The Children (DVD; Horror; FSK 18)
 
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The Children (DVD; Horror; FSK 18)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Kinder in Horrorfilmen. Ein sehr heikles Thema. Und sicherlich mit ein Grund, warum es nur eine Handvoll guter Streifen in diesem Sub-Genre gibt. Denn nicht selten entpuppen sich die lieben Kleinen als niedliche Spannungstöter oder absolut deplatziert. Von jenem, nach wie vor gültigen Tabu, ein Kind sterben zu lassen und dessen Ableben eventuell explizit wiederzugeben, ganz zu schweigen.

Doch wer sinniert ausgerechnet an Silvester über derlei morbide Dinge? Ganz sicher nicht Elaine (Eva Birthistle), die der Einladung ihrer Schwester Chloe (Rachel Shelley) gefolgt ist, um gemeinsam mit den drei Kindern und ihrem Ehemann Jonah (Stephen Campbell) ein paar unbeschwerte Tage auf dem Lande verbringen zu können.

Das Wiedersehen fällt erwartungsgemäß herzlich aus und wird durch großzügige Dezimierung der Weinvorräte komplettiert. Es wird gelacht, getrunken und gelästert – und den Kindern in dem ganzen Trubel nur beiläufig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei sieht Elaines Sohn Paulie (William Howes) mehr als nur ein bisschen blass aus und ihre älteste Tochter Casey (Hannah Tointon) – ein Teenager in der Blüte ihrer Rebellenzeit – macht auch gerade keinen Hehl daraus, was sie empfindet, den Jahreswechsel zusammen mit den bösen Erwachsenen verbringen zu müssen. Zum Glück für die angehende junge Frau findet sie aber wenigstens in Chloes Mann Robbie (Jeremy Sheffield) jemanden, der ihr zumindest etwas Aufmerksamkeit schenkt.

Doch schon am nächsten Morgen ist es besagter Robbie, der in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt, wenngleich auch auf äußerst schreckliche Art. Nachdem er sich in einem Anfall von kindlicher Unbeschwertheit auf den Schlitten gestürzt und den nächstbesten Hügel runtergefahren ist, kollidiert Robbie mit dem Bollerwagen seiner Kinder – und der dort angebrachten Gartenharke.

Trotz aller Bemühungen und weil es dem Notarzt beim besten Willen nicht gelingt, sich durch das neuerliche Schneegestöber zu kämpfen, erliegt Robbie seinen schweren Verletzungen. Und erneut verkommen die Kinder zur Randnote. Ein verhängnisvoller Fehler, haben die lieben Kleinen doch längst Pläne geschmiedet, um auch den Rest der Erwachsenen loszuwerden …

 

Mit The Children wagt sich der britische Regisseur Tom Shankland gleich in doppelter Hinsicht auf ziemlich dünnes Eis. Denn einerseits ist es alles andere als einfach, einen überzeugenden Kinder-Horrorfilm zu drehen, andererseits das Thema und die gegebenenfalls auf drastische Mittel zurückgreifende Darstellung eines Mordes an einem Minderjährigen nach wie vor eines der Tabuthemen in der modernen Filmlandschaft.

Shankland wählt als Herangehensweise jedoch nicht die simple Holzhammermethode, sondern baut die Spannung sehr langsam auf. Oftmals sind es nur minimale Andeutungen und Hinweise – ein kurzer Blick, die rasche Aufnahme eines scheinbar harmlosen Gegenstands – die dem Betrachter ein ungutes Gefühl bescheren, das im weiteren Verlauf immer mehr an Stärke gewinnt und allerspätestens mit Beginn des dritten Aktes zu absolutem Terror mutiert ist. Doch völlig unblutig ist „The Children“ deshalb auch nicht geworden. Sehr sparsam aber auch sehr wirkungsvoll lässt Shankland das Blut fließen und intensiviert dadurch die Aura der Isolation und Hilflosigkeit um weitere Punkte.

Was die Titelgebenden Kinder betrifft, so stehen sie nicht nur im Mittelpunkt, sondern stehlen den Erwachsenen auch stellenweise die Show – ironischerweise weil ihre Mimik oftmals nur sehr minimal ist.

Sicher, etwas völlig Neues ist Shankland mit seinem Streifen nicht gelungen, doch zumindest hat er sich an den bestmöglichen Vorbildern orientiert und unterm Strich etwas Eigenes erschaffen – auch wenn die Versatzstücke aus Ein Kind zu töten oder der Urversion vom Dorf der Verdammten deutlich auszumachen sind. Löblich erwähnt sei auch die Konsequenz, mit der er sich weigert, eine mögliche Antwort auf die unvermittelte Aggression der Kinder zu geben. Ein Virus? Schädliche Umwelteinflüsse? Strahlen aus dem Weltall? Wie bei so vielen Einstellungen in „The Children“ bleibt auch dies dem Betrachter überlassen. Dadurch entgeht Shankland einer womöglich völlig peinlichen Auflösung und sorgt dafür, dass dieser kleine, aber ungemein feine Horror-Thriller noch ein Weilchen in den Köpfen der Betrachter sein Unwesen treibt.

 

Fazit:

Mit „The Children“ hat Tom Shankland – trotz deutlicher Budgetrestriktionen – nahezu alles richtig gemacht. Eine kleine, aber ungemein fesselnde Perle und sicherlich schon jetzt einer der besten Beiträge zum Sub-Genre des „Kinder-Horrors.“ Da lässt man ihm sogar den wirr-wackligen Sieben-Verschnitt WAZ durchgehen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419021707e295bddf
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DVD:

The Children

Großbritannien 2008

Originaltitel: The Children

Regisseur: Tom Shankland

Umfang: 1 DVD

Ascot Elite, 18. März 2010

FSK: 18

Dauer: 81 Minuten

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

 

ASIN: B00358VGYI

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Eva Birthistle

Stephen Campbell Moore

Jeremy Sheffield

Rachel Shelley

Hannah Tointon

William Howes


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Erstellt: 10.02.2010, zuletzt aktualisiert: 10.09.2023 10:58, 10034