Stürmische Himmel von Dirk van den Boom
Reihe: Kaiserkrieger Band 8
Rezension von Christel Scheja
Eine Gruppe weiterer Zeitenwanderer hat es ebenfalls 1500 Jahre in die Vergangenheit verschlagen. Die Besatzung des „U-Boot Nummer 8“, Isamu, der jüngste Kaiserliche Prinz, und sein britischer Lehrer Lengsley finden sich überraschend auf der Spitze einer Maya-Pyramide wieder.
Der erste Schock ist schnell überwunden und pragmatisch wie die Japaner sind, versuchen sie das Beste aus der Situation zu machen. Vor allem Tako Inugami beschließt die Überlegenheit seiner Waffen und des technischen Wissens zu nutzen und sich zum Herrn eines mächtigen Reiches zu machen. Isamu, der junge Prinz, soll dabei letztendlich als Galleonsfigur dienen und nicht der Herr sein.
Während sein erster Offizier Aritomo Hara eher danach strebt, in Freundschaft mit den Maya zu leben und nicht noch mehr Unheil auf sie herab zu beschwören, treibt Inugami seine Pläne langsam aber sicher voran. Er macht die Herrscherfamilie des Reiches Mutal zu seinem Marionetten und setzt sich selbst an die Spitze eines Heeres, um nach und nach die anderen Maya-Städte im Umland zu erobern. Noch glaubt er sich auf der sicheren Seite, denn die Bewohner dieses Landes sind untereinander zerstritten und uneins.
Aber sein rigoroses Vorgehen und seine Brutalität wecken Widerstand und Wut unter Maya. Viele der anderen Könige denken plötzlich über etwas nach, was ihnen bisher unmöglich erschien – eine Kooperation unter der Führung von Metzli, dem mächtigen Herrn von Teotihuacan, der die Götterboten nicht zu fürchten scheint. Und auch in Mutal beginnen Intrigen ihren Lauf zu nehmen, die die Macht der Männer aus dem Himmel schwächen sollen. Nicht zuletzt erreichen weitere Fremde die östliche Küste des Landes, deren Waffen und Schiffe genauso überlegen scheinen wie die der Götterboten.
War der siebte Band der Auftakt des zweiten „Kaiserkrieger“-Zyklus, in dem die neue Gruppe von Zeitenwanderern eingeführt wurde, so stellt der achte nun die Weichen für die weiteren Entwicklungen. Es zeigt sich, dass den Japanern die Diplomatie und das strategische Denken der Deutschen etwas abgeht, denn sie begehen schon in dieser frühen Phase massive Fehler, vor allem der machthungrige U-Boot-Kommandant. Und das gibt Raum für Intrigen, die hier ihren Anfang nehmen.
Wie immer setzt Dirk van den Boom in erster Linie auf eine spannende und actionreiche Handlung, treibt vor allem die Intrigen voran und sorgt dafür, dass man neugierig weiterliest, um zu erfahren, ob gewisse Personen nun in die gestellten Fallen laufen oder nicht. Das Salz in der Suppe ist natürlich die Ankunft der Expedition aus dem römischen Reich, die mitten in das Pulverfass geraten und die Andeutungen, die vor allem eine bisher unbeteiligte Figur am Ende macht – zeigt sich dadurch doch, dass vielleicht noch wesentlich mehr hinter allem steckt, als man denkt.
Wie immer hat sich der Autor auch die Zeit genommen, den kulturellen Hintergrund seiner Figuren so weit zu studieren, dass er sie glaubwürdig agieren lassen kann. Der Kulturclash sorgt für die entsprechenden Spannungen – nur die Helden, die bereit sind, sich dem anderen Denken anzupassen, haben vielleicht auch eine Chance, das ganze zu überleben. Allerdings sollte man von ihnen nicht viel Charaktertiefe erwarten – nur so viel, dass man Sympathie oder Antipathie entwickeln kann.
Alles in allem stimmt aber das Ambiente der Welt so weit, dass man auch als Leser sehr gut in ihr ankommt, am Schicksal und Verhalten der Figuren Anteil nimmt und keine Längen in der Handlung findet. Gerade die vielen kleinen Andeutungen machen Lust auf mehr, zeigt sie doch, dass der erste Zyklus keine Wiederholung des ersten ist, sondern eher im Gegenteil.
„Stürmische Himmel“ spinnt die Ereignisse von „Aufgehende Sonne“ weiter und lässt die neuen „Kaiserkrieger“ einen ganz anderen Weg gehen als ihre Vorgänger. Gerade das macht die Alternativwelt-Saga auch in ihrem zweiten Zyklus unberechenbar, spannend und damit sehr unterhaltsam.
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