Rezension von Christel Scheja
Als Zuschauer muss man sich nichts vormachen. „Science Fiction“-Serien haben sich derzeit an einen Trend gehängt, den „The Walking Dead“ und andere postapokalyptische Geschichten geschaffen haben. Denn auch die neue TNT-Serie „The last Ship“ entführt den Zuschauer in eine Welt, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war. Im Mittelpunkt steht die Besatzung eines amerikanischen Zerstörers, die den einzigen Menschen an Bord haben, der jetzt noch etwas unternehmen könnte.
Niemand weiß woher der Virus stammt, ob er künstlich geschaffen wurde, oder ein Erbe der fernen Vergangenheit ist, freigesetzt durch das schmelzende Eis. Tatsache ist - ein großer Teil der Erdbevölkerung ist bereits tot und der Rest entweder bereits krank oder mit dem verzweifelten Kampf beschäftigt, nicht infiziert zu werden.
Die Zivilisation ist so, wie die Menschen sie kennen zusammengebrochen. Zwar versuchen Behörden und Armee an bestimmten Stellen noch zu bewahren, was sie können, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch an diesen Stellen das Chaos ausbricht.
Die Besatzung der „U.S.S. Nathan Jones ahnt davon nichts. Die jungen Männer und Frauen kreuzen aufgrund eines geheimen Auftrags schon seit vier Monaten mit Funkstille in der Antarktis und haben keinen Kontakt nach Hause.
Nur Captain Tom Chandler und seine Offiziere ahnen, was los ist, haben sie doch mit Dr. Rachel Scott eine Wissenschaftlerin an Bord, die auf der verzweifelten Suche nach einem Gegenmittel ist. Doch als sie von Unbekannten angegriffen wird, kann auch vor der Mannschaft nicht mehr verheimlicht werden, was auf der Erde geschehen ist – und dass auch ihr Leben am seidenen Faden hängt. Denn nun wird es nicht nur schwierig, sich mit neuem Treibstoff und Nahrung zu versorgen, ohne dabei selbst infiziert oder angegriffen zu werden, sie müssen auch dafür sorgen, dass die Wissenschaftlerin jede Hilfe bekommt, um ein Gegenmittel zu entwickeln.
Zudem macht ihnen ein abtrünniger russischer Admiral Schwierigkeiten, der ganz eigene Ziele im Sinn hat und mehrfach in die Enge treibt. Doch der ist nichts gegen das, was sie am Ende ihrer Suche erwartet.
Die Handlung der ersten Staffel von „The Last Ship“ ist sicherlich keine Überraschung. Die Crew erfährt was los ist, muss sich zusammenraufen und mit der neuen Situation arrangieren. Neben Angst und Verzweiflung kommt natürlich auch noch die Sorge um die Angehörigen dazu, von der sich nicht einmal der Captain befreien kann.
Natürlich bekommen die jungen Soldaten und Matrosen einiges zu tun, müssen sich in verlassenen Häfen umsehen oder aber gegen ihre Feinde kämpfen, vor allem die Russen, die ihnen gleich mehrfach zu schaffen machen, im Vordergrund stehen aber doch die Menschen auf dem Schiff mit all ihren Stärken und Schwächen.
Natürlich zentriert sich die Geschichte um die wichtigen Figuren wie Captain Chandler und Doctor Scott, aber es kommen auch immer wieder andere Figuren mit ins Spiel, zumeist junge Crewmitglieder, die nun immer wieder mit sich ringen müssen – ob sie lieber ihrem Herzen als ihren Eiden folgen werden. Nach und nach aber zeigt sich, dass sie mit keinem besser fahren könnten als mit ihrem Captain, der seine Verantwortung für die Crew sehr ernst nimmt, dass die Gemeinschaft, in der sie sich jetzt befinden, der beste Schutz ist.
Spannend wird in den einzelnen Folgen erzählt, wie dies geschieht, wie nah Hoffnung und Verzweiflung beieinanderliegen können, wenn die Nerven ohnehin angespannt sind. Es ist sicherlich keine Überraschung, dass Doktor Scott nach einigen Fehlschlägen Erfolg hat – aber das stört auch nicht – kommen nun doch auch andere Handlungsstränge ins Spiel, versucht die Besatzung der „Nathan Jones“ doch nun herauszufinden, wie es in der Welt aussieht. Und das gipfelt in einem ungemein dramatischen Cliffhanger.
Es mag natürlich sein, dass die Autoren keine Scheu haben gängige Klischees und Archetypen zu bedienen, gerade was den militärischen Ton auf der „Nathan Jones“ betrifft, der ja doch ein sehr positives Bild der amerikanischen Navy ohne ihre Schattenseiten zeichnet. Viele Gegenspieler lassen sich auch sehr einfach einschätzen, vor allem der russische Admiral bedient all die Muster, die man von ihm erwartet.
Immerhin durchbricht die Serie auch immer wieder die Strukturen und zeigt die Menschen hinter den Soldaten, die Gefühle, die sich zwischen einigen in der Situation entwickeln. Die Stimme des Gewissens ist oft ein Wächter von Guantanamo, der sich der Crew angeschlossen hat und die Dinge ausspricht, über die andere nicht reden wollen oder können, weil sie in die Hierarchie eingebunden sind.
Menschlichkeit und Gewissen spielt oft eine Rolle und führt auch zu diversen Schwierigkeiten, die die Serie noch spannender machen, die Zuschauer an die Figuren binden und damit das Leben in der postapokalyptischen Welt um so realistischer und spürbarer erscheinen lassen,
Das Szenario ist zwar düster und horrorlastig, verkommt allerdings nur selten zum Selbstzweck. Aber es führt den Soldaten wie auch den Zuschauern vor Augen, wie die Welt aussehen kann, wenn eine Pandemie sie überrollt. Ein kalter Schauder überläuft einen eher, wenn die noch gesunden Menschen ins Spiel kommen, denn wie immer haben auch die die größten und düstersten Geheimnisse und erweisen sich als schlimmste Feinde.
Bild und Ton entsprechen dem heutigen Standard, beim Bonus-Material hat man sich nicht lumpen lassen, gibt es doch quasi zu jeder Folge ein Extra, ein ausführliches Making-of, eine Sammlung von Prequels, die mehr über die Arbeit von Doktor Scott verraten und nicht zuletzt Informationen über die wichtigsten Charaktere, die die erste Staffel wunderbar abrunden.
Fazit:
„The Last Ship“ ist eine spannende Serie, die dem Thema neue Facetten hinzufügt, denn diese Welt ist anders als viele andere, in der eine Pandemie das Leben auf den Kopf stellt und die Zivilisation zerstört, aber nicht minder realistisch und abenteuerlich. Trotz vieler Klischees gibt es doch immer wieder Überraschungen, vor allem wächst einem die Crew der „Nathan Jones“ immer mehr ans Herz, so dass man gerne mit den Helden mitfiebert und gespannt darauf ist, was als nächstes geschieht.
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