Jo Harper hat ein Faible für authentische Geschichten, die rund um die Arbeit und die Ausbildung von Polizisten spielen, aber auch die Schattenseiten des Jobs in den Vordergrund stellen. Das merkt man auch bei CopyWrite – The True Story, die unter anderem aus der Sicht eines ehemaligen SEK-Beamten erzählt wird.
Nach einem desaströs verlaufenen Einsatz kann Tom nicht länger beim SEK bleiben und wird deshalb erst einmal in den Polizei-Innendienst bei einer Mordkommission versetzt, bis er stabil genug ist, um als Ausbilder zu arbeiten.
Dann wird eine bekannte und erfolgreiche Romantasy-Autorin wird ermordet. Unter Verdacht gerät vor allem Claudia, eine Selfpublisherin, die behauptet, das ihre Ideen und Texte gestohlen wurden. Und ehe sich Tom versieht, entwickelt sich zwischen ihm und der jungen Frau schon bald etwas, was schon bald Wahrheit und Illusion miteinander verschwimmen lässt.
Das Buch konzentriert sich bewusst auf die Figuren, aus deren wechselnder Sicht, die Geschichte erzählt wird. Tom und Claudia stehen im Fokus des Geschehens, so dass man nur ihre Sicht der Dinge mitbekommt. Und beide haben mit Traumata zu kämpfen, die es in sich haben.
Der ehemalige SEK-Beamte muss nicht nur den Tod eines befreundeten Kollegen verdauen, er hat auch mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Außerdem hadert er jetzt mit der Tatsache, dass er nicht mehr der coole, sportliche Kämpfer ist, sondern nun mit denen zurecht kommen muss, auf die er früher hinab gesehen hat. Und Claudia hat ihre eigenen Dämonen, weil sie scheinbar alles verloren hat, was ihr etwas bedeutete und noch viel mehr.
Das wird sehr lebensnah und glaubwürdig erzählt, mit den Dingen, die sich normale Menschen auch im Alltag antun, sei es nun Mobbing durch die Arbeitskollegen oder eben der Diebstahl von geistigem Eigentum.
Zudem wird vor allem Tom als ein Mann gezeigt, der auch deutliche Schwächen hat und erst einmal wieder neu lernen muss, Abstand zu gewinnen und bestimmte Sachverhalte genauer zu betrachten, so dass der ganze Fall eine ernüchternde Lehre für ihn wird.
Denn nach und nach wird enthüllt, was wirklich hinter allem steckt und wem er wirklich vertrauen sollte. Das sorgt aber auch dafür, dass die Spannung hoch bleibt und mal als Leser immer nahe bei den Figuren bleibt, weil man mit ihnen fühlt und ihnen nur das Beste wünschen möchte. Das Ende setzt dann noch einmal einen interessanten Schlusspunkt in dem charakterzentrierten Drama, in den der Fall eher zweitrangig wirkt.