Titanfall 2 (PC; USK 18)
 
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Titanfall 2

Rezension von Cronn

 

Mit mächtigen Schritten stampft der stählerne Mech über die Ebene des Wüstenplaneten. Giftiges Gas wabert in nebeligen Schlieren am Boden. Ich sitze im sicheren Gehäuse des haushohen Roboters und starre auf den Bildschirm.

Mein Ziel ist das gegenüber dem Kontrollzentrum liegende Gebäude, auf dem eine gigantische Satellitenschüssel thront. Ich muss dort den Sender neu justieren, um einen Hilferuf absetzen zu können, ehe die feindliche IMC weitere Verstärkung schicken und damit die im Sendegebäude hinter mir eingeschlossenen Miliz-Truppen aufreiben können.

Die Stahlbeine steigen die vier dicken Rohre empor zum Dach der Sattelitenschüssel-Anlage. Dort angekommen, steige ich aus dem Mech und überblicke die Lage.

Vor mir erstreckt sich eine Landschaft aus mehreren Türmen, die aus dem giftigen Dunst herausragen. Der Mech mit Namen »BT« informiert mich, dass das gesuchte Ersatzteil an einer anderen Schüssel hängt, weit entfernt dort drüben.

Wie soll ich hinüberkommen?

BT hat einen Vorschlag.

Er will mich werfen!

Das klingt zu verrückt. Aber was soll ich tun?

Immerhin 83 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass es klappt – so meint BT. Ich frage ihn aus Spaß nach den anderen Prozent und er antwortet wie eine Maschine es tut: Sie listet Knochenbrüche, innere Blutungen auf.

Ehrlichkeit ist manchmal eine Bürde.

Seufzend steige ich auf BTs herabgelassene Hand, dann rechnet er Windgeschwindigkeit und Entfernung durch und – wirft mich weit hinüber zum nächsten Turm. Ich komme tatsächlich dort an, überschlage mich am Boden mehrfach, aber mein Pilotenanzug hat den Sturz abgefedert.

Da sehe ich über mir die Landeschiffe der IMC heranschweben, woraus mehrere Feinde abspringen. Verdammt!

Ich blicke hinüber zum nächsten Turm. Zu weit für einen Sprung. Aber dazwischen hängt eine Metallplatte herab. Wenn ich es schaffe, an ihr einen Wallrun auszuführen …

Nicht lange nachdenken: Ich springe los, erreiche die Metallplatte und renne an ihr gegen alle Gesetze der Physik entlang. Mein Pilotenanzug ist eine feine Sache!

Dann bin ich drüben angekommen, wo mich bereits die Feinde erwarten. Sie schicken mir eine Garbe von Geschossen entgegen. Ich weiche nach rechts hinter eine Kiste aus und zücke meinen Blaster. Über Kimme und Korn zielend erledige ich einen nach dem andern. Doch da wirft ein Gegner eine Handgranate, was mich zum Wechseln der Position hinter eine Säule zwingt.

Aber nun bin ich an der Reihe. Eine Elektro-Granate blendet die Feinde und ich kann vorrücken. Zwei, drei Salven später stehe ich triumphierend über den toten IMC-Söldnern.

Aber damit hat meine Mission erst so richtig begonnen …

 

Titanfall 2 ist das jüngste Game des Studios Respawn Entertainment, das einst von CoD-Machern gegründet wurde. Mit dem Vorgänger Titanfall haben sie sich in der Szene zurückgemeldet und wollen nun beweisen, dass der Nachfolger die Kritikpunkte des ersten Teils wettmacht. Als Publisher fungiert erneut Electronic Arts.

 

Hintergrund:

Das erste »Titanfall« bot eine interessante Neuerung auf dem Schlachtfeld der Multiplayer-Shooter: Mit den Mechs, den sogenannten »Titans«, wurde eine taktische Komponente eingeführt, die es bislang nicht gab. Und auch das Spielgefühl mit den Wallruns und Double-Jumps war neu. Es war so erfolgreich, dass die Call-Of-Duty-Reihe es ebenfalls aufgriff.

Bemängelt wurde aber das Fehlen einer wirklichen Story-Kampagne und mangelnder Umfang bei der Auswahl der Titanen.

 

»Titanfall 2« hat hier in jedem Fall nachgebessert. Nun gibt es eine Kampagne und auch mehrere Titanen im Multiplayer.

Die Storykampagne ist eine Überraschung. Wer hier mit einem lauen Aufwärmen für den Multiplayer gerechnet hatte, war auf dem Holzweg. Die Kampagne erweist sich nach einem etwas lahmen Start als Spielspaßgranate für Solisten. Dabei ist ein großes Plus, dass das Map-Layout gelungen und abwechslungsreich ist. Sprungpassagen nutzen das Wallrun-Feature geschickt aus, dann wird man wieder in kleinere Gefechte geschickt und auch noch andere spielerische Überraschungen werden geboten. Dabei sind die Maps andersartig als von Shootern gewohnt. Während die ersten Maps noch unter die Sparte »nett« fallen, ist spätestens in der Fabrik für Dioramen das Wort »abgefahren« nötig. Sich durch senkrecht stehende Häuserebenen emporzuarbeiten dürfte man als Spieler nicht in jedem Spiel erlebt haben. Besonders spannend wird dann die Zeitmanipulation im Level »Wirkung und Ursache«. Aber da soll nicht allzuviel verraten werden.

