Südwest nach Sonora (DVD)
 
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Südwest nach Sonora (DVD)

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Mexiko 1870: der einstige Büffeljäger Matt Fletcher möchte sich von seinem einstigen, anrüchigen Leben verabschieden und gemeinsam mit der Familie eines Freundes eine Pferdezucht betreiben. Nachdem ‚Matteo’ Beichte für seine früheren Schandtaten abgelegt hat, scheinen ihm die Wege in ein friedlicheres Leben offen, bis er schließlich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem hinterhältigen Chuy Medina und dessen Bande macht. Medina ist an Fletchers Pferd interessiert und bietet ihm an, den Appaloosa-Hengst für einen fairen Preis abzukaufen. Matt jedoch sieht in seinem Pferd das Startkapital für seine neue Zucht und lehnt dankend ab. Dies will der mexikanische Bandit nicht auf sich sitzen lassen. Er folgt Matt, stiehlt sein Pferd und verhöhnt ihn beim verzweifelten Versuch, Medina aufzuhalten. Fletcher schwört Rache und reist in die Heimat seines neuen Kontrahenten. Tatsächlich gewährt Chuy ihm eine Chance, den Hengst ehrlich zurückzuerkämpfen. Als er jedoch beim Armdrücken gegen den Bösewicht erneut unterliegt, ist Matt dem Tode geweiht…

 

 

Rezension:

„Südwest nach Sonora“ entstammt einer Zeit, als der Italo-Western in den Staaten noch müde belächelt wurde, orientiert sich aber komischerweise genau an jenem Genre, welches vier Dekaden später immer noch als die Blüte des klassischen Western abgefeiert wird. Regisseur Sidney J. Furie, unter Kollegen und Darstellern seit jeher ein ungeliebter Kooperationspartner, brach in seinem durchaus erfolgreichen Streifen aus dem Jahre 1966 mit allerlei Konventionen, die Hollywood und Co. als Vorlage quasi festsetzten und schaffte es tatsächlich, mit einer US-ungewöhnlichen Story, dafür aber mit einem renommierten Stab, den Italo-inspirierten Western in seiner Heimat zum ersten Mal salonfähig zu machen.

 

Dabei sind es in „Südwest nach Sonora“ in erster Linie die Schauspieler, die die bedeutendsten Akzente setzen, allen voran Marlon Brando, dessen Beteiligung alleine vielen Liebhabern schon reichen sollte, um sich mit diesem Beitrag auseinanderzusetzen. Dabei spielt die Hollywood-Ikone seinen Part vorzugsweise lustlos und unambitioniert, teilweise sogar fast schon abwesend, trifft durch seine fast schon abweisende Grundhaltung aber perfekt das Thema bzw. die Vorgaben, die seinem Part als Matt Fletcher zugrunde liegen. Brando gibt den Eigenbrödler und Anti-Helden in ungewollter Perfektion, wobei er genauer betrachtet lediglich eine Auftragsarbeit ableistet, deren geringschätzige Erscheinung aus einem Zwist zwischen Regisseur und Superstar resultiert. Jahre später ist man für dieses frühe Zerwürfnis am Set dankbar, gründet doch hierauf der Nährboden für eine authentische Rolle.

Nicht minder genial, dafür aber eine Spur mehr engagiert tritt Brandos Gegenpart John Saxon in der Rolle seines Gegenspielers auf und erhielt dafür sogar eine (leider erfolglose) Golden Globe-Nominierung. Saxon mimt den Fiesling mit Hingabe und fügt sich bestens in diesen Part ein. Besonders sehenswert ist unterdessen sein ständiges, gemeines Lächeln, welches durch Saxons wohl Genre-untypische, blitzblanke Zahnpracht begünstigt wird – ein Mittel, welches prinzipiell nicht erwähnenswert scheint, in „Südwest nach Sonora“ jedoch maßgeblich zur Atmosphäre beizutragen vermag, gerade dann wenn Matt Fletcher mal wieder das Nachsehen hat und den Spott des Gegners ertragen muss.

Eine weitere prominente Besetzung ist durch den mexikanischen Dauerbrenner Emilio Fernandez gewährleistet; später in unzähligen weiteren Western an der Seite Sam Peckinpahs gefeiert, debütierte der Fiesling hier fantastisch und half seine Karriere mit diesem Part erst so richtig auf die Sprünge. Daher lässt sich im Nachhinein auch ganz klar konstatieren, dass Namen in diesem Fall alles andere als Schall und Rauch sind. Ohne die Brillanz und Anmut ihrer Darsteller wäre diese Produktion womöglich niemals von größerem Interesse gewesen!

