Top oder Flop (Kartenspiel)
 
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Top oder Flop

Rezension von Björn Backes

 

Rezension:

 

Top oder Flop?

Diese Frage stellt sich grundsätzlich jedes mal, wenn ein neuer Titel die internationalen Lichtspielhäuser überrollen möchte, aber noch nicht klar ist, ob der Streifen überhaupt das Zeug zum Kassenschlager hat. Martin Schlegel hat dieses Thema nun auch für ein neues Kartenspiel aufgegriffen, in dem 2-5 Spieler selber Einfluss auf die Quoten an den Kinokassen nehmen können. Insgesamt stehen fünf Filme zur Auswahl, die man je nach Bedarf bezuschussen oder doch in Grund und Boden stampfen kann. Lediglich die Filme, an denen man auch selber mit persönlichem Einfluss beteiligt ist, sollten von der letztgenannten Variante nicht betroffen sein. In „Top oder Flop“ geht es nämlich prinzipiell darum, an den wertvollsten Produktionen teilzuhaben und die Titel, an denen die Gegner interessiert sind, in Sachen Einfluss herunterzuwirtschaften. Die Filmindustrie ist eben kein Kuschelbusiness, das wird hier ganz deutlich!

 

Spielziel

„Top oder Flop“ konstituiert sich nach einem speziellen Punktesystem, welches aufgrund der wechselnden Filmquoten recht variabel gestaltet ist. Ziel des Spiels ist es, hierbei die beste Punktzahl herauszuschlagen, koste es, was es wolle. So wetteifert man offen und verdeckt um den jeweils größten Einfluss eines Films, streicht hierfür die entsprechende Wertigkeit in Siegpunkten ein und versucht mit geschicktem Einsatz von Karten und Markern, am Ende die lukrativsten Geschäfte zu machen. Am Ende des Spiels gibt es Punkte für die ‚erkauften’ Filme sowie die verbliebene Kartenhand; wer hier die Nase vorn hat, avanciert als Sieger der Partie vorübergehend zum Filmmogul.

 

Material

Das Spielmaterial ist grafisch recht schlicht gehalten; es zeigt die fünf unterschiedlichen Kinovorstellungen in Plakatform für die Tischauslage und teils vereinfacht noch einmal auf den Karten. Allerdings ist das Handling somit auch leicht verständlich und überschaubar. Der Faktor Zweckdienlichkeit ist zweifelsohne oberste Prämisse gewesen, was sich im Laufe des Spiels aber auch insofern auszahlt, dass dank der simplen (grafischen) Struktur keine Regelfragen mehr auftauchen. Hinsichtlich der Stabilität gibt es indes nichts zu meckern; die Pappspielsteine und -plakate sowie die Karten taugen für häufigen Gebrauch und drohen keinesfalls mit frühen Abnutzungserscheinungen.

 

Spielaufbau

Vor der eigentlichen Partie werden die Plakate mittig untereinander ausgelegt. Wichtig ist, dass recht und links daneben Platz für drei weitere Einflusskarten bleibt, die im Laufe des Spiels dorthin platziert werden können. Vor jedem Spiele erhalten die Spieler jeweils acht Einflusskarten und abhängig von der Spielerzahl einen oder zwei Marker. Jeder Spieler bereitet nun seine eigene Auslage vor, die den persönlichen Einfluss markiert. Hierzu legt jeder reihum eine Einflusskarte mit dem Abbild eines der angebotenen Filme in diese Auslage, bis schließlich jeder zwei Karten mit zwei unterschiedlichen Filmen unter seinem Einfluss hat.

Nun beginnt das Spiel und bietet den Akteuren insgesamt drei verschiedene Zugvarianten:

 

a) Einflusskarten spielen

Wer eine Einflusskarte aus der Kartenhand spielen möchte, kann diese entweder in die Filmauslage oder in die persönliche hineinlegen. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist häufig der Zeitpunkt des Spiels bzw. pure Intuition, da man ständig lauern muss, welchen Schritt die Konkurrenz im kommenden Zug ausführen könnte und inwiefern man besser etwas riskieren sollte oder doch lieber nicht. Wer eine Karte in die Filmauslage legt, entscheidet sich für eine der beiden Anlegestellen – Top der Flop. Insgesamt dürfen an beiden Seiten eines Filmplakats jeweils drei Einflusskarten liegen. Diese werden am Ende gegeneinander aufgerechnet und bestimmen den Wert des Films, möglicherweise auch mit negativem Vorzeichen. Sollte man hingegen den persönlichen Einfluss bei einem Film steigern wollen, eröffnet man entweder eine neuen Einflussreihe für einen weiteren Film in der eigenen Auslage oder legt verdeckt eine weitere passende Karte auf eine bereits vorhandene Filmkarte. Letzteres hat im Laufe des Spiels den Effekt, dass man verdeckt bluffen und somit auch ein wenig taktieren kann.

Die Auswahl unterliegt jedoch einer kleinen Einschränkung; wer nämlich seinen persönlichen Einfluss steigert, darf keine neue Karte vom Nachziehstapel ziehen und schmälert seine Kartenhand. Dies ist demjenigen, der lieber den Einfluss in der Filmauslage verändern möchte, indes schon vorbehalten.

 

Sollten in der Filmauslage eines Streifens bereits drei Karten bei Top oder Flop ausliegen, ist es im Übrigen dennoch möcglich, eine weitere dorthin zu platzieren. Bedingung ist lediglich, dass die neue Karte einen größeren Wert hat als die niedrigste in der jeweiligen Auslage. Letztere wird schließlich eingetauscht und in den persönlichen Einfluss befördert. Auf diese Weise kann man also sowohl im Film Einfluss nehmen als auch in der eigenen Auslage Punkte sammeln.

