Steel Driver (Brettspiel)
 
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Steel Driver (Brettspiel)

Rezension von Thomas Pichler

 

Steel Driver entführt in die USA im 19. Jahrhundert, in das Pionierzeitalter der Eisenbahn. Die Spielidee ist, in spielerischer Form den Bau des amerikanischen Eisenbahnnetzes nachzuzeichnen. Während der Spieltitel auf Arbeiter zurückgeht, die das kontinentüberspannende Netz erbaut haben, schlüpfen die Spieler aber einmal mehr in die Rolle finanzkräftiger Anleger. Es gilt, geschickt in sechs verschiedene Gesellschaften zu investieren. Wer mit seinen Aktivitäten und Anteilen das meiste Geld einstreift, steht am Ende als Sieger da.

 

Leicht, aber trocken

Das Regelheft umfasst lediglich acht Seiten und bietet eigentlich sehr einfache Regeln. Fünf Spielrunden lang bieten die Spieler mit Investitionssteinen, um Anteile an den Eisenbahngesellschaften zu erwerben und sich für die laufende Runde die Kontrolle zu sichern. Dann bauen die Spieler die Streckennetze aus und sichern sich so operative Gewinne.

 

Nach der fünften Baurunde folgt noch eine Endabrechnung. Wer dabei die meisten Anteile an einer Gesellschaft hat, kontrolliert dann, welche Warensteine aus an das jeweilige Streckennetz angeschlossenen Städten des Spielplans aufgenommen werden. So sichern sich die Eigner wertvolle Warensätze, mit denen noch einmal dickes Geld verdient werden kann.

 

So einfach die Regeln auch sind und obwohl sie viele Illustrationen nutzen, irgendwie bleiben sie recht abstrakt-trocken. Das bedeutet zum einen, dass bestimmte Spielaspekte den Teilnehmern wohl erst im Rahmen der ersten Partie wirklich klar werden – so etwa der Umfang der Endabrechnung. Zum anderen ist eine gewisse Trockenheit leider typisch für das Spiel.

 

Schnelles Spiel, langes Ende

Der Spielaufbau geht zunächst relativ schnell, da im Prinzip nur die verschiedenfarbigen Marker und Schienenverbindungen der Gesellschaften getrennt werden müssen. Somit kann man bald in die erste Runde starten und erstmals um die Kontrolle der sechs Gesellschaften bieten. Auch das ist schnell erledigt, sodass die ersten Schienenstränge verlegt und dann Gewinne eingestreicht werden können.

 

Die späteren Runden dauern vor allem bei der Versteigerung meist eine Spur länger. Denn es wird zunehmend wichtig, klug zu taktieren und sich so auch wirklich einen Anteil und die Kontrolle über eine gerade begehrenswerte Gesellschaft zu sichern. Der Netzausbau sollte aber weiter relativ flott von der Hand gehen. Die größte Verzögerung ist da, wenn die erste transkontinentale Verbindung fertig gestellt wird. Denn dann muss kurz ermittelt werden, wer genau jetzt alles Anrecht auf eine Bonuszahlung hat.

 

Ins Stocken kommt das Spiel erst mit der Endabrechnung. Da müssen zunächst die 38 Warensteine auf dem Plan verteilt werden – eigentlich der aufwändigste Teil des Spielaufbaus. Dann geht das Taktieren so richtig los, denn Warensteine gibt es in fünf verschiedenen Farben mit unterschiedlicher Häufigkeit. Sets mit möglichst vielen Farben bringen zum Schluss das meiste Geld.

 

Wer für eine Eisenbahngesellschaft einen Stein aus einer Stadt nimmt, enthält diesen damit natürlich anderen Gesellschaften vor, die ebenfalls Schienenverbindungen zu der Stadt haben. Entsprechend darf sich jeder genau überlegen, welchen Stein er für eine Gesellschaft aufnehmen muss, um seinen Profit zu mehren und gleichzeitig die Gewinnaussichten der Gegner zu schmälern. Dabei ist im Auge zu behalten, wer wie viele Anteile jeder Gesellschaft besitzt.

