Superman/Shazam: Erster Donner (100% DC)
Rezension von Guido Latz
Es gibt Superhelden, die braucht man nicht eigentlich nicht weiter vorstellen, dennoch:
Superman ist seit den 30er Jahren einer der beliebtesten DC-Superhelden, erst zuletzt brachte Bryan Singer ("X-Men") ihn zurück auf die große Kinoleinwand, gar nicht davon zu reden, dass im Dezember eine riesige DVD-Flut mit Filmen zum Stählernen von Warner Home Video über den Fan hereinschwappt.
Captain Marvel ist hierzulande weniger bekannt, seine Ursprünge reichen in die 40er Jahre zurück. Seine ersten Abenteuer erlebte er nicht bei DC, sondern bei Fawcett Publications, lange bevor es Marvel als Verlag gab und die Figur in den 70ern bei DC landete. Captain Marvel alias Billy Batson, ist ein ganz normaler Jugendlicher. Solange, bis er ein magische Zauberwort spricht: "SHAZAM!". Dies bewirkt, dass er sich in den mächtigsten Superhelden der Erde verwandelt: Captain Marvel. Auch diese Figur wird demnächst im Kino zu sehen sein, Peter Segal ("Familie Klumps und der verrückte Professor", 2000) wird für New Line Cinema Regie führen, er selbst und Michael Ewing werden mit ihrer Firma Callahan Filmworks den Film produzieren.
Bei vielen neuen Superhelden-Comics aus den USA habe ich meine Probleme, was den Zeichenstil betrifft. Dies war in diesem gemeinsamen Auftreten der Superhelden zunächst auch nicht anders. Nicht zuletzt durch die Story von Judd Winick ("Green Lantern") aber wich die Skepsis rasch, und ich konnte mich am Ende mit den Arbeiten Joshua Middleton sogar sehr gut anfreunden.
Heutzutage ist auch immer die Frage: wann hat der Autor die Story angesiedelt, wieviel Vorwissen ist nötig? Winnick hat die Geschehnisse relativ früh in der Historie der beiden Helden angesiedelt, ein Neu-Leser muss nicht wissen, welche Abenteuer die beiden bereits allein oder getrennt erlebt haben, Alt-Leser stellen beruhigt fest, dass der sich im Laufe der Jahrzehnte angesammelte Ballast keine Rolle spielt.
Muss man die Story eines Superman/Shazam-Crossovers im Zeitraffer erzählen?
Im Prinzip nicht. Dann spare ich mir dies, weil Winick relativ im üblichen Gewässer fischt. Erwähnenswert ist jedoch das Ende; nicht das "Was" (Captain Marvel offenbart sich Superman und gibt sich als Billy zu erkennen, woraufhin Superman dem Zauberer, der Billy zu einem Superhelden machte zur Rede stellt - woraufhin der meint, wenn Superman der Ansicht ist, dass Billy der Aufgabe nicht gewachsen ist er ihm ja einen Mentor zur Seiten stellen könnte), sondern das "Wie". Besonders am Ende kommt Middletons Stil - er stellt´während aller vier US-Hefte bzw. des gesamten Paperbacks ganz klar die Figuren in den Vordergrund und lässt den Hintergrund bei seinen Arbeiten eher außer Acht, ohne dass man jedoch sagen kann, dass er ihn ignoriert - zur Geltung, wenn es um die Charaktere hinter den Masken geht, als diese fallen gelassen werden.
Nicht zu Unrecht ist "Erster Donner" in der Reihe "100% DC" erschienen und stellt für eine Crossover-Story durchaus ein kleines Juwel dar.