Druckversion: Thubans Vermächtnis (Autorin: Licia Troisi; Drachenschwester, Bd. 1)

Thubans Vermächtnis von Licia Troisi

Reihe: Drachenschwester, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Während sich ihre Trilogien um die „Drachenkämpferin“, „Schattenkämpferin“ und „Feuerkämpferin“ auch an erwachsene Leser gerichtet haben, wendet sich Licia Troisi nun offensichtlich zunehmend dem Kinderbuch-Sektor zu.

Ihre neue Reihe um die „Drachenschwester“ spielt nicht nur auf der Erde der Jetztzeit, sondern richtet sich durch die dreizehnjährige Heldin auch an ein deutlich jüngeres Publikum.

 

So lange sie denken kann, lebt Sophia in einem kleinen und von Nonnen geführten Waisenhaus. Die Hoffnung jemals noch einmal adoptiert zu werden, hat sie längst aufgegeben, denn wer will heute überhaupt noch einen Teenager? So versucht sie sich mit ihrem Schicksal abzufinden und flüchtet sich gerne in Träume. Es gibt allerdings einige, die sie mit niemandem teilt. Seit einiger Zeit nämlich bewegt sie sich im Schlaf immer wieder durch eine aus glänzendem Marmor erbaute wunderschöne Stadt, die über den Wolken zu liegen scheint, und in der auch Drachen leben.

Dann, eines Tages verändert sich alles, denn aus heiterem Himmel nimmt sich ein Professor aus den Albaner Bergen ihrer an und adoptiert sie unbesehen. Sofia weiß nicht, was sie davon halten soll, als er sie in seine abgelegene Villa mitnimmt, auch wenn sie ihr schönes neues Zimmer und die Fürsorge, die er ihr entgegen bringt, ein wenig versöhnen. Doch sie ahnt, dass er irgendetwas vor ihr verheimlicht.

Etwa zur gleichen Zeit wird der dickliche und von allen verlachte Mattia von einer geheimnisvollen jungen Frau angesprochen, die ihm ein besonderes Geschenk macht, das ihm angeblich eine andere Gestalt verleihen soll.

Doch weit gefehlt – kaum legt Mattia die Metallspinne an, verliert er seinen freien Willen und wird in einen gehorsamen Diener mit Metallflügeln verwandelt. Er bekommt den Befehl, ein junges Mädchen anzugreifen.

Erst jetzt erfährt Sofia, dass ihr eine wichtige Rolle in einem Kampf zukommt, der schon seit Anbeginn der Zeit in den Schatten schwelt. Denn Nidhoggr, der geflügelte Weltenzerstörer und Erzfeind der den Menschen wohlgesonnenen Drachen, ist im Begriff wieder zu erwachen und die Vernichtung alles Lebens fortzusetzen. Da sie das Erbe Thubans, des mächtigsten aller Drachen in sich trägt, kommt ihr auch die wichtigste Aufgabe zu. Doch dafür muss sie noch so schnell wie möglich viel lernen, da die Diener Nidhoggrs bereits wissen, wer sie ist.

 

„Thubans Vermächtnis“ erzählt eine sehr klassische Geschichte, die das Motiv vieler Jugendbücher ist: Ein Kind auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, das bisher nur ein unbedeutender Niemand war, erfährt, dass es etwas ganz Besonderes ist und das Schicksal der Menschheit, wenn nicht sogar der ganzen Welt in den Händen hält.

Licia Troisi bleibt jedoch nicht nur dem Thema, sondern auch der Erzählweise treu. Die Handlung entwickelt sich nach dem üblichen Schema – die Heldin muss erst durch einige Ereignisse davon überzeugt werden, dass sie nicht nur das einfache Waisenkind ist. Dadurch dass auch der Leser nur immer Bruchstücke erfährt, bleibt die Geschichte immerhin leidlich spannend, aber wirklich überraschende Wendungen gibt es eigentlich nicht.

Letztendlich ist die Handlung klar zu überschauen, die Figuren sind so einfach gestrickt, das man sie leicht zu Gut und Böse zuordnen kann. Da Mattia von Anfang an Mitleid erweckt, kann man selbst bei diesem damit rechnen, dass sein Schicksal nicht der Tod ist. Und auch Sofia bleibt nicht lange die Einzelgängerin, sondern findet tatsächlich bald eine Freundin in einem Mädchen, die eine ähnliche Außenseiterin wie sie ist.

Alles in allem ist das Buch wirklich in erster Linie für junge Leser und Leserinnen interessant, die noch Spaß an diesen Entwicklungsgeschichten haben, und nicht für Erwachsene, die bereits ein wenig mehr erwarten. Das merkt man auch ein wenig an Troisis Stil, der diesmal wirklich ein wenig kindlicher und märchenhafter gehalten ist.

 

So erweist sich „Thubans Vermächtnis“ der erste Band von „Drachenschwester“ als klassische Geschichte, die zwar gefällig und solide geschrieben ist, aber nicht wirklich aus der Masse herausragt. Es ist ein Buch, dass man zwar lesen kann, ohne sich zu ärgern, aber nicht wirklich kennen muss.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190336381b074f18

Thubans Vermächtnis

Reihe: Drachenschwester, Bd. 1

Autorin: Licia Troisi

cbj, erschienen September 2010

gebunden, 316 Seiten

Übersetzung von Bruno Genzler

Titelbild von Paolo Barbieri

ISBN-10: 3570139700

ISBN-13: 978-3570139707

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 08.03.2023 09:54