Sterbende Sonne von Norma Feye
Reihe: O.R.I.O.N. Space Opera Band 4
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Gerade glaubte die Crew der Eos dem Untergang entkommen zu sein, als schon die nächste Katastrophe hereinbricht. Doch diese Gefahr ist nicht laut und offensichtlich, sondern schleicht wie ein Schatten durch die Dunkelheit. Nur leider weiß niemand, wer oder was die Dunkelheit ist – und ob sie überhaupt existiert.
Rezension:
Keine leichte Aufgabe für Norma Feye, nach dem Doppelband (Der brennende Rabe / Das Herz des Kriegers) des O.R.I.O.N.-Masterminds Guido Krain, die Geschichte der Eos weiter zu führen. Dich wie es sich für eine gute Space Opera gehört, gibt es für die tapfere Crew des Forschungsraumschiffes keine lange Atempause oder geruhsames Wunden lecken.
Die überraschende Eruption einer sterbenden Sonne am Rande ihres Kurses verführt die Schiffsführung der Eos zu einem kleinen Forschungsabstecher. In der Lebenszone der Sonne findet sich ein stark verwüsteter Planet, dessen Oberfläche künstliche Strukturen aufweist, doch diese sind zeitlich weit nach den Verwüstungen entstanden – Zeit für eine kleine Forschungsmission. Doch schon bald beginnen nicht nur auf dem Planeten seltsame Ereignisse ihren zerstörerischen Lauf …
Obwohl Norma Feye mühelos das riesige Figuren-Ensemble handelt und auch die Charaktere ihrer Mitschreiber in die Handlung einbaut, stellt sie ihre eigenen Schöpfungen in das Handlungszentrum. Die aus ihrer Novelle Papageienbande, zweite Story des Eröffnungsbandes Funken der Unendlichkeit, bekannten Roger Lovington und die Cado Skye n’Gideon nähern sich in einer mehr als brenzligen Situation einander an. Das war zwar vorherzusehen, liest sich aber trotzdem sehr amüsant. Feye setzt den klamaukartigen Tonfall von Guido Krain jedoch nicht fort. Das ist auch ganz gut so, denn das Team Polaris / Chambers spielt keine große Rolle und ihre eigenen Figuren sind eher nicht die burschikosen Typen.
Dafür steckt die Autorin einiges an trockenem Humor in die diversen chaotischen Situationen, mit denen sie die verrücktspielende Eos-Besatzung konfrontiert. Ihr gelingt es dabei, die spezifischen Probleme der Crew in die Handlung einzubauen. So darf sich etwa Cyborg und Chefingenieur Louis de la Grange zum edlen Retter holder Damen in Not aufschwingen und dabei seine Komplexe vergessen. Auch Ekel Major Zefter dürfte die Freude über eine Beförderung alsbald im Halse stecken geblieben sein. Was Norma Feye mit dieser Figur anstellt, überrascht in ihrer ethischen Verwerfung doch sehr.
Insgesamt aber bleibt Sterbende Sonne trotz aller Action sehr friedlich.
Ein großen Reiz des Romans macht aber gar nicht so sehr das Agieren der Eos-Besatzung aus, sondern vielmehr die eingestreuten Flashbacks. In ihnen erfahren wir mehr über die Kellerassel-artigen Bewohner des Planeten als auch über die später dort ansässige Gefängnisanstalt. Deren Spuren folgt die Eos dann im nächsten Band, Schwarzauges Schergen, dem dritten Roman aus der Feder Guido Krains.
Besonders die Gesellschaft der Glek’K wird von der Autorin teilweise sehr differenziert herausgearbeitet und man spürt den Sense of Wonder durch die Gänge dieses Volkes wehen. Vielleicht spielen deren Bewusstseinsspeicher in späteren Bänden noch eine größere Bedeutung. Das Potential für einen größeren Handlungsbogen ist vorhanden.
Die atmosphärischen Farbtafeln von Shikomo bieten leider weiterhin durch das sehr faserige Papier ein stark eingeschränktes Vergnügen. Aber nichtsdestotrotz bleiben die Bände der »O.R.I.O.N. Space Opera« editorische Schmuckstücke.
Fazit:
»Sterbende Sonne« von Norma Feye bietet ein klassisches Planetenabenteuer und setzt damit die »O.R.I.O.N. Space Opera« mehr als würdig fort.
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