The Crow – Die Serie, Vol. 2
Rezension von Christel Scheja
„The Crow“ gehört zu den kurzlebigen Serien der späten 1990er Jahre, die versuchten an den Erfolg eines Kinofilms und eines Comics anzuschließen, dabei aber leider kläglich scheiterten, weil das Konzept oder auch die Themen nur wenige normale Zuschauer ansprechen konnten. Nach einer Staffel mit 22 Folgen war Schluss, die Serie endete leider mit einem Cliffhanger, der vermutlich die Karten neu gemischt hätte. Koch Media veröffentlicht nun die restlichen elf Folgen in „The Crow – Die Serie Vol. 2“.
Eric Draven weiß nun mehr über sich und sein Schicksal. Der ehemalige Leadgitarrist der Rock-Band „Hangman’s Joke“ hat angefangen, sein Schicksal zu akzeptieren. Einerseits will er immer noch Rache an denen nehmen, die seine Freundin Shelly und ihn so grausam umgebracht haben, auf der anderen Seite aber erkennt er auch, dass die Macht einer „Krähe“ auch dazu verwendet werden kann, denen zu helfen, die noch vor dem Tod gerettet werden können.
Er ist eine ruhelose Seele, aber keine die Hände in den Schoß legt. Dafür sorgen schon die dreizehnjährige Sally Mohr, die an ihn glaubt, seit er dafür gesorgt hat, dass ihre Mutter Darla mit dem Trinken aufhörte und sich von ihrem Lover Funboy trennte.
Ein weiterer wichtiger Stützpfeiler in seinem Leben ist Detective Daryl Albrecht, der erst nicht glauben wollte, das Eric wirklich tot ist und nur wiederkehrte, um das Unrecht zu vergelten. Inzwischen schätzt dieser sogar Erics Hilfe, durch die er schon so manchen Verbrecher stellen konnte.
Allerdings bringt ihn das auch in Schwierigkeiten, denn die unorthodoxen Methoden bringen ihn immer mehr in das Schussfeld seiner Vorgesetzten, die ahnen, dass seine Erfolge nicht mit rechten Dingen zugehen. Während Albrecht von seiner Partnerin bespitzelt wird, ist Erics Wiederkehr bald kein Geheimnis mehr. Schließlich wird er gestellt und angeklagt, seine Freundin selbst ermordet zu haben. In einem Gerichtsprozess, werden immer mehr Behauptungen gegen ihn gesammelt, doch ausgerechnet der Richter entscheidet, dass die Aussagen und Indizien nicht richtig sind.
Schon bald zeigt sich, das hinter all dem viel mehr steckt. Die „Lazarus-Gruppe“ eine streng geheime Vereinigung versucht Eric in seine Finger zu bekommen. Sie verfolgen ihre eigenen dunklen Ziele, in denen er eine wichtige Rolle spielt.
Daneben bekommt es Eric auch mit dem Vermächtnis einer Schar russischer Mönche, einem zwielichtigen Geschäftsmann, der auch vor Mord an nicht zurückscheut und eine Freundin bedroht zu tun. Nicht zuletzt muss er einer jungen Frau helfen, die um ihrer ermordeten Tochter Willen zurückgekehrt ist und weder mit der Tatsache zurecht kommt, dass sie weder lebt noch im Jenseits ist – noch begreift, dass die Rache sie noch weiter in das Dunkel reißt.
Man merkt, die Folgen der zweiten Hälfte der Staffel sind viel enger miteinander verwoben als die ersten paar Episoden. Gerade die Geschichte um den Prozess zieht sich über mehrere Folgen und ist auch nach Erics überraschender Entlassung noch nicht ganz gegessen.
Die Versuche, den aufrechten und nicht bestechlichen Daryl Albrecht loszuwerden, erstrecken sich auch über die ganze Staffel, ebenso wie das geheimnisvolle Wirken der „Lazarus-Gruppe“. Nur wenige Folgen können wirklich für sich stehen und sind ganz in sich geschlossen. Immerhin erhält man aber genug Erklärungen, um der Handlung dennoch folgen zu können, wenn man einmal eine Episode verpasst hat.
Die einzelnen Geschichten entsprechen dem Tenor, die auch schon Comics und Filme ausstrahlen. Die aus dem Jenseits zurückgekehrte Seele von Eric Draven ist dazu da, die „Krähe“ in Schach zu halten, das Geschöpf, dass ihm das Weiterleben ermöglicht, aber im Grunde nur von seinen Trieben gesteuert wird und so etwas wie Skrupel nicht kennt.
Da der Held ein sehr moralischer und liebenswerter Mensch ist, macht ihn das nicht zu einem blutigen Werkzeug der Rache, er weiß sich meistens zu stoppen, ehe Blut an seinen Händen klebt und tötet wenn eher aus Notwehr als aus Absicht.
Da gerade in diesen Folgen sehr auf die Tränendrüse gedrückt und die Motivation von Eric in den Mittelpunkt gestellt wird, bleibt die Stimmung eher düster-leidend und melancholisch, selbst die Action ordnet sich unter. Auch die Verstrickungen der handelnden Personen in mehrere Intrigen ist sehr komplex und dürfte ein Grund sein, warum viele Zuschauer, die sich nicht gerne so tief in eine Serie denken wollen irgendwann vermutlich aufgehört haben, der Serie zu folgen.
Immerhin entwickeln sich die Nebenfigurenfiguren weiter, zeigen im Verlauf der Handlung ein paar neue Facetten ihres Selbst und rücken in den Vordergrund, was zumindest ein bisschen für Dynamik sorgt, während die Spannung in den Folgen eher moderat bleibt, da oft nicht viel passiert.
Bedauerlich ist zudem, dass die Geschichte mit einem Cliffhanger endet, auch wenn es möglich gewesen wäre, dies vielleicht noch zu ändern. Das ist um so bedauerlich, da gerade in der letzten Folge einige interessante Weichen gestellt wurde, die die Serie vielleicht aus ihrem düster-melancholischen Sumpf gerissen hätte, da sich die Macher viel zu sehr an bestimmten Dingen festgebissen hatten.
Fans anderer Serien werden übrigens den Kavan Smith und den jungen Michael Weatherly neben zahlreichen weiteren kanadischen Darstellern, die hauptsächlich in Gastrollen auftreten, in einzelnen Folgen entdecken können, was vielleicht auch stellenweise ganz interessant sein kann.
Technisch gesehen ist die Serie selbst Durchschnitt. Aus heutiger Sicht wirken gerade die Spezialeffekte sehr einfach und manchmal billig, erfüllen aber ihren Zweck. Bild und Ton entsprechen der Zeit, sind allerdings auch nicht sonderlich aufbereitet, was man gerade bei sehr dunklen Sequenzen merkt. Auch die Extras sind in diesem Teil eher mager.
Alles in allem ist „Die Krähe“ eine durchaus nette Serie gewesen, die allerdings in der ersten und einzigen Staffel zu sehr auf Erics Schicksal und seinen Befindlichkeiten bezüglich seines Todes und seiner Fherum reitet, anstatt den intrigenreichen Hintergrund auszubauen und neben abgeschlossenen Fällen in den Mittelpunkt zu stellen. Denn Ideen und Umsetzung sind immer dann am besten, wenn der Held gezwungen ist zu handeln, anstatt still und sanft zu warten und duldsam zu leiden.
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