Taube und Adler (Autor: Norbert Klugmann, Alegria Septem, Band 2)
 
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Taube und Adler von Norbert Klugmann

Reihe: Alegria Septem, Band 2

Rezension von Christel Scheja

 

Zwar spielen die Abenteuer der Mädchen von Alegria Septem in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, aber der Autor Norbert Klugmann lässt bewusst die Schrecken und Grausamkeiten dieser Zeit außer Acht und deutet sie gelegentlich vielleicht einmal kurz an, führt sie aber nicht weiter aus. Er konzentriert sich lieber auf das Miteinander der Sieben Mädchen, die einer Klosterschule entflohen in einem verlassenen, weit von den Kriegsschauplätzen entfernten Schloss in der Nähe von Eisenach eine höchst ungewöhnliche Kommune gegründet haben.

 

So unterschiedlich wie ihre Abstammung ist auch das Temperament von Antonia, Ursula, Beatrice, Regula, Katharina, Cecilia und Hildegard. Aber in einem sind sie sich einig - sie können nicht länger unter dem strengen Regiment der Nonnen leben. Deshalb ergreifen sie eines Tages die Flucht. Jedoch nicht ohne Güter, denn sie lassen einen Schatz mitgehen, den sie zufällig in den Außenanlagen des Klosters entdeckt haben. Sie kümmern sich auch um einen kleinen Jungen, der fast von seinem Vater totgeprügelt wurde.

Das Schicksal fügt es, dass die Mädchen bald Zuflucht in einem verlassenen Schloss finden und sich dort einrichten. Jede übernimmt eine Aufgabe, um ihr neues Heim wohnlich zu machen und die Versorgung zu sichern. Nach und nach gewinnen sie auch das Vertrauen der Bauern und Tagelöhner im Dorf ganz in der Nähe, da sie sich als höchst ungewöhnliche neue Herrinnen erweisen.

Denn die Mädchen fordern weder einen Zehnt noch andere Abgaben von den Menschen. statt dessen verteilen sie Almosen - vor allem an die Kinder. Antonia übernimmt es sogar, den Kleinen Lesen und Schreiben bei zu bringen, während Katharina die Kranken versorgt und Hilde Feldfrüchte anzubauen versucht.

Doch es ist nicht immer alles Eitel Sonnenschein. Als sie wieder mehr zum Nachdenken kommen, treten die Launen und Eigenheiten der Mädchen stärker in den Vorschein. Hilde wird aufgrund ihrer niedrigen bäuerlichen Abstammung nicht für voll genommen, Antonia und Regula beäugen sich argwöhnisch, weil beide dazu neigen, die Führung der Gruppe an sich zu reißen und Katharina muss entdecken, dass die Dörfler offensichtlich von einem alten Hutzelweib mehr halten als von ihr selbst.

Und dann kommt auch noch die Liebe ins Spiel. Während Antonia mit einem hübschen jungen Mann aus einer Raubritterbande in der Nachbarschaft anbändelt, verliebt sich Hilde in einen schmucken jungen Bauernburschen, auf den es aber bereits eine energische junge Frau aus dem Dorf abgesehen hat, die auch vor faulem Zauber nicht zurück schreckt.

Und zu guter Letzt scheint auch der Krieg das Schloss und die Gegend einzuholen, denn eine Rotte marodierender Soldaten fällt in den Landstrich ein...

 

Wie auch schon in „Der Bund der Sieben“, so konzentriert sich der Autor auch in „Taube und Adler“ vor allem auf seine Heldinnen. Er spielt mit den charakterlichen Eigenarten, reizt Konflikte und Vorurteile aus, lässt die heile Welt, die sich die jungen Mädchen mit ideellen Vorstellungen aufgebaut haben, immer wieder einmal bröckeln. Um es den Leserinnen leichter zu machen, sich mit den Heldinnen zu identifizieren, sind deren Charaktere leicht überzeichnet, aber nicht all zu kompliziert angelegt.

Ähnlich sieht es mit der Handlung aus. Den Protagonistinnen passiert eigentlich nie wirklich etwas Schlimmes. Sie dürfen zwar schon einmal ordentlich herumzicken, Probleme werden aber rechtzeitig gelöst, ehe sie in wirkliche Gewalt ausarten können. Auch die Interaktion mit anderen Figuren verläuft insgesamt eher friedlich vonstatten, wenn man einmal von dem Angriff auf die Burg absieht.

Der historische Hintergrund wird dafür nur angedeutet, die wirklichen Schrecken von Gewalt, Grausamkeit und Mord gehen nicht über kindgerecht verharmloste Schilderungen hinaus, die politischen Verstrickungen spielen überhaupt keine Rolle..

 

Vor allem junge weibliche Leser erhalten so ein unbeschwertes ein wenig naiv-märchenhaftes Abenteuer mit lustigen und spannenden Szenen um selbstbewusste Mädchen und ihrer Freundschaft in der es auch schon einmal zickig zugehen darf, und in dem natürlich erstmals auch die Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe zuschlagen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250150518d987a25
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Taube und Adler

Reihe: Alegria Septem, Band 2

Autor: Norbert Klugmann

gebunden, 328 Seiten

Kosmos, Stuttgart, erschienen Februar 2008

ISBN: 978-3-440-10965-6

Titelbild von Silvia Christoph, Vignetten von Christian Vahlbruch

ab 10

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.03.2008, zuletzt aktualisiert: 12.03.2023 15:01, 6191