Mit The Serpent and the Wings of Night startete Carissa Broadbent ihre erfolgreiche Serie um die Crowns of Nyaxia, die offensichtlich nun sechs und nicht mehr nur zwei Bände umfassen soll. Aber immerhin schließt The Ashes and the Star-cursed King die Geschichte um Oraya und Raihn ab.
Vincent, der nachtgeborene Vampirkönig ist tot, umgebracht durch Raihn, der nun die Macht an sich reißt und Oraya zu seiner Gefährtin erwählt hat, obwohl sie das entsprechende Erbmal des Hauses trägt, aber sie ist immerhin nur ein Mensch und offenbar nicht in der Lage, sich zu wehren und ihren Ziehvater zu rächen.
So das Bild, das sie nach außen zeigt, aber auch wenn der Schock tief sitzt, bleibt die junge Menschenfrau nicht untätig. Und scheinbar auch nicht Raihn, der mehr für Oraya fühlt, als er zeigt und sie auf ihrem Weg begleitet, mehr über das Netz aus Intrigen heraus zu finden, in das sie ganz offensichtlich geraten sind und weitere Kreise zieht, als gedacht.
Das Kejari, ein Turnier zu Ehren der Göttin Nyaxia ist vorbei und die Welt nicht mehr wie sie einmal war. Ausgerechnet Raihn, von vielen als ehemaliger Sklave verachtet, hat die Macht an sich gerissen und versucht das Haus der Nacht zu regieren, auch wenn er aus einer ganz anderen Blutlinie stammt. Und Oraya, eigentlich die Erbin scheint resigniert zu haben – so der Eindruck im ersten Drittel des Buches, das sich so von einem sehr langsamen Start nicht frei sprechen kann.
Die Autorin nutzt diese Zeit um ein paar Figuren zu positionieren und die Hauptfiguren einander näher zu bringen, damit auch endlich die Liebesgeschichte ihren Raum bekommt. Allerdings bleibt die Spannung dabei auf einem eher niedrigen Niveau, da man einige Dutzend Seiten nur mit den persönlichen Befindlichkeiten der Figuren konfrontiert wird.
Erst als Oraya wieder aktiver wird und ihr Schicksal in die Hand nimmt und Antworten auf die Fragen, die in ihr wühlen, sucht, kommt die Geschichte wieder in Gang und enthüllt einige Geheimnisse, die auch sie nicht mehr ganz so schwach dastehen lassen.
Das ganze ist nett in Szene gesetzt und erfüllt die Erwartungen der Leser, man merkt aber auch sehr deutlich, dass Carissa Broadbent erneut viele bekannte und derzeit sehr beliebte Versatzstücke benutzt, ohne dabei all zu viele eigene Ideen einfließen zu lassen. Das merkt man auch dem Weltenbau an, der auf das Wesentliche reduziert bleibt – gerade so viel, um die Handlung weiter zu treiben, aber nicht genug um wirklich ein besseres Bild der Umgebung entstehen zu lassen.
Immerhin bekommt der magische Hintergrund etwas mehr an Tiefe, die Figuren erhalten Profil, aber dennoch kommt die Geschichte insgesamt nicht über ein gutes Mittelmaß hinaus. Dazu ist alles viel zu glatt gebügelt und routiniert. Gerade erfahrene Leser merken schnell in welche Richtung die Handlung geht und warum sich die Figuren wie entwickeln.
Auch erhält dieser Teil der Saga nun einen passenden Abschluss, man merkt aber auch, dass weitere Weichen für einen größeren Konflikt gestellt werden, auch wenn sich die nächsten Bände wohl eher Mische, einer beliebten Nebenfigur zuwenden werden. Zu loben ist wieder einmal die schöne Ausstattung des Romans durch den Carlsen Verlag in der ersten Auflage - mit Farbschnitt und edlem Cover.