Todessehnsucht von Nancy Kilpatrick
Reihe: Nosferatu
Rezension von Michael Schmidt
Inhalt:
Zero, eine drogensüchtige Prostituierte aus New York, bekommt den Auftrag, nach Manchester, England zu reisen und einen Vampir namens David zu töten. Ihre Anweisungen lauten eindeutig, diese Tat nach Sonnenuntergang durchzuführen. Es kommt wie es kommen muss. David verhindert ihr Vorgehen. David, genannt Soul, ist allerdings kein normaler Vampir. Er liebt Gedichte und hat noch nie einen Menschen getötet. Doch es ist kein Erbarmen, dass er Zero am Leben läßt. David, der die letzten Jahre den Kontakt zur Außenwelt gemieden hat, will die Hintergründe des geplanten Mordattentates erfahren. Zero durchleidet den Drogenentzug , bei dem sie ihr Wissen an David weitergibt. Doch dies ist nicht viel. Sie wurde zu dieser Tat gezwungen, da die Hintermänner ihren kleinen Bruder Bobby in ihrer Gewalt haben. Zero und David freunden sich an und beschließen, nach New York zu reisen, um die Hintermänner zu bekommen und Bobby zu befreien.
Meinung:
Zero wurde in ihrer Jugend von ihrem Vater regelmäßig mißbraucht, ist drogensüchtig und geht auf den Strich. Ein Kind der amerikanischen Großstadt. David ist ein Vampir aus dem 19.Jahrhundert, der sanftmütig ist und Gedichte liebt. Der Unterschied in diesen beiden Personen macht auch den ganz eigenen Reiz der vorliegenden Geschichte aus. Die beiden kommen nicht nur auf Grund ihres Wesens aus zwei verschiedenen Welten. Im Laufe des Romans kommen sich die beiden näher und erleben Schreckliches. Doch dies bindet die beiden immer mehr. Geschickt zeigt die Autorin den Zwiespalt der beiden Hauptperson, gefühlvoll baut sie deren Beziehung und zeigt die Schwierigkeiten der beiden. Der größte Teil des Buches widmet sich der menschlichen Seite. Nur ca. ab der Mitte treten die Vampire und ihr Kampf untereinander mehr in den Vordergrund. Eher der schwächere Part der Geschichte. Dagegen ist das Beziehungsgeflecht, die Menschlichkeit und die dargestellten Gefühle die große Stärke dieses Buches. Entgegen der üblichen Schwarzweißmalerei kann man sich in diesem Roman nie sonderlich sicher sein, wer gut ist, und wer böse. Und das alles ohne irgendwelchen Schmalz. Meint man gerade, die Szenerie wäre durchschaubar, wird man eines besseren belehrt. Dazu kommt ein Schuß Sex und Erotik, sozusagen als Sahnehäubchen. Zart besaitete Gemüter sollten sich aber in acht nehmen und die Freunde ausschweifender Gewalt dürften enttäuscht sein. Der dem Roman zugrundeliegende Horror wirkt real und erschüttert bis ins Mark, doch nicht auf Grund seiner blutigen Details.
Fazit:
Ein wirklich bewegender Roman, den ich nur unter Mühe zwischendurch weglegen konnte. Ich vermeide normalerweise Superlativen, aber dies ist das beste Buch, das ich die letzten Jahre gelesen habe. Und hoffe, dies wird nicht das letzte Buch der Autorin sein, das den Weg zur deutschen Übersetzung gefunden hat.
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