Rezension von Björn Backes

„Test Drive“ – dieser Titel ist ein echtes Manifest in der virtuellen Rennsportgeschichte, wenngleich auch heute nicht mehr ganz so populär wie jüngere Konkurrenten der Kategorie „Need For Speed“ oder „Gran Turismo“. Dennoch pflegt das Spiel eine ziemlich lange Tradition, die zwar leider nur in unregelmäßigen Abständen gepflegt wird, dafür aber bislang stets für qualitativ hochwertige Ware bürgen konnte. Die aktuelle Ausgabe „Test Drive Unlimited“, erstmals vor zwei Jahren veröffentlicht, macht hier keinen Unterschied. Und da es den GT-Konkurrenten nun schon zum Midprice abzugreifen gibt, sollte man sich ernsthaft überlegen, die modifizierte Neuauflage eines Klassikers endgültig anzutesten.

Inhalt:

Das Spielprinzip ähnelt unterdessen weitestgehend dem System der üblichen Rennsport-Simulationen. Als Laienraser arbeitet man sich auf der Karriereleiter langsam aber sicher nach oben und kämpft sich von durchschnittlichen Karossen wie einem kleinen Alfa oder einem verbeulten Audi bis in die Sitze der Modelle der italienischen Branchenführer. Neu ist dabei das Setting, welches entfernt an die letzten „Burnout“-Abenteuer erinnert. Schauplatz des Rennspektakels ist eine Nebeninsel Hawaiis, die mit einem riesigen Straßennetz aufwartet, in dem wiederum zahlreiche Events eingearbeitet sind. Per GPS navigiert man durch die Straßen des exotischen Schauplatzes, kassiert erste Preisgelder und sichert sich damit seinen Lebensstandard. Das amerikanische Prinzip vom Tellerwäscher zum Millionär greift hier sehr schnell. Kurvt man in den ersten Rennen noch mit einer Mietkarosse herum und finanziert mit Ach und Krach seines erstes kleines Häuschen, dürfen es später schon etwas noblere Flitzer aus der eigenen Garage sein, die man steuert und gegen die Burschen der Upper Class einsetzt. Letzten Endes gibt es ganze 70 unterschiedliche Wagentypen freizuspielen, und das in in den verschiedensten Fahrzeugklassen. Eine Menge Action, vor allem aber ein üppiger Spielumfang sind garantiert. Doch das ist erst der Anfang… Hat man in der Szene erst einmal Fuß gefasst, geht es erst ans Feintuning. Zunächst wollen natürlich die eigenen Wagen aufgewertet werden. Hierzu stehen natürlich allerhand Spielereien bereit, die man beim lokalen Autodealer auffrischen kann. Auch sehr interessant sind die unterschiedlichen Autoclubs, denen man beitreten kann, und bei denen das Hauptziel darin besteht, die Präsidentschaft anzustreben. Wem dies gelingt, der kann sich abseits der normalen Rennkurse immer mal wieder nette Gutscheine verdienen und seine Garage weiter aufbessern - doch hierzu muss man sich erst einmal in der clubinternen Hierarchie nach oben arbeiten. Es gibt viel zu tun, definitiv. Und gerade der Umfang ist einer der wichtigsten aspekte, die „Test Drive Unlimited“ zu einem wirklich erstklassigen Titel machen.

Erwartungsgemäß liefert das Spiel auch ein Multiplayer-System, welches einen starken Fokus auf den Online-Bereich hat. Das Ganze ist zudem herrlich unkompliziert aufgebaut. Man kurvt einfach wie gehabt durch die Straßen der Insel und wartet darauf, irgendwann mal einen Konkurrenten für eine kleine Straßenschlacht zu erwischen. Spontaneität ist Trumpf, krampfhafte Strukturen hingegen das klare Feindbild dieses Spiels. Gut so!

Technik/Präsentation:

Andererseits gibt es in „Test Drive Unlimited“ aber auch ein paar Kleinigkeiten, die ein bisschen bitterer aufstoßen. Den Anfang macht die Steuerung, die den Schwierigkeitsgrad für die schnelleren Fahrzeuge deutlich nach oben schnellen lässt. Das Kurvenverhalten ist bei den engeren Strecken schon fast übertrieben steif, so dass man immer wieder schnell aus der Bahn gerät. Da der Arcade-Anteil von „Test Drive Unlimited“ sowieso gering ist und man großen Wert auf eine lupenreine Simulation in den einzelnen Rennen legt, bekommt man hier sehr schnell ernsthafte Schwierigkeiten, die bis hin zu leichtem Frust führen, wenn man gerade mal wieder als Führender kurz vorm Ziel aus einer Kurve fliegt.

Auch nicht ganz so gelungen ist die Background-Grafik des Spiels. So groß das Streckennetz, so gering ist leider auch nur das Landschaftsbild, dass die hawaiische Insel dem Spieler bietet. Dem entgegen kann das Design der Autos durchaus überzeugen. Hier wurde mal wieder viel Wert auf besondere Details gelegt, was sich schließlich auch im Sound und den einzelnen, sehr individuell gestalteten Motorengeräuschen niederschlägt. Motorsport-Fans werden hier Musik für ihre Ohren entdecken.

Spielspaß:

„Test Drive Unlimited“ ist bezogen auf das anspruchsvolle Gameplay in vielen Phasen eine echte Herausforderung. Anders als bei den NextGen-Arcade-Racern ist hier eine Menge Gefühl gefragt, weshalb der Vergleich zu „Gran Turismo“ wohl in keinem Spiel passender sein könnte als in diesem. Wer also eine Menge aus einer Motorsport-Simulation herausschlagen will – und wer will das nicht – der ist hier definitiv an der richtigen Stelle! Dazu kommt der massige Spielumfang und das innovative Gameplay. Statt einfach nur blindlings von Event zu Event zu rasen, gibt es auch außerhalb der gekennzeichneten Rennstrecken eine Menge zu erleben und zu tun. Dem Anspruch, die Karriere eines Rennfahrers auch abseits der Strecke authentisch zu halten, wird „Test Drive Unlimited“ uneingeschränkt gerecht – und das hat der Titel aus dem hause Eden Games der Konkurrenz von Sony sogar voraus. Spielspaß en masse – das lässt sich insgesamt also ganz klar unterstreichen. Sieht man nämlich von den kleinen Unzulänglichkeiten bei der Steuerung der flotteren Vehikel ab, so kann man hier Wochen und Monate vor der Konsole verbringen, ohne ständige Wiederholungen anzuvisieren. Mehr kann man sicher nicht erwarten.

Fazit:

„Test Drive Unlimited“ macht dem guten Namen der Serie weiterhin alle Ehre. Ein üppiges Spielsystem, viele Ideen in der Detailgestaltung und zu guter Letzt ein recht hoher Fahranspruch machen das Ganze zu einem der Rennsport-Games, welches auf der PS2 je das Licht der Welt erblickt hat.