Sturm auf den Himmel (Autorin: Esther Friesner; Star Trek: The Next Generation)
 
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Sturm auf den Himmel von Esther Friesner

Reihe: Star Trek: The Next Generation

Rezension von Mark Heywinkel

 

Was ist eine Kultur ohne Religion wert? Auf diese Frage will Esther Friesner in dem Star Trek: The Next Generation – Roman „Sturm auf den Himmel“ ganz nebenbei eine Antwort finden. Verpackt ist dieses philosophisch umstrittene Thema natürlich in einen Roman, wie Gene Roddenberry ihn sicher gern gelesen hätte: „Sturm auf den Himmel“ ist Star Trek pur!

 

Weit in der Vergangenheit entsandte das Volk der Orakisaner vom Planeten Skerris IV viele Schiffe, um neue Zivilisationen auf fremden Welten zu gründen. Viele Generationen später kehrt ein Teil der Spezies an ihren Herkunftsort zurück und muss feststellen, das Skerris IV untergegangen ist. Jedes Leben ist von der Oberfläche des einst blühenden Mutterplaneten verschwunden. Die Orakisaner fassen den Entschluss, die alte Heimat neu zu besiedeln. Doch dies erweist sich als sehr schwierig: den dortigen Lebensbedingungen lange nicht mehr angepasst, leiden viele Orakisaner auf der Oberfläche plötzlich an Verdauungsstörungen, die bis zum Tode führen. Die Katastrophe scheint nicht aufhaltbar. Immer mehr Orakisaner lassen ihr Leben.

 

Man findet heraus, dass allein die Pflanze N´vashal die kranken Orakisaner retten kann. Nur leider wächst diese Pflanze schon lange nicht mehr auf Skerris IV. Die orakisanische Gesandte Lelys wird beauftragt, mit zwei weiteren Abgeordneten und der Hilfe des Föderationsflaggschiffs Enterprise samt Crew eine der zahlreichen Kolonien aufzusuchen, die einst von den Orakisanern gegründet worden war. Es wird gemutmaßt, dass N´vashal früher auf die weite Reise zur Neugründung der Zivilisation mitgenommen und später neu angebaut wurde.

 

Ne´elat nennt sich jene Schwesterwelt, auf der die Orakisaner die Pflanze vermuten. Es kommt zu einem ersten Kontakt zweier blutsverwandter Völker: die Bevölkerung von Ne´elat und die Orakisaner, die die selben Wurzeln haben, hoffen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit für die Zukunft, jetzt da sie wieder vereint sind. Natürlich wird den Orakisanern Hilfe bei der Suche nach der Pflanze N´vashal zugesichert, im Gegenzug überlegt man, Ne´elat in die Föderation aufzunehmen.

 

Doch schon bald müssen Picard, Riker, LaForge und der Rest der Enterprise-Crew feststellen, dass der friedliche Verlauf dieser Mission trügt. Denn das Volk auf Ne´elat hat ein Geheimnis: auf Ne´elat schaffte man die Religion vollends ab. Doch schon bald erkannte man, dass die Kultur darunter sehr zu leiden hatte - und aus diesem Grund beraubte man einen benachbarten Planeten samt unterentwickeltem Volk seines Glaubens. Ne´elats Regierende machten sich jedoch nicht nur der kulturellen Ausbeutung schuldig: Um langfristig eine „barbarische“ Zivilisation mit strengen religiösen Vorstellungen, die man anzapfen konnte, zu behalten, unterband man jede Weiterentwicklung des Volkes.

 

Diese Unterdrückung ist Picard und Co. Natürlich ein Dorn im Auge und fordert die Crew geradezu heraus, dieser Ungerechtigkeit ein Ende zu setzen. Es beginnt eine unbeabsichtigte Einmischung in ein fatales System der Religion und Wissenschaft – und die Uhr tickt, denn auf Skerris IV warten dem Tod geweihte Orakisaner auf ihre Rettung.

