Druckversion: Tommy Taylor und die gefälschte Identität (The Unwritten oder das wirkliche Leben Band 1)

Tommy Taylor und die gefälschte Identität

Reihe: The Unwritten oder das wirkliche Leben Band 1

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Zwischen den Zeilen. Tommy Taylor ist die Hauptfigur einer Reihe von Fantasyromanen, die ein kulturelles Phänomen wurden. Fans versammeln sich im Internet und auf Messen, um die Zaubergeschichten zu feiern, und jeder hofft, dass der Autor Wilson Taylor, der verschwunden ist, eines Tages wiederkommt und ein letztes Abenteuer schreibt. Doch die Geschichte hat einen offenen Handlungsfaden: und zwar den echten Tom Taylor, der Sohn, den Wilson sitzen ließ. Da er als Vorlage für den jungen Zauberer diente, wird Tom weltweit als Fleisch gewordene Sagengestalt verehrt. Als Toms Leben anfängt, unheimliche und tödliche Parallelen zu Tommys Abenteuern zu entwickeln, wird er in eine literarische Unterwelt hineingezogen, wo die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, sich als ebenso machtvoll erweist wie ein Zauberspruch.

 

Rezension:

Es gibt viele Geschichten, die von einer Verbindung zwischen realer und literarischer Welt erzählen. Man könnte meinen, dass es zunehmend schwieriger wird, dieser Idee Neues abzugewinnen.

Mike Carey und Peter Gross wagten mit The Unwritten einen weiteren Schritt in die Belebung des Fiktionalen.

Zunächst stellen sie uns einen etwas schwerfälligen jungen Mann vor, der für seinen verschollenen Vater Autogramme auf Conventions gibt. Irgendwie hält sich die Legende, dass er wegen der Namensgleichheit, die Hauptfigur der beliebten Romane seines Vaters sei. Quasi so, als ob man Daniel Radcliffe für den echten Harry Potter hielte. Tommy Taylor scheint sein Schicksal eher stoisch zu ertragen, man könnte denken, er kann und hat auch sonst nichts anderes.

Doch da stellt ihm eine Unbekannte verstörende Fragen. Zweifelt gar an seiner Identität. Und plötzlich muss Tommy um das Leben kämpfen, das er bisher gar nicht wirklich mochte.

Schnell verwirrt sich das, was er bisher für seine Realität hielt, mit der fiktiven Welt seines Vaters und er spürt, dass er sich auf seine eigen Spuren begeben muss, um seiner selbst sicher sein zu können. Aber die Pfade der Kindheit bergen Dunkelheit, kein Wunder, dass sich auch dunkle Gestalten in die Gegenwart schleichen...

 

Was für ein furioser Beginn! Kaum hat man sich als Leser an den schmalbrüstigen Schriftstellersohn gewöhnt, muss er sich schon mit ziemlich ernsten Problemen herumschlagen, die aus einer scheinbaren Jugendgeschichte, den reinsten Horror hervorzaubern. Hinzu kommen vage Andeutungen, dass Tommy vielleicht ein Fremder ist, es gibt seltsame schmelzende Dinge, die Text hinterlassen und eine graue Maus, die natürlich wieder einmal mehr weiß.

Die Anspielungen auf bekannte Serien und Ähnlichkeiten zu anderen Mystery-Thrillern deuten schon darauf hin, dass sich »The Unwritten« nicht komplett ernst nimmt. Die Mischung aus John Diffool und Sandmann schlägt von der ersten Seite an in Bann.

 

Die Zeichnungen werden von einfachen und klaren Linien dominiert, die eine leichte Nüchternheit selbst in den blutigen Szenen aufkommen lassen. Düstere Farbgestaltung und dem Inhalt angepasstes Lettering konzentrieren sich ganz auf die Geschichte. Somit gibt sich der erste Sammelband betont klassisch. Das wunderschöne Cover von Yoku Shimizu und die lesenswerte Einleitung von Bill Willingham zum Thema LAF – literaturbasierte Fantasy verstärken diesen Eindruck.

 

Fazit:

Mit dem ersten Sammelband von »The Unwritten« startet einer jenen epischen Reihen, die neben einer fesselnden Handlung auch durch Seitenbezüge und eine stringente Grafik Nachhaltigkeit versprechen. Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte um Tommy Taylor weiter entwickelt. Das Potential für etwas Großes hat sie jedenfalls.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329144757290411d4

Comic:

Tommy Taylor und die gefälschte Identität

Original: The Unwritten 1-5, 2009

Reihe: The Unwritten oder das wirkliche Leben Band 1

Skript, Story und Illustrationen: Mike Carey und Peter Gross

Farben: Chris Chuckry und Jeanne McGee

Lettering: Alessandro Benedetti

Übersetzerin: Gerlinde Althoff

Cover: Yoku Shimizu

Einleitung: Bill Willingham

Panini/Vertigo, 114 Seiten

 

ISBN-10: 3862012093

ISBN-13: 978-3862012091

 

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, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:42