Tour de Mord herausgegeben von Carola Christiansen und Mareike Fröhlich
25 kriminelle Kurzgeschichten im Alpenraum
Rezension von Christel Scheja
Die Mörderischen Schwestern werden fünfundzwanzig Jahre alt. Hinter dem Namen versteckt sich ein Netzwerk von über 650 Autorinnen, Leserinnen und Bücherfachfrauen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kriminalliteratur aus der Feder von Frauen zu fördern, was leider bitter nötig ist, da viele herausragende Werke, heute noch verkannt werden, nur weil eine Frau dahinter steckt. Um das Jubiläum angemessen zu feiern ist nun eine Anthologie mit fünfundzwanzig Geschichten erschienen, die eines gemeinsam haben, sie spielen alle im Alpenraum.
Österreich, Deutschland und die Schweiz geben die Schauplätze für die kleinen aber feinen Geschichten her, die mal in mondänen Urlaubsorten wie Sankt Moritz oder Ischgl spielen, den romantischen Sehnsuchtsorten, die gerade in den 1950ern als Filmkulisse dienten oder eben auch kleinen verschlafenen Käffern, in denen sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Hier leben die Täter und Opfer, oft sind es aber auch Zugereiste, die die Gelegenheit nutzen, sich unliebsamer Zeitgenossen zu entledigen, seien es Ehemänner oder enge Freunde, ehemalige Chefs oder Zufallsbekanntschaften.
Dabei spielt oft die Vorgeschichte eine Rolle, Familie kann ebenso schuld für das was nun geschieht sein, wie auch Rachgedanken und simple Habgier. Und manchmal geht es auch darum, gewissen Leuten eine harsche Lektion zu erteilen, damit sie endlich aufhören Selbstjustiz zu üben, nur weil sie sich etwa von Motorradfahrern gestört fühlen. Und manchmal kann auch eine Sage durchaus lebendig werden und ihresgleichen Beschützen.
Es macht Spaß, sich auf die Geschichten einzulassen, die grob bestimmten Oberthemen zugeordnet sind. Aber auch wenn sie ein bestimmtes Motiv haben, so sind die Geschichten doch vollkommen unterschiedlich – das merkt man etwa bei den Täterinnen, die aus Rache handeln, denn während die eine durchaus eine patente Jägerin und Scharfschützin ist, die ihr Ziel nicht verfehlt, gehen andere doch wesentlich subtiler vor und wissen genau, was sie benutzen müssen, um das Opfer los zu werden oder ihm wenigstens eine Lektion zu erteilen.
Die Länge der Erzählungen bedingt zudem, dass die Autoren sich für eine Sache entscheiden müssen – schildern sie die Tat oder die Auflösung eines Verbrechens. Auch wenn sich viele für ersteres entscheiden, so gibt es doch jede Menge Unterschiede, die Abwechslung garantieren und Lust auf mehr machen.
Was den Hintergrund angeht, so setzen die meisten Geschichte auf bekannte Bilder und vertraute Hintergründe, damit sie nicht erst viel erklären müssen. Klischees werden aber weitestgehend vermieden, auch wenn sie manchmal der Atmosphäre sehr dienlich sind.
Vertreten sind Autorinnen wie Regina Schleheck, die schon so manchen Preis abgeräumt und seit Jahren aktiv sind, aber auch Frischlinge, die gerade ihr Debüt hinter sich haben. Allen ist aber gemeinsam, dass sie wissen, wovon sie schreiben, gleichzeitig aber auch eine Prise Humor einbringen, die der Handlung die passende Würze bringt.
Heraus kommen so fünfundzwanzig Werke, die man am besten nicht hintereinander weg liest, sondern Stück um Stück genießt, denn jedes ist für sich unterhaltsam und spannend zugleich.
Fazit:
Die »Mörderischen Schwestern« brauchen sich jedenfalls nicht hinter irgendwelchen männlichen Autorenkollegen zu verstecken, denn die Geschichten in »Tour de Mord« sprühen alle von einer boshaften Leidenschaft für freche bis schwarzhumorige Kriminalgeschichten in denen Hauptfiguren wie auch Autorinnen beweisen, dass Frauen ein ganz besonderes Händchen haben und einen grandiosen Ideenreichtum besitzen, wenn es darum geht, andere Menschen ins Jenseits zu befördern.
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