The Mystical Year von Alison Davies
Zwölf magische Monate voller Mythen und Bräuche
Rezension von Ellen Norten
Diese Rezension erschien zuerst in Kultura-Extra.
Trockene Mystik
Das Buch ist ein echter Hingucker, wirkt fast wie eine kleine Bibel mit seiner goldenen Schrift und Covergestaltung. Und da es uns durch die zwölf Monate des Jahres leiten möchte und hier auch die Kulturen und Gottheiten anderer Völker nachverfolgt, scheint diese Aufmachung zielführend. Jedem Monat ist ein Gedicht eines deutschsprachigen Dichters vorangestellt, die fabelhaften Illustrationen ziehen mich in das Buch hinein.
Erstaunlich, das Buch gliedert sich trotz des magischen Themas und der anvisierten Spiritualität in strenge Abschnitte, jedem Monat werden in gleicher Abfolge sieben Themen zugeordnet. Und tatsächlich, der darin wieder gegebene Text ist ebenso nüchtern und sachlich wie die Herangehensweise. Selten haben für mich Aufmachung und Inhalt soweit auseinandergelegen.
Nun denn, das Jahr ist in vier Jahreszeiten gegliedert und darin liegen dann die entsprechenden Monate, eigentlich eine überflüssige zusätzliche Unterteilung, da hier die Monate ihn ihrer Gliederung nur noch einmal zitiert werden: Mond, Gottheit, Blume/Baum/Pflanze, Brauchtum, Tier/Vogel, Kristall, Tarotkarte und eine Bonusinfo, die variiert.
Es beginnt mit dem Namen des Vollmondes, den die Autorin nach den Begebenheiten der Jahreszeit erklärt. Wenn hier ein alter Glaube oder eine alte Kultur benannt werden, dann in wenigen Zeilen, die kaum erhellend sind. Darauf folgt der jeweilige kurze Mondzauber, den der Leser, die Leserin selbst anwenden kann.
Bei der Pflanze des Monats erfahren wir, dass z. B. Basilikum das Interesse an einem Verehrer signalisieren kann. Hexen benutzen ihn zur Geldvermehrung und die Autorin empfiehlt:
Mache einen Aufguss aus frischen Basilikumblättern. Füge die abgeseihte Flüssigkeit dem Wischwasser hinzu. Stelle dir beim Putzen vor, der Boden wäre mit Gold gepflastert.
S.119
Die ganze Vorgehensweise wirkt etwas »selbstgestrickt« und scheint von Alison Davies zu stammen. Beim Kristall des Monats steht der rosafarbene Rosenquarz selbstverständlich für die Liebe, andere Mineralien regen die Kreativität an oder sorgen wieder einmal für Geldsegen.
Achte darauf, wie du dich fühlst, wenn du einen Stein in der Hand hältst. Ein leichtes Kribbeln bedeutet, dass du dich mit seiner Energie verbindest. Steine können auch für einen bestimmten Nutzen aufgeladen werden, indem man seine Absicht beim Ausatmen in sie hineinpustet.
S. 25
Beim Vogel des Monats Dezember geht es nicht um pekuniäre Interessen. Das Rotkehlchen soll uns fröhlich stimmen.
Es mag kalt draußen sein, doch das lebhafte Rotkehlchen hat dennoch Spaß. Lachen kostet nichts und ist die beste Medizin, das gehört zur besonderen Botschaft, die dieser Vogel uns überbringt.
S. 132
Nach den zwölf Monaten folgt ein Glossar, dass uns helfen soll sich in diesem Buch zurecht zu finden. Die gute Absicht ist zu erkennen, mehr jedoch nicht, so finden wir zur Antike:
Eine Zeit vor Hunderten von Jahren, in der die Menschen Sitten und Traditionen praktizierten, die stark mit ihrem Glauben verbunden waren.
S. 136
Das ist weder eine genaue Beschreibung, noch offenbart sie spirituelle Besonderheiten, um die es ja in diesem Buch gehen soll. Ich komme mir schon fast verhohnepipelt vor.
Nach so viel Frust möchte ich die positiven Seiten im Buch nicht unter den Tisch fallen lassen. Daran scheint die Autorin, die in England in Workshops Storytelling unterrichtet (Gott sei Dank) nicht beteiligt zu sein. Die Themen sind von wundervollen Bildern begleitet. Ob die entsprechende Tarotkarte (ganzseitige, farbige Illustration) oder andere angesprochene Themen, die Grafiken bergen ihre eigene Art von Mystik, können ohne den Text stehen und entführen endlich in eine magische Welt. Hinschauen, die Natur beobachten und sich von ihr inspirieren lassen, das schafft die Künstlerin Anastasia Stefurak auch ohne Worte.
Wer die deutschsprachigen Gedichte am Anfang jeden Monats ausgewählt hat bleibt unklar, denn bei dem Buch handelt es sich um eine Übersetzung. Die Zusammenstellung dieser Lyrik ist eine Leistung. Große deutsche Dichter wie Goethe, Storm oder Morgenstern kommen hier zu Wort und stimmen auf den Monat ein.
Ob der dann folgende Text schlecht übersetzt wurde ist anzunehmen, das lachende Rotkehlchen spricht sehr dafür.
Ein Buch, das gerade in Zeiten vom Corona-Lock-Down hätte motivieren können, mich für die Natur und alte Überlieferungen zu öffnen. Zu nüchtern, langweilig und beliebig sind die kurzen Texte verfasst und mein Auge bleibt an den fantastischen Illustrationen zu Recht hängen.
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