Tochter der Schuld von Ricarda Martin
Rezension von Julia
Rezension:
Ein Unglück kommt selten allein, diese Erfahrung muss auch Alayne machen, die bisher eigentlich ein recht zufriedenes Leben geführt hat. So hat ihre inzwischen volljährige Tochter vor, in Amerika zu studieren und das elterliche Nest zu verlassen, während Alayne noch versucht diese Information zu verdauen, erhält sie einen folgenschweren Anruf, in dem ihr mitgeteilt wird, das ihre Großmutter, zu der sie ein sehr enges und liebevolles Verhältnis hat, einen Schlaganfall erlitten hat. Als sie sich noch überlegt, ob sie ihrer Großmutter sofort zur Hilfe eilen soll, muss sie erfahren, dass ihr Mann sie betrügt, das aber leider nicht mit irgendjemandem, sondern ausgerechnet mit ihrer Chefin und besten Freundin. So fühlt sich die attraktive Frau von allen verlassen und verletzt und flüchtet, indem sie zu ihrer Großmutter in deren Cottage zieht. Währenddessen wird das ehemalige Wirtshaus ihrer Großmutter Edith abgerissen und plötzlich steht die Polizei vor der Tür, denn es wurde eine Leiche im Keller besagten Hauses gefunden und nun muss aufgeklärt werden, um wessen Leiche es sich handelt. Die Großmutter kann jedoch nichts weiter sagen, denn als sie auf das Skelett angesprochen wird, fällt sie ins Koma.
Nun wird Alayne damit betraut, die Wohnung der betagten Frau aufzulösen, da keine Hoffnung auf Genesung besteht. Als sie den Dachboden des Hauses durchsucht, stößt sie auf seltsame Babykleidung, die aus sehr kostbaren Stoffen gefertigt worden ist und auf der ein Wappen eingestickt worden ist. Als sie das Wappen zurückverfolgt, stößt Alayne auf die adligen Pencarrons. Alayne sucht die Familie zwar auf, kommt hier jedoch nicht weit, da sie schnell und sehr grob abgewimmelt wird.
Inzwischen erwacht Edith aus dem Koma, geschwächt, aber fähig zu sprechen, entschließt sie sich dazu das große Familiengeheimnis zu lüften und Blacne, Alaynes Mutter und ihre Enkeltochter selbst darin einzuweihen. Die Geschichte führt sie dabei in das Jahr 1936 zu den Schwestern Edwina und Jowna Goldsworthy, die beide auf dem Gut der Familie Pencarrons angestellt sind und dort ihre Arbeit verrichten. Ausgerechnet die bodenständige Edwina verliebt sich in einen Sohn dieser Familie, eine Liebe, die nicht sein darf und die von der Familie aufs strengste abgelehnt wird, obwohl ihr Geliebter ebenfalls bereit ist Edwina zu heiraten. Schließlich wird das Leben des Mädchens ebenso wie das der Schwester so sehr bedroht, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als zu fliehen, gemeinsam mit einem Kind...
Die Autorin vermischt die Vergangenheit, also die Zeit um den Zweiten Weltkrieg, mit Bombardements, Knappheit an Lebensmitteln, Angst und Unsicherheit mit der Geschichte einer Familie in der heutigen Zeit. Dabei entwickelt sie neue Ideen, die vollkommen unvorhersehbar sind und den Leser direkt mitreißen. Man mag das Buch schließlich nicht mehr aus der Hand legen, zu spannend ist die Geschichte, zu sympathisch die Charaktere und zu entspannend der Stil. Obwohl gerade der Stil recht einfach ist, überzeugt er durch eine klare Linie und direkte Aussagen. Vor allem Edwina wird mit der Zeit Mittelpunkt der Geschichte und ein Charakter, mit dem man mitfiebert und auf den sich schließlich alle Emotionen richten. Damit wird der Roman auch direkt in zwei Teile gesplittet. So erzählt der erste von Alayne und ihren Erlebnissen, der zweite von Edwina, ihrer Schwester und der unglücklichen Liebe sowie dem Leid, das daraus entsteht und wo das für alle Betroffenen endet.
Das Ende ist im Gesamtzusammenhang betrachtet dann leider etwas schwach, wirkt konstruiert und zu unbedacht. Es scheint fast, als hätte die Autorin die Geschichte schnell beenden wollen und aus diesem Grund diesen Schluss gewählt. Da das Buch bis hierhin jedoch solide und spannend, teilweise auch sehr emotional war, verzeiht man das aber.
Fazit:
Alles in allem liegt hier ein sehr spannender Roman mit kleinen Schwächen vor, der für berührende Lesestunden zu empfehlen ist.
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