Taran von Lloyd Alexander

Sammelband mit allen Romanen und Geschichten

Rezension von Christian Endres

 

Lloyd Alexander nahm walisische Mythen aus den Mittelalter und formte daraus seinen Taran-Zyklus, der inzwischen seit fast 50 Jahren in Druck ist und sich einer großen Anhängerschaft erfreut – und über die Jahre hinweg einer ständigen Präsenz auf dem englischsprachigen wie auch auf dem deutschen Buchmarkt. Zeitweise waren seine Werke aus Prydain und um einen Schweinehirten, der zum Helden wird, so interessant und erfolgreich, dass Disney z. B. 1985 die ersten beiden Bücher des Zyklus als Film Taran und der Zauberkessel adaptierte.

 

In seinem Zyklus aus den Sechzigern verarbeitet der amerikanische Vielschreiber, der sich auch als Übersetzer und Lektor seine Brötchen verdiente, viele klassische Motive: Das beginnt mit dem Weg vom Hilfsschweinehirten zum Helden, geht mit den Widersachern weiter, und hört bei Prinzessinen, Artefakten und Weltrettungsmissionen auf. Im Lauf der letzten 40, 30 Jahre hat sich das natürlich arg abgenutzt, da Alexander ohne Augenzwinkern erzählt. Dass sich Alexander mit seinem Zyklus eindeutig an ein junges Publikum richtet und ab und an den erhobenen Zeigefinger auspackt oder sogar den Moralapostel spielt, macht es nicht gerade besser.

 

Aber die Reihe hat, wie gesagt, ihre Fans. Und ist es dann auch nicht das erste Mal, dass die Taran-Bücher – bzw. Die Chroniken von Prydain, wenn man die Kurzgeschichtensammlungen dazu nimmt – von Lloyd Alexander gesammelt werden. Allein in den letzten Jahren gab es drei Varianten (Bastei, Weltbild, cbj) in zwei bzw. drei Sammelbänden, in Hardcover und Taschenbuch. Die Idee, nun alle Geschichten aus Westmark in einem einzigen dicken Band (und mit ein paar Extras wie einen kleinen Prydain-Glossar) abermals zu sammeln, ist äußerst lobenswert, egal ob man Alexanders Schreibe nun mag oder nicht. Allerdings trübte sich die Freude über den dicken Sammelband im Paperback schnell, als erste Stimmen laut wurden, dass Kapitel fehlen würden; weiter heißt es, dass dies in einer zweiten Auflage korrigiert wurde, woraufhin prompt erneut gemeldet wurde, dass wieder etwas fehlt. Der Redaktion liegt lediglich die Erstauflage des Paperbacks vor, und diese ist tatsächlich nicht ganz vollständig und lässt ein Kapitel vermissen.

 

Lloyd Alexanders Werke sind unglaublich beliebt und lassen sich ziemlich flott lesen – aber wenn wir ehrlich sind, taugt seine Fantasy eigentlich nur für Genre-Einsteiger und jüngere Leser.

 

Ein viel beschworener Genre-Klassiker, der ohne Nostalgie-Faktor seinen Anspruch für ein reifes Publikum heute kaum noch halten kann.