 

Jenes letztgenannte Resümee ist auf die eher dünne Handlung zurückzuführen, die leider mit allerhand Banalitäten aufwartet. Dabei beginnt der Film standesgemäß mit einer umfassend-ruhigen Einleitung, in der die Charaktere in aller Ausführlichkeit vorgestellt werden, eben ganz im erhabenen Italo-Style. Doch nachdem die Fronten abgesteckt sind, fällt die Story ein wenig in sich zusammen und ist im Grunde genommen auch ziemlich vorhersehbar. Fletchers Schicksal ist ebenso vorbestimmt wie das Medinas’, und während Furie bzw. Romanschreiber Robert MacLeod vergeblich nach Möglichkeiten suchen, dem Streifen eine eigene Note zu verpassen, rauscht die Geschichte ohne wirklich außergewöhnliche Ideen ein wenig langatmig an seinen Betrachtern vorbei. Unspektakulär ist derweil auch der Showdown am Schluss, vielleicht der größte Schwachpunkt in „Südwest nach Sonora“. Zwar verlässt Furie in den letzten Szenen konsequenterweise auch nicht mehr die bedächtige Grundstimmung, und auch ein actionreiches Finale wäre diesbezüglich relativ überflüssig gewesen, jedoch ist die beinahe lautlose Endsequenz ebenfalls alles andere als befriedigend und aufgrund ihrer recht drögen Umsetzung auch ein Grund zur schlussendlichen Enttäuschung. Dennoch: Die grandiose Besetzung sowie die stille Interaktion zwischen den Handelnden überspielt so manchen inhaltlichen Makel bravourös und macht „Südwest nach Sonora“ bei aller Kritik zu einem ansehnlichen, unbewusst vielleicht auch richtungweisenden Titel im amerikanischen Western-Segment.

 

Die Nun via Koch Media erschienene DVD-Fassung des Streifens ist exzellent. Der Silberling verfügt über ein vergleichsweise gestochen scharfes Bild, welches man in dieser Form im Hinblick auf das Produktionsjahr kaum für mögliche halten will. Schaut man mal auf die Italo-Western-Konkurrenz dieser Zeit, offenbart sich im technischen Bereich hier zweifellos ein Referenz-Produkt, zumindest hinsichtlich der Optik. Im auditiven Bereich gibt’s grundsätzlich auch nichts zu bemängeln, wobei die Ansprüche diesbezüglich auch eher gering sind. Die deutsche Sprachausgabe ist jedenfalls klar verständlich.

Auf Bonus-Material muss der Western-Interessent hingegen beinahe gänzlich verzichten. Abgesehen von einem 4-seitigen Booklet mit allerhand Infos zum Film bietet die DVD nur eine Bildergalerie.

 

 

Fazit:

„Südwest nach Sonora“ ist ein Western, den man unter ganz unterschiedlichen Kriterien bewerten muss, da die einzelnen Aspekte der Darstellung teils starke Kontraste aufweisen. Einer mitunter lahmen Geschichte steht nämlich eine fabulös aufspielenden Schauspieler-Riege gegenüber, die sich über die meisten Schwächen des Plots hinwegzusetzen vermag und aus einer drögen Story letztendlich noch einiges herausholt. In diesem Sinne ist Furies deutlicher Schritt hinfort vom klassischen US-Western hin zum damals noch zwiespältig beäugten Italo-Genre zwar kein cineastischer Meilenstein, aufgrund seiner manchmal revolutionären Umschwünge dennoch ein weitestgehend sehenswerter, insgesamt anständiger Beitrag – insbesondere dank des besagten Trio Infernale in den Hauptrollen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403290318113779164b
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Film:

Südwest nach Sonora

USA, 1966

Regie: Sidney J. Furie

Darsteller: Marlon Brando, Anjanette Comer, John Saxon

Bildformat: 16:9

Sprache: Deutsch, Englisch

FSK: ab 12 Jahre

Studio: Koch Media GmbH

VÖ-Termin: 30. November 2007

Spieldauer: 94 Minuten

 

ASIN: B000VLD9KQ

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.01.2008, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 5639