Stumme Zeugen (Autor: C. J. Box)
 
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Stumme Zeugen von C. J. Box

Rezension von Christel Scheja

 

Der amerikanische Krimi-Autor indianischer Abstammung ist bisher noch ein unbeschriebenes Blatt in Deutschland, auch wenn er in Amerika und Frankreich schon einige Preise gewann. Allerdings waren seine Romane um Rancher vermutlich zu spezifisch, um hier wirkliches Interesse zu finden. Das ist mit „Stumme Zeugen“ anders.

 

Kootenei Bay ist ein verschlafenes Nest in Idaho in dem nur selten etwas Aufregendes passiert und man auch als Sheriff eher eine ruhige Kugel schieben kann. bis zu dem Tag, als die Kinder einer alleinerziehenden Frau verschwinden. Annie und William kommen vom Spielen nicht mehr nach Hause.

Ihre Mutter ist mehr als verzweifelt, denn auch wenn sie im Moment mehr mit ihrer aktuellen Männerbeziehung beschäftigt ist, so liebt sie ihren Nachwuchs doch abgöttisch und kann sich nicht verzeihen, dass die Kinder weg sind.

Während sich der völlig überforderte Sheriff mit einigen Männern, die ebenfalls Polizeierfahrung haben, aber in den Ruhestand gegangen sind, die Gegend absucht, mutmaßen die Presse und die örtlichen Klatschbasen das Schlimmste.

Annie und William sind bestimmt einem Pädophilen zum Opfer gefallen und liegen irgendwo tot in den Wäldern. Sie bedauern schon jetzt die vor einem Nervenzusammenbruch stehende Mutter.

Nur der kurz vor der Pleite stehende Rancher Jess Rawlins kennt die Wahrheit. Denn die Kinder haben sich zu ihm geflüchtet. Sie haben panische Angst vor einigen Männern, die nach ihnen zu suchen scheinen.

Denn vor allem Annie hat mit angesehen, wie diese zwei andere Personen erschossen haben. Und sie weiß jetzt nicht, ob sie selbst gesehen wurden. Nun ist guter Rat teuer, denn die Männer scheinen aus der Gegend zu stammen. Jess Rawlins muss nun sehr genau überlegen an wen er sich wendet, denn auch ihm bleiben die wilden Gerüchte um Kinderschänder und Mörder nicht verborgen.

Und welche Rolle spielt der gerade erst in Ruhestand gegangene Cop Villantoro, der ebenfalls überlegt, sich in Kootenei Bay nieder zu lassen, aber vorher noch einen Fall zu lösen hat, um persönlich zur Ruhe zu kommen. Sind seine Absichten wirklich so ehrenhaft, oder führt er noch etwas anderes im Schilde?

 

Geradezu minutiös schildert C. J. Box die Geschehnisse über einen Zeitraum von vier Tagen. Er springt von Schauplatz zu Schaupaltz und Figur und zeigt wie die unterschiedlichen Handlungsstränge, die er am Anfang beginnt sich nach und nach zusammen fügen. Dabei spielen nicht einmal die Kinder eine Hauptrolle, sondern eher einige Männer, die zwar schon seit vielen Jahren ehrbare Bürger von Kootenai Bay sind, aber eine düstere Vergangenheit besitzen.

Der Autor konzentriert sich auf die persönlichen Schicksale seiner Figuren. Da sind nicht nur Annie und William, die aus zerrütteten Verhältnissen kommen, verschiedene Väter haben un den neuen Liebhaber ihrer Mutter gar nicht leiden können, sondern auch der resignierende Ex Cop aus Santa Anna, der endlich ein Unrecht aufdecken möchte, was vor mehr als zehn Jahren in Los Angeles geschah und auch sein Leben veränderte oder der Farmer Jess Rawlins, dem das Wasser eigentlich bis zum Hals steht und am Ende zum Helden werden muss, auch wenn er es gar nicht will.

C. J. Box zeichnet vielschichtige und glaubwürdige Charaktere, die gerade durch ihre all zu menschlichen Schwächen lebendig werden. Er vergisst darüber aber auch nicht den Fall, der sich am Ende geschickt auflöst, wenn auch nicht mit einem so großartigen Happy End wie man vermuten könnte.

Die Atmosphäre ist wie man sie aus amerikanischen Filmen, die in Kleinstädten spielen etwas miefig. Aber immer wieder kommt auch Western-Stimmung auf, vor allem, wenn der wirklich Schuldige in die Enge getrieben wird.

 

Das macht „Stumme Zeugen“ zu einem zwar sehr ruhigen, aber dennoch spannenden Thriller, der vor allen durch seine Figuren und die Geheimnisse, die sie mit sich tragen, lebt. Wer nicht nur oberflächliche Action lesen will, der wird bei dieser Lektüre nicht daneben greifen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425125955fb084c21
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Buch:

Stumme Zeugen

Autor: C. J. Box

broschiert, 480 Seiten

Heyne, erschienen Dezember 2007

ISBN 978-3-453-43280-2

Übersetzung von Bernhard Liesen

Titelfoto von Michael McQueen

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.12.2007, zuletzt aktualisiert: 28.04.2022 15:14, 5557