 

Das Taschenbuch umfasst rund 300 Seiten, auf denen Esther Friesner die Enterprise ein interessantes Abenteuer erleben lässt. Das von Henrietta Blaschke übersetzte Buch, betitelte die Autorin im Original mit „To Storm Heaven“. Ein passender Titel, da es in dem Roman hauptsächlich um eine Loslösung von alten Riten und Religionen geht. Das Cover zeigt Goerdi LaForge, der im Roman zwar eine wichtige, aber keine Hauptrolle einnimmt – das gesamte Brückenpersonal der Enterprise D darf natürlich in gewohnter Manier in Aktion treten.

 

In leichtem Stil beschreibt die Autorin die Probleme einer Spezies, die sich von jeder Religion loslöste und nun versucht, durch Ausbeutung eines anderen Volkes den Fehler zu kompensieren. Treffend werden die aus der Serien und den Filmen bekannten Charaktere beschrieben und der Star Trek – Fan findet sich schnell in seiner Wahlheimat ein. Der Charme der Next Generation bleibt gut vorstellbar in Witz und Stringenz der Handlung erhalten. Nichts klingt aufgesetzt, die Autorin hat sprachlich ganze Arbeit geleistet.

 

Friesner legt keinen Wert darauf, die Protagonisten des Romans zu beschreiben. Und das ist auch gut so! Picard und Co. sind ja jedem bekannt; neue Charaktere wie die Botschafterin Lelys lassen sich ebenso schnell bildlich vorstellen – der Leser fixiert sich von Anfang an auf die Handlung. Und obwohl der Roman leicht verständlich ist und im weiteren Verlauf schnell dahinter kommt, worum es geht, machen die Namen von Planeten und Personen dennoch ein paar Schwierigkeiten. Man macht sich gar nicht erst die Mühe, ein Wort wie Rak Ti´ask auszusprechen; daher lassen sich all diese Namen später aber auch schlechter abrufen. Vielleicht hätte sich die Autorin da eingängigere Ausdrücke einfallen lassen können. Dennoch legt Friesner die Schwerpunkte des Romans sehr gut, sodass neben dem Haupthandlungsstrang, auch ruhig kleine Scharmützel am Rande für Witz sorgen können, ohne, dass man abgelenkt oder verwirrt wird.

 

Fazit: Anfangs sagte ich es schon: Gene Roddenberry hätte der Roman sicher zugesagt. Warum? Weil er die Grundidee von Star Trek wiederspiegelt: fremde Zivilisationen treffen aufeinander und haben ein moralisches Problem, das es zu lösen gilt. Nicht mit Gewalt und viel Action, sondern mit Techniken der Verhandlung. Der Roman beinhaltet dementsprechend viele Gespräche zwischen den einzelnen Parteien und kommt ohne Beschreibungen von Raumschlachten oder großen Waffengefechten aus.

 

Ich will ehrlich sein: Ich habe bisher keinen anderen Star Trek – Band gelesen. Aber wenn jeder mit einem so interessanten Thema aufwartet, dann wird „Sturm auf den Himmel“ nicht der letzte Roman dieser Reihe in meinem Bücherregal sein. Leicht zu lesen, kostete mich dieser Roman an zwei Tagen ein paar Stunden, bis ich das letzte Kapitel durch hatte. Ein Spaß für Zwischendurch, den man sich ohne Gewissensbisse gut gönnen kann!

 

Jeder Fan darf sich auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen – und wird mit einer satten Portion des berüchtigten Star Trek – Humors belohnt. Esther Friesner liefert mit diesem Band einen Roman ab, der zu einem aktuellen Thema (Brauchen wir Religion überhaupt noch? Welchen Stellenwert hat sie heute?) Stellung bezieht und dabei eine interessante Utopie abliefert: Wie sähe eine Kultur ohne Religion aus? Wer nun wissen will, wie sie aussähe und welche Probleme sie mit sich brächte, der ließt am besten „Sturm auf den Himmel“.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404240403509d8db5df
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Sturm auf den Himmel

Reihe: Star Trek: The Next Generation

Autor: Esther Friesner

Broschiert - 298 Seiten - Heyne

Erscheinungsdatum: Januar 2006

ISBN: 3453521498

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.01.2006, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 09:28, 1757