 

b) Wechselkarten spielen

Wechselkarten haben ganz unterschiedliche Funktionen. Mit ihnen kann man entweder Karten von Top nach Flop oder umgekehrt bewegen oder aber den persönlichen Einfluss steigern oder verringern, indem man eine Wechselkarte verdeckt auf einen bereits ausliegenden Stapel platziert. Auch dies hat einen Bluff als Effekt und ist mitunter äußerst effizient, um den Gegnern Karten herauszulocken. Der einzige, aber auch wesentliche Nachteil: Man darf keine neue Karte nachziehen, sobald eine solche Karte ausgespielt wurde.

 

c) Marker spielen

Je nach Spielerzahl besitzen die Beteiligten einen oder zwei Marker und können mithilfe dessen zwei mögliche Handlungen durchführen. Der zugehörige Chip ist beidseitig bedruckt und offeriert die Verdopplung eines Werts in der Filmauslage, egal ob Top oder Flop, ermöglicht darüber hinaus auch mit der Stop-Funktion zu verhindern, dass auf irgendeine Seite eines selbst gewählten Films weitere Einflusskarten gespielt werden. Wer einen marker ausspielt, bekommt außerdem eine Karte vom Nachziehstapel und erweitert sein Kontingent wieder um eins.

 

Sobald schließlich an beiden Seiten eines Films drei Einflusskarten oder alternativ ein Stop-Marker liegen, wird das Plakat umgedreht und nicht mehr verwendet. Die Spieler buhlen nun noch um den Einfluss in den übrigen Filmen, und zwar so lange, bis entweder alle Plakate umgedreht wurden oder ein Spieler weder Karten noch Marker besitzt.

Anschließend erfolgt die Wertung; für alle übrig gebliebenen Karten in der eigenen Hand sowie für jeden Marker gibt es zwei Punkte. Danach werden die Filme gewertet, indem man den Einfluss aller Spieler für jeden Streifen einzeln vergleicht und dem Meistbietenden schließlich die Punktzahl zuspricht. Diese ergibt sich aus der Differenz aus Top-Punkten und Flop-Punkten, ist also möglicherweise auch mit einem Punkteabzug verbunden. Alle Punkte werden schließlich addiert und erneut verglichen. Derjenige, der am besten abschneidet, gewinnt.

 

Spielspaß

Die ersten Eindrücke, die noch von der Spielanleitung vermittelt wurden, ließen zunächst auf ein recht unspektakuläres Bluff- und Legespiel ohne besondere Mechanismen schließen. Und tatsächlich; so richtig in Gang kommen wollte das Spiel in der ersten Runde noch nicht, was vornehmlich daran festzumachen ist, dass es erwiesenermaßen eine Weile dauert, bis man erst einmal die Kniffe des Spiels durchschaut und daraufhin auch das wahre Potenzial erkannt hat. Hiervon ist schließlich auch der Spielspaß abhängig, der sich erst in adäquater Form herausstellen will, sobald die Krux begriffen ist und die Interaktion langsam aber sicher lebendiger ist. Gerade im Modus mit maximaler Spielerzahl entwickelt sich dann ein ziemlich temporeiches Spiel, das zwar einerseits einen hohen Glücksfaktor aufweist (schließlich hängt eine Menge davon ab, welche Karten man nachzieht), andererseits aber auch für Strategie-Liebhaber einiges zu bieten hat, da man doch recht weit vorausplanen und auch immer intuitiv die nächsten Züge seiner Gegner vorab erahnen muss.

Erfolgversprechende Taktiken gibt es dabei gleich mehrere, soll heißen die Spieltiefe definiert sich in „Top oder Flop“ vor allem in der ungeahnten Vielschichtigkeit und birgt auch genügend Reiz für ständige Wiederholungstäter. Speziell die Unberechenbarkeit eines jeden bevorstehenden, gegnerischen Zuges ist diesbezüglich ein Spannungsgarant, der die Laune am Spiel empor hält.

Lediglich das Design hätte bei den Karten ein wenig ansprechender sein können; hier machen die Plakate mit ihren überstrapaziert bunten, ganz klar an die Ursprünge der Industrie angelehnten Visualisierungen einiges vor, was jedoch vom Kartenmaterial nur bedingt bestätigt werden kann. Nichtsdestotrotz trübt aber auch das nach kurzer Eingewöhnungszeit nicht mehr die Stimmung.

 

Fazit:

„Top oder Flop“ ist ein wirklich nettes, reichlich interaktives Kartenspiel mit einem innovativen Mechanismus, leicht verständlichen Regeln und dennoch recht gehöriger Spieltiefe. Wider erster Erwartungen offenbart das Spiel einen sich ausbauenden Reiz, der gerade bei Maximierung der Spielerzahl anhaltenden Spielspaß garantiert und mitunter auch zum abendfüllenden Unterhaltungsprogramm avanciert. Das hohe Tempo bzw. die in diesem Rahmen recht vielschichtigen Handlungsmöglichkeiten sind schließlich weitere Elemente, welche zum klaren Resümee führen, diesem Titel eine klare Empfehlung auszusprechen

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424042005c2c45f53
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Top oder Flop

Autor: Martin Schlegel

Argentum Verlag, 2006

Spieler: 2 - 5

Alter: ab 10 Jahren

Dauer: ca. 30 Minuten

Erhältlich bei: Argentum Verlag

Spielausstattung:

  • 60 Einflusskarten

  • 10 Wechselkarten

  • 6 Marker

  • 5 Filmplakate

  • 1 Wertungsblock

  • 1 Spielregel


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Erstellt: 13.01.2008, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 5637