Süchtig (Autor: Matt Richtel)
 
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Süchtig von Matt Richtel

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Nur um haaresbreite entgeht der einstige Arzt und heutige Journalist Nat Idle einem Bombenanschlag auf ein unscheinbares Cafe, nachdem er kurz zuvor eine schriftliche Warnung überreicht bekommen hatte, die ausgerechnet von seiner verschollenen, todgeglaubten Freundin Annie überreicht wurde – zumindest glaubt Nat dies. Perplex und leicht verstört begibt sich Idle alsbald auf die Suche nach den Attentätern und die Verschwörung, die scheinbar hinter dem Anschlag steckt. Dabei stößt er auch auf die Cafe-Mitarbeiterin Erin, deren Vergangenheit ebenfalls mit derartigen Attentaten in Verbindung steht, arbeitet unbewusst mit korrupten Cops zusammen und kommt dabei einer Software-Firma auf die Schliche, die es offenbar geschafft hat, mit einem neuen Programm das menschliche Hirn zu manipulieren. Doch Idles Bestreben gilt ausschließlich der Wahrheit; der Wahrheit um Annie, die Wahrheit hinter den Ereignissen, die dem tragischen Bootsunfall seiner einstigen Geliebten folgten, und der Wahrheit hinter den Verstrickungen, in die das nun aufgetauchte Phantom involviert sein soll. Doch diese Wahrheit entwickelt sich für den frustrierten Reporter immer mehr zum höllischen Alptraum.

 

 

Rezension:

Matt Richtels aktueller rOman „Süchtig“ ist das beste Beispiel dafür, wie man eine gute Idee und einen weit reichenden Komplott interessant und spannend aufbaut, mit den besten Rahmenbedingungen ausstattet und schließlich Schritt für Schritt herunterwirtschaftet. Die Geschichte beginnt rasant und ziemlich spektakulär: Ein völlig verwirrter Protagonist wird gebeten, sich sofort aus einem Cafe zu entfernen, realisiert bei dieser merkwürdigen Warnung viel zu spät, dass die Botin der Nachricht seiner verstorbenen Freundin auf Haut und Haar glich, und sieht sich plötzlich in einem seltsam intriganten Komplott verstrickt, das auf Dauer unwiderruflich zu Annie Kindle und ihrem unglaubwürdigen Vater Glenn führt, deren Software-Firma offenkundig Dreck am Stecken hat. Gute Ideen werden hier schon auf den ersten Seiten in Hülle und Fülle aneinandergereiht und auch ausgesprochen temporeich weiterentwickelt, bis sich die Szenerie dann kurzfristig beruhigt und Richtel mit einem Mal die passenden Ansätze fehlen – und schon verstrickt er sich in Widersprüche und Unglaubwürdigkeiten.

Ohne jegliche Grundlage macht er seine Hauptfigur Nat Idle mit einem Male zum schier unbesiegbaren Actionhelden, der selbst die brutalsten Foltermethoden schier unbeschadet übersteht. Ungeachtet der tödlichen Bedrohung, die ihn fortan umgibt und wider jeglicher Vernunft reist er durch den Westen der Staaten, muss immer wieder heftig einstecken, gelangt aber schließlich doch ans Ziel seiner Träume, welches sich letztendlich jedoch als Illusion, nicht aber als persönlicher Frieden entpuppt. Doch selbst diese Ironie weiß Richtel nicht wirklich treffend hervorzuheben.

 

Das Dilemma von „Süchtig“ ist eigentlich schnell auf den Punkt gebracht: Der Autor weiß seine guten Ansätze einfach nicht dynamisch zu Papier zu bringen. Am Abschluss jedes Kapitels wartet er mit einer neuen Wendung auf; doch statt an diesen Stellen mit unglaublichen Aha-Effekten zu glänzen, bleiben die frischen Erkenntnisse eher nüchtern und entwickeln sich dauerhaft zu echten Langeweilern. Von den vielen unglaubwürdigen Charakterentwicklungen und Breaks mal ganz zu schweigen... Doch je weiter man in die Handlung eindringt, desto größer ist schließlich die Enttäuschung über den eigenwilligen Verlauf. Richtel hat sein Pulver eigentlich schon auf den ersten Seiten verschossen, denn all das hier schlummernde Potenzial wird in den nachfolgenden Kapiteln nicht mehr geweckt. Hinsichtlich der sehr guten Ansätze ist das zwar bedauerlich, leider aber bittere Realität.

 

 

Fazit:

„Süchtig“ ist ein guter Roman, jedenfalls in den ersten drei Kapiteln. Danach flaut die Szenerie erschreckend krass ab und macht Platz für gepflegte, anhaltende Langeweile, die zudem noch von vielen unglaubwürdigen Inhalten begleitet wird. Schade eigentlich, aber was Richtel hier aus den guten Voraussetzungen macht, ist absolut nicht empfehlenswert.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424190939dbfb89ab
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Süchtig

Autor: Matt Richtel

Broschiert: 393 Seiten

Verlag: Heyne (Juli 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453811461

ISBN-13: 978-3453811461

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.07.2008, zuletzt aktualisiert: 28.04.2022 15:14, 6945