The Forest – Wald der tausend Augen (Autorin: Carrie Ryan)
 
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The Forest – Wald der tausend Augen von Carrie Ryan

Rezension von Christel Scheja

 

In ihrem Brotberuf ist die in South Carolina geborene Carrie Ryan eigentlich Staatsanwältin und lebt heute mit ihrem Freund und zwei Katzen in Charlotte, North-Carolina. Da sie in ihrer Freizeit aber viel schreibt, beschloss sie eines der Mauskripte einzureichen und nicht länger nur für sich Geschichten und Romane zu verfassen. „The Forest – Wald der tausend Augen“ ist damit ihr Debüt als Schriftstellerin.

 

Marie lebt in einem kleinen abgeschiedenen Dorf, das von hohen Zäunen umgeben ist. Seit Generationen wird dieses von einer strengen und unerbittlichen Schwesternschaft regiert, die das Leben aller Menschen von der Geburt bis zum Tod bestimmen und Regeln unterworfen haben, denn anders als so könne die Gemeinschaft nicht überleben.

Doch Marie stellt das Gehorsamsgebot der Frauen immer wieder in Frage, vor allem je älter sie wird. Sie versteht zwar, dass die Zäune und Wächter vor einer Gefahr schützen, die dahinter lauert, und das alle mit einer bestimmten Krankheit infizierten Menschen nach draußen geschickt werden müssen, aber sie hat auf der anderen Seite auch das Gefühl, dass viele Regeln nur vorgeschoben werden, um die Position der Schwestern unangefochten bestehen zu lassen.

Als ihre Mutter infiziert wird, kommt Marie in die Obhut der Schwesternschaft. Doch anstatt ihren Glauben an diese zu stärken, lässt das Leben unter den Frauen das Mädchen immer mehr zweifeln. Das mag auch daran liegen, dass sie sich insgeheim in einen jungen Mann verliebt, der aber längst eine andere umworben hat und dieser nun versprochen ist.

Sie selbst muss sich schließlich entscheiden – soll sie bei der Schwesternschaft bleiben oder ebenfalls heiraten.

Doch bevor sie sich wirklich entscheiden kann, wird das Dorf von den „Ungeweihten“ überrannt, die in den Wäldern leben und es bleibt nichts anderes als die Flucht. Nun muss Marie erkennen, dass die Schwesternschaft in vielem recht hatte und nicht ohne Grund so streng war. Denn der Wald hält so manche Überraschung für sie und ihre Freunde bereit und macht deutlich, dass die „Ungeweihten“ nur noch Schatten der Menschen sind, die sie einst waren – seelen- und geistlose Zombies, die nur eines im Sinn haben: Alles Lebende in ihrem Hunger nach frischem Fleisch umzubringen.

 

In der Geschichte fühlt man sich zunächst in die Puritaner-Zeit zurückversetzt und hat die entsprechenden Bilder vor Augen. Strenge Regeln prägen die Dorfgemeinschaft und erlauben keine Individualität. Wer doch gegen den vorherbestimmten Weg aufbegehrt, merkt schnell, dass er in eine Sackgasse gerät.

Dem entsprechend ist auch Marie nicht wirklich eine Rebellin. Sie zweifelt zwar sehr stark und hinterfragt alles, was sie miterlebt, aber sie hat doch zu viel Angst, um auszubrechen, weil sie nicht weiß, was sie hinter dem Zaun erwartet. Und tatsächlich überrascht die Autorin damit, dass auf der anderen Seite der Barrikaden tatsächlich nichts besser sondern eher schlimmer ist und die Schwesternschaft durchaus in vielem Recht gehabt hat. Aber wie so oft kommt die Erkenntnis zu spät.

Wird am Anfang nur angedeutet, was die „Ungeweihten“ sind, so erweist sich ab der Häfte des Buches, dass Carrie Ryan sich sehr stark am klassischen und durch die moderneren Filme geprägten Zombie-Bild orientiert hat. Wie in David Moodys „Herbst“-Zyklus entwirft sie ein düsteres Endzeit-Szenario, in dem die lebenden Menschen nur noch in besonders geschützten Enklaven überleben können.

Dass, was das Buch dann doch ein wenig anders macht ist die unglückliche Liebesgeschichte im Hintergrund, die doch ein wenig mehr Raum als üblich einnimmt und auch noch am Ende zu einem tragischen Finale führt.

Die Autorin setzt alles sehr spannend und eher nüchtern in Szene. Allein bei der Romanze verfällt sie hin und wieder in klischeehafte Verhaltensweisen, die nicht so ganz zu der Heldin passen wollen und etwas aufgesetzt wirken, dafür sind die Gruselszenen um so plastischer.

 

„The Forest – Wald der tausend Augen“ wendet sich durch seine erstaunlich brutale und nüchtern-realistische Szenerie eher an ältere Jugendliche und Erwachsene. Da die Handlung nicht all zu durchschaubar und spannend aufgebaut ist, kommen auch Leser zu ihrem Recht, die etwas mehr als nur oberflächliche Unterhaltung erwarten.

 

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The Forest – Wald der tausend Augen

Autorin : Carrie Ryan

Gebunden, 398 Seiten

cbt. München, erschienen August 2009

Übersetzung aus dem Englischen von Catrin Fischer

Titelbild von Emilie Leger und anderen

ISBN-10: 3570160491

ISBN-13: 978-3570160497

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.10.2009, zuletzt aktualisiert: 24.02.2024 18:29, 9409