Sturmklänge von Brandon Sanderson
Rezension von Christel Scheja
Brandon Sanderson ist einer der jungen aufstrebenden Autoren in der Fantasy. Neben seinen eigenen Werken wie der Trilogie „Kinder des Nebels“ und dem Einzelband „Elantris“ führt er derzeit auch noch Robert Jordans Saga um „Das Rad der Zeit“ zu einem zufriedenstellenden Ende. Dennoch findet er immer noch Zeit für eigene Romane wie dem gerade erst in Deutschland erschienenen Buch „Sturmklänge“.
In Hallandren kehren Götter und Helden vom Tod zurück. Ein unsterblich scheinender Gottkönig herrscht über sie, der nur dann sein Leben hingibt, wenn er seinem Volk helfen will. Allerdings fordert dieses System auch seinen Preis, denn die „Zurückgekehrten“ leben nicht von alleine. Sie erhalten ihre Kraft von einfachen Menschen, die ihnen ihren Seelenhauch geben. Zwar sterben diese in den seltensten Fällen daran, aber sie werden regelrecht farblos.
Eine Priesterschaft wacht über die Personen, die durch die Lebenshauche zu hoher Magie fähig sind. So ist im Lauf der Zeit gerade in der Hauptstadt ein strenges System entstanden, aus dem niemand auszubrechen vermag. Vor allem im Palast herrschen sehr strenge Regeln und Gebote.
Der Herrscher des hoch in den Bergen gelegenen Idris soll nun einen alten Vertrag erfüllen. Eine seiner Töchter ist dazu ausersehen, denn derzeitigen Gottkönig zu heiraten. Da er sich aber nicht von seiner geliebten Vivienna trennen kann, schickt er stattdessen seine jüngste Tochter Siri, die bisher fröhlich in den Tag hinein gelebt hat und niemals wirklich irgendwelche Verantwortung für sich und andere übernommen hat.
Doch ausgerechnet in Hallandren staunt das junge Mädchen nicht nur über die fremdartige Welt, in die sie geraten ist, sondern erkennt, dass sie zu einer ganzen Menge fähig ist, wenn es darum geht, die Geheimnisse des Palastes zu lüften.
Zur gleichen Zeit taucht ihre Schwester Vivienna in der Hauptstadt auf. Im Glauben, dass ihre jüngste Schwester unterzugehen droht, versucht sie diese zu retten.
Beide ahnen allerdings nicht, dass sie längst in das Netz einer lange vorbereiteten Intrige geraten sind...
Zwar deutet der Klappentext eine Romanze an, aber das ist der Roman bei weitem nicht. Brandon Sanderson gelingt das Kunststück, bestimmte Erwartungen zu erwecken und zu befriedigen, aber gleichzeitig auch Neues zu schaffen. Wie auch schon in der „Kinder des Nebels“-Trilogie ist sein Magiesystem einerseits durchdacht, andererseits aber auch sehr ungewöhnlich. Der Hintergrund weckt Assoziationen an fernöstliche Reiche – spielt aber frech und gekonnt mit den üblichen Versatzstücken und setzt sie ganz anders zusammen als man gewohnt ist.
Auch die Figuren sind erfrischend, lösen sie sich doch recht schnell von den gängigen Klischees. Vivienna und Siri sind vielleicht Prinzessinnen, aber auch nicht auf den Kopf gefallen und nehmen ihr Schicksal immer wieder selbst in die Hand. Vor allem die zunächst sehr naive jüngste Tochter des Herrscherhauses von Idris zeigt, dass Naivität nicht mit Dummheit verbunden ist. Dazu kommen eine Menge vielschichtiger Nebenpersonen, die fast alle nicht das sind, was sie am Anfang vorgeben zu sein. Auch nimmt der Roman im letzten Viertel eine sehr interessante Wendung, mit der man so nicht gerechnet hat.
Das einzige, was man „Sturmklänge“ vorwerfen kann ist, dass das Buch etwas braucht, um in die Gänge zu kommen und am Anfang etwas zäh zu lesen ist. Aber dieser Eindruck verfliegt schnell, wenn man zusammen mit Siri beginnt, hinter die Kulissen des Palastes zu blicken.
Alles in allem ist „Sturmklänge“ ein spannendes und farbenprächtiges Fantasyepos für alle Leser, die exotisch-bunte Hintergründe mit einem interessanten Magiesystem, lebendigen Figuren und nicht zuletzt einer vielschichtigen Handlung lieben.
Nach oben