 

Dadurch wird die Endabrechnung wohl fast immer länger dauern als jede Spielrunde zuvor. Für Spieler, die auf Wirtschaftsspiele stehen, ist das wohl kein Problem. Aber es hilft nicht unbedingt, um auch Gelegenheitsspieler für Steel Driver zu begeistern, Einfachheit hin oder her.

 

Weniger ist mehr

Bei Steel Driver habe ich ausnahmsweise einmal das Gefühl, dass weniger Spieler sogar besser sind. Denn mit sechs Spielern wird es in der Regel darauf hinauslaufen, dass jeder jede Runde eine Gesellschaft kontrolliert und am Ende insgesamt fünf Anteile hat. Daher sind Spiele mit vier oder fünf Teilnehmern interessanter: Dadurch, dass die Zahl der Gesellschaften im Vergleich zur Zahl der Spieler somit unrund ist, entsteht gleich eine andere Dynamik. Es gibt nämlich immer die Chance, sich durch kluges bieten billig einen extra Anteil zu sichern. Einzig drei Spieler sind nicht unbedingt besser als sechs. Denn dann besteht das Risiko, dass jeder jede Runde zwei Gesellschaften kontrolliert.

 

Absurd abstrakt

Leider kann ich in keiner Phase des Spiels das Gefühl abschütteln, dass Steel Driver insgesamt zu abstrakt ist. Das fängt schon damit an, dass Investitionssteine zum Erwerb von Gesellschaftsanteilen und Ausbau von Streckennetzen keinerlei Verbindung zum Papiergeld haben, mit dem Gewinne markiert werden. Dass Investitionskapital somit gefühlsmäßig nicht gleich Geld ist, mag spielmechanisch funktionieren, aber nicht emotional. Ähnliches gilt auch für die Tatsache, dass die Eisenbahngesellschaften im ganzen Regelwerk nur so klingende Namen wie „die rote Gesellschaft“ tragen.

 

Bei der Endabrechnung wiederum darf man sich keinesfalls die Frage stellen, was für eine tolle Ware eigentlich „Rosa“ ist, dass dieses seltene Zeug ausgerechnet in Salt Lake City, Boston und Mobile zu finden ist. Das Gefühl, hier wirklich was mit einer Eisenbahngesellschaft zu bewegen, kann sich da nicht einstellen – ganz egal, ob Rosa spielmechanisch eine tolle Idee ist. Das ist auch für mich etwas viel, obwohl ich das Genre grundsätzlich mag.

 

 

Fazit

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass bei diesem Spiel einem mechanisch gut durchdachten und dennoch einfachen Spielkonzept ein zufällig gewähltes Thema eher als Nachgedanke aufgedrückt wurde. Steel Driver funktioniert also, aber ins goldene Zeitalter der Eisenbahn versetzt fühle ich mich absolut nicht. Dazu kommt noch die etwas langwierige Endabrechnung. Insgesamt ergibt das ein Spiel, das abstrakt zwar toll ist. In der Praxis werde ich es aber wohl kaum bei einem Brettspielabend auspacken.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328094334d8324b4d
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MEDIUM: Brettspiel

Steel Driver

Autor: Martin Wallace

Verlag: Pegasus Spiele

Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2009

Anzahl der Spieler: 3-6

Spieldauer: 60-90 Minuten (lt. Hersteller)

Erhältlich bei: Amazon

 

Inhalt:

<typolist>

Spielplan,

6 Kontrollsteine,

30 Anteilssteine,

12 Gesellschaftsmarker,

102 Schienenverbindungen,

3 Spielmarker,

60 Investitionssteine,

38 Warensteine,

Papiergeld,

Spielanleitung

</typolist>


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Erstellt: 15.10.2010, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 11098