The Quarry (PC; USK 18)
 
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The Quarry

Rezension von Cronn

 

Ich laufe durch die Dunkelheit des Waldes auf das Sommercamp zu. Mein Handy hat nur noch 10 Prozent Akkuleistung, mein Kameralicht droht zu erlöschen.

Ich sehe überall geisterhafte Frauengestalten, welche hinter Bäume verschwinden. Immer dann, wenn ich dort hinleuchte, sind sie weg. Mich graust es ganz fürchterlich. Plötzlich ist da eine Wurzel am Boden, die wie eine Fußangel hervorragt. Ich springe darüber hinweg. Dann steht ein Ast vom Baum ab, so dass mein Kopf dagegen stoßen kann. Ich ducke mich darunter durch.

Schließlich stehe ich vor dem Sommercamp.

Alles ist still, dunkel und verlassen.

»Wo seid ihr alle?«, rufe ich in die Dunkelheit hinein.

»Hallo, hört mich jemand?«

Als Antwort höre ich nur ein Knarren. Aber halt – da ist noch etwas anderes … ein Flüstern …

»Abigail … Abigail …«

Von Entsetzen gepackt renne ich die Holzstufen der alten Treppe empor, am Schild vorbei (Hackets Quarry, erbaut 1953) und trommle mit den Fäusten gegen die Tür des Haupthauses.

Von hinten höre ich etwas Wildes heranrasen, etwas Tierisches, Bestialisches.

Dann packt es mich und reißt mich hinfort in die Schwärze.

Ein brennender Schmerz, dann nichts mehr …

 

The Quarry ist der inoffizielle Nachfolger von Until Dawn vom Entwicklerstudio Supermassive Games. Nach dem großen Erfolg des Playstationtitels ist »The Quarry« auch auf dem PC erschienen. Als Publisher fungiert 2k Games.

Doch ist das Horrorgame genauso gelungen wie der Vorgänger? Das soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.

 

Hintergrund:

Die Story von »The Quarry« ist eine Hommage an die Slasherfilme der 80er Jahre. Es dreht sich alles um das Sommercamp „Hackets Quarry“, in dem nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen scheint.

Schon im Prolog wird klar, dass unheimliche und brutale Mächte in der Finsternis unterwegs sind, um die Aufseher des Camps auf die dunkle Seite zu ziehen …

 

Die Geschichte von »The Quarry« ist gerade für Fans des Horrorgenres, die sich auch im Slashersubgenre wohl fühlen, geradezu ein Fest des Wiedersehens mit vielen kleinen und großen Tropen dieser Spielart. Hier werden kaum Klischees ausgelassen und das ist in diesem Fall gut so. Denn der eigentliche Star des Games ist die spielfilmreife Inszenierung, die dramatische Umsetzung der Handlung mittels Gameplay-Elementen sowie die spannende Entscheidung zwischen verschiedenen Wegen.

 

Gameplay:

»The Quarry« zeigt sich – wie schon „Until Dawn“ als ein Spiel, das als interaktiver Spielfilm gewertet werden kann. Die Qualität der Schauspieler ist hervorragend, die grafische Umsetzung ebenfalls (doch das soll später noch gewürdigt werden).

 

Zwischensequenzen nehmen einen hohen Anteil der Spielzeit ein. Dazwischen gibt es immer wieder Passagen, in denen man die Figuren aktiv wie in einem Actionspiel steuert. Als drittes Element existieren Quick-Time-Events. Das sind Momente, in denen der Spieler unter Zeitdruck eine bestimmte Taste drücken muss, um bestimmte Folgen für die Spielfigur zu vermeiden. Diese QTEs sind unter Spielern nicht unumstritten. Aber in »The Quarry« sind sie niemals zu erdrückend häufig eingesetzt, so dass es nicht zu nervig wird.

 

Spannender sind die großen Wegscheiden, an denen sich die Handlung prinzipiell verzweigt. Hier darf man Charaktere unterschiedliche reagieren lassen: Ob genervt oder freundlich, hilfsbereit oder feige. Auf diese Weise ergibt sich ein Baum der verästelten Entscheidungen, den man auch im Menü nochmals nachvollziehen kann.

 

Darüber hinaus gibt es Tarotkarten, welche in Zwischentraktaten von einer Hellseherin, begutachtet werden. Diese gibt Tipps mit Voraussagen, welche eintreffen könnten, aber nicht eintreffen müssen. Auf diese Weise bleibt »The Quarry« gelungen rätselhaft.

 

Das Game lässt sich auch im Koop erleben und wird dadurch besonders intensiv und spannend.

 

Grafik und Sound:

Die grafische Umsetzung von »The Quarry« ist in hohem Maße gelungen. Die Mimik der Schauspieler wurde sehr gut eingefangen. Einzig manche Mundpartie mit Zähnen wirkt wie aus dem Uncanny Valley entsprungen. Aber gerade bei der Darstellung der Augen haben die Entwickler tolle Arbeit geleistet.

 

Die Umgebungen sind superb gestaltet. Besonderes Lob verdient die Beleuchtung, die manchen Ort am Tag geradezu bilderbuchartig idyllisch aussehen lässt und viele Orte bei Nacht unheimlich macht.

 

Der heimliche Star des Games ist aber die Soundkulisse. Dermaßen intensiv und erschreckend packend wurde Sound in einem Game zuletzt bei Suicide of Rachel Foster eingesetzt. Den Entwicklern gebührt hier ein großes Lob, auch für die gelungene Einbindung von Musik (Fly Me To The Moon klang noch nie so bizarr wie hier).

 

Fazit:

»The Quarry« ist ein sehr gelungenes Horrorgame, das mit einer dichten Atmosphäre zu überzeugen weiß. Wer auf Slasherfilme steht, bekommt hier eine gelungene, augenzwinkernde Unterhaltung geboten.

 

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PC-Game:

The Quarry

Supermassive Games / 2k Games, 9. Juni 2022

USK: 18

Downloadkauf über Steam


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Erstellt: 08.07.2022, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 20993