 

Auch ein Glanzpunkt sind die Gespräche mit dem Mech »BT«. Dieser entwickelt ansatzweise menschliche Züge und wir als Spieler eine kameradschaftliche Beziehung zu ihm. Was hier an Witz durch ein recht simples Dialogsystem – es gibt immer nur zwei Optionen – herausgeholt wurde, ist erstaunlich.

 

Die Singleplayer-Kampagne ist damit, auch wenn die ersten beiden Level noch recht gewöhnlich sind und auch der Held ziemlich generisch wirkt, eine positive Überraschung und ein Highlight des Herbstes für Solisten, die sich über die Solo-Aspekte von den anderen Shootern des Monats erhebt.

Beide Daumen hoch dafür!

 

Gameplay:

Mit den Wallruns und den Doublejumps bietet »Titanfall 2« eine Freiheit beim Spielgefühl, welche das Game nahezu einzigartig in seinem Genre-Umfeld macht. Dieser Mut ist nochmals klar herauszustellen. Auch wenn andere Shooter sich bemühen, dies zu kopieren, erreichen sie es nur ansatzweise.

Die Waffen sind unterschiedlich designt, lassen sich aber in die bekannten Kategorien einordnen. Das Waffenhandling fühlt sich passend an und auch das Trefferfeedback ist absolut in Ordnung.

Ruhige Passagen, Kampfszenen und Storyelemente wechseln sich gelungen ab und werden durch Jump-Aspekte abgerundet. Insgesamt gibt es keinen Grund zur Beschwerde.

 

Grafik und Sound:

Unter der Haube von »Titanfall 2« arbeitet die Source-Engine von Valve. Es ist schon erstaunlich, was die Macher noch alles aus der betagten Grafikengine herausholen. Dazu benutzen sie einige Tricks wie Blur-Effekte, Tiefenunschärfe und Filmrauschen.

Was dazu beiträgt, dass man einige matschige Texturen kaum bemerkt, ist das Design. »Titanfall 2« sieht umwerfend aus: Überall passiert etwas im Hintergrund, bieten sich optisch interessante Panoramen und Ausblicke. Gerade die Lichtstimmung fängt gelungen die SF-Atmosphäre mit dem »sense of wonder« ein. Man merkt dem Spiel an, dass es aus jeder Pore Atmosphäre blutet. Es ist viel Innovation und Engagement in das Game geflossen.

Im Soundbereich gibt es kaum etwas auszusetzen. Die deutschen Sprecher machen ihre Sache gut, gerade BT kann mit einem Sprecher punkten, der sich darum bemüht eine Balance zwischen Mensch und Maschine zu finden.

Die Waffen hören sich stimmig an, klingen befriedigend und haben am Ende eines Magazins hörbar einen anderen Klang. Super!

 

Multiplayer:

Nach dem Ende der Kampagne gibt es noch den Multiplayerbereich, der über Wochen motivieren sollte.

Die Modi sind aus dem Vorgänger bekannt, werden aber noch durch Neuerungen ergänzt, wie beispielsweise »Kopfgeldjagd«. Der neue Modus erweist sich als Spielspaß-Highlight: Zwei Teams müssen mehrere Ziele, gewöhnlicherweise KI-Titans, ausschalten. Für Abschüsse bekommt man Credits. Man kann durch Abschüsse feindlicher Piloten die Hälfte deren Credits abluchsen. Nach Ende einer Runde sind die Banken geöffnet und man muss sein Geld hochladen. Es ergeben sich daraus herrlich dynamische Schlachten, vor allem rund um die Banken, wo ein jeder versucht den anderen auszutricksen und dessen Geld zu kassieren.

Am Ende des Matches steht dann der Run auf das Landungsschiff an. Die unterlegene Mannschaft will unter Zeitdruck fliehen, das überlegene Team versucht das zu verhindern. Toll!

 

Auch die anderen Modi versprechen Abwechslung, u. a. wieder mit dabei »Last Titan Standing«, wo ausschließlich Titans miteinander kämpfen. Hier fehlt das Wallrun-Element, dafür spielt sich der Modus mit den Titans wunderbar wuchtig. Es kracht an allen Ecken und Enden, wenn die Mechs über das Spielfeld stampfen und sich mit Raketen und Lasern beharken.

Typischerweise kann man seinen Piloten und Mech individualisieren und aufrüsten. Dafür stehen verschiedene Skins, Boosts und Plaketten zur Verfügung. Dazu noch die unterschiedlichsten Waffen, Aufsätze und Spezialfähigkeiten.

Dadurch sollten Spieler eine lange Zeit mit »Titanfall 2« beschäftigt sein.

 

Fazit:

»Titanfall 2« setzt sich selbstbewusst zwischen die Shooter-Könige Battlefield und »Call Of Duty« in diesem Herbst. Dazu hat das Game gute Gründe. Mit der besten Kampagne und einem gelungenen, eigenständigen Multiplayer-Gamegefühl kann »Titanfall 2« punkten. Es bleibt zu hoffen, dass die Spieler den Mut der Macher schätzen und unterstützen, dass sie auf die Community gehört und die gewünschten Verbesserungen in Bezug auf den ersten Teil nun geliefert haben.

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PC-Game:

Titanfall 2

Respawn Entertainment / Electronic Arts, 28. Oktober 2016

Plattform : Windows 8, Windows 7

USK: 18

 

ASIN B01E5LFVY4

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419152747bfd76d7d
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Erstellt: 10.11.2016, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 15082