur in Computerspielen oder Filmen kennt: Weichzeichner deuten Dreidimensionalität an: Ab und an werden Gegenstände und Figuren im Vordergrund bewusst unscharf gezeichnet, so dass der Eindruck entsteht, sie befänden sich näher am Betrachter. Außerdem setzt der Zeichner Überblend-Effekte ein, wenn beispielsweise die Sonne durch Fenster bricht und deren Rahmen von der Sonne überstrahlt werden, so dass eine Art Gleißen entsteht.
Fazit:
„Wasteland“ ist ein sperriges, aber weitaus mehr als nur lohnenswertes Comic-Werk. Es könnte der Beginn einer Serien-Ära sein.